Verschenken an Bedürftige nur mit Nachweis der Bedürftigkeit
Ich habe eben mehrere Anzeigen einer Person gesehen, die einige Sachen verschenken möchte. Sie schreibt in den Anzeigen, dass sie diese Dinge gerne an Leute verschenken möchte, die es nicht so dicke haben und möchte bei Abholung auch den Nachweis zur Bedürftigkeit sehen.
Also wahrscheinlich den Hartz4 Bescheid. Anders kann ich es mir nicht vorstellen. Allerdings finde ich, dass es auch einige Bedürftige gibt, die eben einfach nicht viel verdienen, aber eben keine Mittel vom Amt bekommen. Außerdem waren viele Sachen, wie Kinderwagen, Kinderbett usw. dabei, die ein Hartz 4 Empfänger meines Erachtens sowieso als Erstausstattung bekommt.
Wie findet ihr es, wenn man Sachen verschenken will, aber den Nachweis zur Bedürftigkeit dabei sehen will? Findet ihr es verständlich oder eher anmaßend? Würdet ihr euch auf solche Anzeigen melden, wenn ihr bedürftig wärt oder würdet ihr das eher peinlich finden, wenn so ein Nachweis verlangt wird?
Auf der einen Seite finde ich es schon etwas komisch, allerdings ist es auch nachvollziehbar. Es gibt ja wirklich sehr viele Leute, die nicht bedürftig sind, die Dinge günstig oder kostenlos erhalten und dann teuer weiter verkaufen. So etwas finde ich nicht in Ordnung.
Allerdings würde ich wahrscheinlich selber auch, wenn ich in einer Situation wäre, wo ich bedürftig wäre, vor solchen Maßnahmen zurück schrecken, weil ich so etwas einfach nur peinlich finden würde. Denn immerhin sind es ja meistens die Menschen, die bedürftig sind, die sich dafür schämen und solche Angebote meistens nicht in Anspruch nehmen.
Dass Hartz vier Empfänger eine Erstausstattung bekommen war mir nicht bekannt, ich finde es aber gut. Denn als ich mein erstes Kind bekam, war das noch nicht so und wir hatten auch nichts und waren auf jede Art von Spende angewiesen. Und ich kann nur beipflichten, dass es oft Menschen gibt, die mit samt der Arbeit im Endeffekt weniger haben, als ein Hartz vier Empfänger.
Diese Menschen sollten meiner Meinung nach auch etwas bekommen und nicht herum betteln müssen. Ich war schon oft selber in der Situation, dass mir als arbeitende weniger unter dem Strich geblieben ist, wie wenn ich zu Hause geblieben wäre und vom Staat gelebt hätte.
Ich finde dieses Vorgehen eher dumm. Wenn die Sachen noch toll in Schuss wären würden sie nicht verschenkt werden und wer schon mal versucht hat gebrauchte Sachen zu verschenken weiß, dass man damit nicht immer Erfolg hat. Von daher ist es nicht besonders schlau wenn man von vorne herein die meisten potentiellen Interessenten verprellt.
Die vielen Leute, die es schaffen kostenlose Dinge teuer weiterzuverkaufen, würde ich gerne mal kennen lernen. Denn meine Erfahrung mit den meisten gebrauchten Dingen ist, dass man die nicht wirklich aus der Hand gerissen bekommt und froh sein muss, wenn man einen Bruchteil des Kaufpreises zurück bekommt.
Und was die Nachweise betrifft - die Leute, die einen Nachweis vorweisen können haben mit diesem doch Zugang zu einer ganzen Reihe von Vergünstigungen. Studenten mit einem Einkommen unter Sozialhilfeniveau haben aber keinen Nachweis und der Arbeiter, dessen Einkommen ein paar Euro zu hoch für eine Aufstockung ist, hat auch keinen Nachweis. Beide würden aber durch eine ungeplante Schwangerschaft in finanzielle Schieflage geraten.
Ich kann Cloudy nicht ganz zustimmen. Wenn man mal bei den Kleinanzeigen in der Rubrik Zu verschenken schaut, kann man durchaus feststellen, dass dort viele Dinge noch sehr gut aussehen und nicht etwas so schlecht sind oder Mängel haben, dass man sie nur noch verschenken kann. Natürlich möchten sich manche Anbieter so auch vielleicht die Abholung durch den Sperrmüll sparen, aber oftmals sind die Sachen wirklich noch sehr gut.
In gewisser Weise kann ich schon nachvollziehen, dass sich der Schenker irgendwie absichern möchte, dass seine Artikel wirklich an Bedürftige gehen. Aber ich finde auch, dass viele wenig verdienen und trotzdem keine Zuschüsse bekommen. Danach kann man heute sicher nicht mehr gehen. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass selbst die Vorlage eines Nachweises kein eindeutiger Beweis ist. Immerhin gibt es immer noch Menschen, die einfach nicht arbeiten wollen und dem Staat eben so auf der Tasche liegen.
Ich glaube, dass man sich da nur auf seine Menschenkenntnis verlassen kann oder eben auf sein Gefühl. Aber wenn ich etwas verschenke, muss ich auch immer damit rechnen, dass es vielleicht doch jemand bekommt, der es nicht so dringend benötigt. Vielleicht bleibt einem da nur ein Aushang bei der Tafel oder sich an eine Art Sozialkaufhaus zu wenden.
Ich muss sagen, dass ich das irgendwie schon verstehen kann, wenn es einem eben wirklich wichtig ist, dass jemand die Sachen bekommt, der wirklich bedürftig ist. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass es vielen Menschen unangenehm ist, wenn sie dann bei einer Privatperson wie ein Bittsteller auftreten und es belegen müssen, dass sie bedürftig sind.
Darum kann ich mir schon vorstellen, dass sich nicht sehr viele Menschen auf eine solche Anzeige melden. Wie ich das selber machen würde, weiß ich gar nicht, aber eine ziemliche Überwindung wäre es wohl auf jeden Fall, das zu tun. Selber würde ich so einen Satz aber nicht in eine Anzeige schreiben, weil ich das schon etwas anmaßend finde, als Privatmensch so einen Nachweis zu verlangen.
Ich finde es eher anmaßend und demütigend für eventuelle Empfänger. Schließlich geht es hier offensichtlich um gebrauchten Krempel, bei dem sich der Verkauf sowieso nicht lohnt. Und viele Leute scheinen auch nicht zu kapieren, dass gebrauchter Krempel nicht mehr viel wert ist, und zwar unabhängig davon, ob sie sich noch daran erinnern können, dass der Nippes oder das Möbelstück "damals viel Geld" gekostet hat. Das interessiert keinen Menschen mehr, wenn der Gegenstand nicht mehr ladenneu und originalverpackt ist.
Wenn ich etwas an "Bedürftige" verschenken möchte, trage ich das Zeug ins Sozialkaufhaus. Dort kann jeder einkaufen und es ist mir auch völlig egal, ob die Person, die meinen ehemaligen Besitz dort rausschleppt "bedürftig" ist oder einfach nur Spaß an Flohmarkt hat und mehr verdient als ich selber. Die Mitarbeiter und Betreiber profitieren so in jedem Fall von meiner Spende, und die sind unter Garantie bedürftig, da es sich um einen privaten Verein handelt, der von den Einkünften der Gebrauchtwaren die Mitarbeiter bezahlt, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance (mehr) haben.
So werde ich los, was ich nicht mehr brauche und muss niemanden dazu verhören, ob er oder sie wirklich armselig und unterprivilegiert genug ist, dass ich ihn mit meinem nicht mehr gebrauchten Kram zumüllen darf.
Ich finde es anmaßend, einen Bedürftigkeitsnachweis zu verlangen, wie etwa den Rentenbescheid oder den Hartz4-Nachweis. Wenn ich etwas verschenke, dann ist mir egal, wer es nimmt. Ich denke da primär an mich. Ich möchte den Gegenstand dann aus unterschiedlichen Gründen schnell loswerden. Das können durchaus gute Sachen sein, wie etwa ein großes Whiteboard, das ich bei einem Umzug in eine kleinere Wohnung nicht mitnehmen konnte, einen Kinderwagen, der nur Platz wegnahm, oder diverse Kleinmöbel. Das alles musste ich schnell loswerden und habe es teilweise verschenkt. Dabei war mir egal, wer es bekam.
Natürlich habe ich mich mehr gefreut, wenn es jemand genommen hat, der es wirklich dringend gebraucht hat und es sich neu nicht kaufen konnte, wie etwa das Whiteboard für einen ehrenamtlichen Sprachkursleiter. Der hätte beispielsweise überhaupt keinen Bedürftigkeitsnachweis vorlegen können. Da habe ich einfach darauf vertraut, dass er mir die Wahrheit sagt.
Wenn ich bessere Transportmöglichkeiten gehabt hätte, hätte ich manche Möbelstücke in das Gebrauchtwarenkaufhaus der Diakonia gebracht. Dort bringe ich beispielsweise gut erhaltene Kleidung oder Bücher vorbei, die ich geschenkt bekomme und nicht mehr brauche.
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