Wie viele Male habt ihr schon innerlich euren Job gekündigt?
Ich weiß nicht, ob ich mit meinem Kollegen alleine da stehe. Wir haben uns neulich unterhalten und wir sind beide schon mal so weit gewesen, dass wir innerlich schon unseren Job gekündigt haben. Da wir aber beide eigentlich gerne in dem Job arbeiten und auch beide nicht unbedingt arbeitslos sein wollen, haben wir diese Kündigung nie ausgesprochen. Nur untereinander haben wir uns unterhalten und auch er meinte, dass er schon oft mit sich selber gerungen hat und eigentlich schon im Kopf die Kündigung formuliert hatte.
Geht es auch auch so? Wie viele Male habt ihr schon innerlich euren Job gekündigt und was hat euch davon abgehalten es nicht nur innerlich zu machen?
Ich denke mal die Menge der innerlichen Kündigungen ist gar nicht so ausschlaggebend. Im Grunde kündigt man innerlich nur ein einziges Mal und wenn das passiert ist, ist es schwierig wieder über diesen Status Quo hinaus zu wachsen. Immerhin sagt man nicht einfach so jetzt kündige ich innerlich, sondern das ganze ist ein Prozess über den man auch erst einmal klar werden muss. Daraus entsteht dann einfach eine Distanziertheit zum Arbeitsplatz. Das Phänomen sehe ich darin, dass wahrscheinlich viele Leute ihre Jobs schneller kündigen würden, wäre es einfacher einen neuen Job zu finden. Denn immerhin ist man damit ja auch gut und gern Monate beschäftigt.
Eigentlich kündige ich täglich innerlich. Ich hasse meinen Job teilweise so dermaßen, dass ich davon wirklich aggressiv werde. Es gibt Tage, an denen brauche ich das Gesetzbuch nur vom Weiten sehen und könnte einfach nur kotzen. Ich denke fast täglich daran, ob ich nicht einfach kündigen und was Schönes machen soll. Teilweise habe ich meine Kündigung, bzw. den Antrag auf Entlassung aus dem öffentlichen Dienst schon im Kopf ausformuliert.
Was mich davon abhält, es zu tun? Das Geld. In welchem anderen Job könnte ich wohl an 5 von 7 Tagen in der Woche Zuhause sein und dennoch mehr Geld bekommen als manch anderer, der sich 40 Stunden pro Woche den Rücken krumm buckelt? Ich habe für extrem wenig Arbeit verdammt gutes Geld und es wäre mehr als dumm, da einfach zu kündigen.
Ich habe auch schon mal innerlich gekündigt, wenn es bei der Arbeit wieder sehr stressig war und auch der Chef wieder richtig schlecht gelaunt war und geschrien hat. Dann habe ich mir auch überlegt, warum ich mir das eigentlich antue und dass ich besser kündigen sollte. Davon abgehalten haben mich dann aber verschiedene Dinge. Zum Einen mache ich meinen Job trotzdem (meistens) sehr gerne und der Chef ist ja auch nicht immer schlecht gelaunt. In der Regel kommt man schon sehr gut mit ihm klar. Außerdem möchte ich vor einer Kündigung erst mal einen neuen Job haben, was bei einer spontanen Kündigung ja sicher nicht der Fall wäre.
Ich hätte meine Ausbildung im zweiten Lehrjahr beinahe abgebrochen. Ich hatte wirklich die Nase gestrichen voll, das kann man so sagen. Es ist mir nicht schwer gefallen, keinesfalls, ich habe immer gute Noten gehabt, aber ich war so genervt von den Lehrern, von den Methoden der Lehrer, ich war enttäuscht darüber, dass immer nur die gelobt worden sind, die die große Klappe hatten und gar nicht geguckt worden ist, wer seine Arbeit auf Station denn auch wirklich gut macht und nicht nur gut davon reden kann.
Ich war frustriert und hatte gar keine Motivation mehr, ich hatte keine Lust mehr, irgendwo zu lernen, wo es kein Lob gibt und wo Fleiß im Gegensatz zur großen Klappe offensichtlich nichts mehr gezählt hat. Ich bin nur noch missmütig in die Schule gegangen und war froh, wenn es endlich vorbei war.
Inzwischen bin ich heilfroh, alles durchgestanden zu haben. Natürlich haben sich viele Sachen nicht wirklich gebessert, aber manchmal gab es dann doch Lichtblicke. Auf den Stationen habe ich mich wohlgefühlt und wurde dort auch gut gelobt. Schulisch gesehen, musste ich mich eben damit abfinden, dass die Lehrer an der Schule keinen großen Wert auf Fleiß und Wissen legen. Aber auch hier konnte ich dann hin und wieder überraschen, indem ich manchmal in Arbeiten Einsen schrieb, wo die mit den großen Klappen völlig versagt haben. Das kam dann natürlich nur bei den Lehrern vor, die doch etwas andere Methoden hatten.
Und letztens hatte ich eine wunderbare Sternstunde. Ich hatte die ersten großen Komplexübungen zur Vorbereitung meiner Abschlussprüfung auf Station mit einer Praxisanleiterin, die ich länger nicht hatte und die sehr streng ist und von vielen deshalb nicht gemocht wird. Ich kam aber gut mit ihr aus und habe eben getan, was ich immer getan habe auf Station, meine Sache ordentlich.
Und neulich habe ich erfahren, dass sie meiner Praxislehrerin, die mich sonst auch nie besonders mochte, gleich SMSn geschrieben hat über mich. Die Lehrerin meinte, die Praxisanleiterin wäre "sehr angetan" von mir gewesen und so weiter und sofort. Da bin ich später dann natürlich nach Hause geschwebt. Und solche Sachen haben mich dann letztendlich durch die Ausbildung getragen und ich bin zum Glück dabei geblieben und habe nicht resigniert aufgegeben. Das macht mich sehr froh. Inzwischen fühle ich mich auch in dieser Stadt ganz anders und auf einmal respektiert und angekommen. Was ein bisschen Lob so alles ausmacht, nicht wahr.
Also bei mir ist es so, dass ich dann innerlich erst dann kündige, wenn ich bereits auf Jobsuche bin und sogar schon einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben habe. Also wenn ich im Prinzip schon was Festes als Alternative habe und es eh nicht mehr lange im besagten Betrieb aushalten muss. Ich würde nie innerlich in einem Job kündigen, wenn ich gar keine Alternativen hätte. Denn wenn man innerlich kündigt merkt man das den Menschen meiner Ansicht nach auch an, da dann die Arbeitsleistung und Motivation merklich nachlässt, die "Scheißegal-Haltung zunimmt und man auch mehr Fehler macht.
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