Gilt bei euch an der Uni eine Anwesenheitspflicht?
Die Unis in Nordrhein Westfalen scheinen sehr kulant zu sein, was die Anwesenheitspflicht angeht. Ich dachte eigentlich immer, dass man schon auch anwesend sein muss, wenn man studiert. Ich habe selbst nicht studiert, aber ich habe immer gehört, dass Studierende schon wegen der Pflicht an der Uni zu sein auch sehr viel Stress haben. In Paderborn und Bielefeld gibt es keine Anwesenheitspflicht.
Nun habe ich gelesen, dass Unis wieder Anwesenheitspflicht verlangen dürfen. Durften denn die Unis das vorher nicht? Sorry, wenn ich da laienhaft frage. Mir war nicht klar, dass sie das bisher nicht durften. Habt ihr an eurer Uni eine Anwesenheitspflicht? Was haltet ihr davon, dass man verpflichtet ist anwesend zu sein, wenn man studiert? Oder sollte es kulanter sein und man auch bei Vorlesungen fehlen dürfen?
Ich habe noch nie von Anwesenheitspflicht in Vorlesungen gehört. Je nach Fach und Universität sind das doch totale Massenveranstaltungen, da wäre man erst mal eine halbe Stunde damit beschäftigt die Anwesenheit der Studierenden zu prüfen.
Anwesenheitspflicht in Seminaren hatte ich teilweise schon und ich war kein Fan davon. Ich glaube man durfte nur drei Mal fehlen und das hatte man wirklich schnell zusammen. Zwei Mal krank, ein Zahnarzttermin und den Rest des Semesters musste man dann auch mit triefender Nase und Fieber auftauchen oder versuchen mit dem Dozenten zu reden.
Ich weiß nicht, was das bringen soll wenn man verpflichtet wird die Zeit abzusitzen. Man lässt ein Seminar ja nicht aus Spaß an der Freude ausfallen. Man muss die Inhalte zu Hause nachholen und muss schauen, dass man Unterlagen und Mitschriften irgendwoher bekommt. Und bei praktischen Seminaren muss man sogar schauen wann ein Raum frei ist damit man an seinem Projekt weiterarbeiten kann und nicht selten ist das dann später am Abend oder am Wochenende.
Ich kenne das auch nicht so, dass man in Vorlesungen wirklich Anwesenheitspflicht hatte. Ich weiß aber, dass das in anderen Studiengängen durchaus üblich ist. Ich habe Kontakte zu diversen Medizin-Studenten und die haben alle Anwesenheitspflicht in den Vorlesungen und da wird das dann auch mit einer Anwesenheitsliste überprüft. Man darf maximal zweimal fehlen und wenn man häufiger fehlt (egal ob entschuldigt oder nicht) wird man nicht zur Klausur zugelassen.
Jetzt könnte man natürlich den Sinn von Anwesenheitslisten in der Vorlesung diskutieren. Denn bei über 100 Anwesenden kann das keiner überprüfen, ob die Person wirklich da war oder ob der Freund oder die Freundin für die fehlende Person unterschrieben hat. So wirklich beweisen oder nachweisen kann man das ja nicht, aber das nur so am Rande.
Zu meiner Zeit war lange Zeit Anwesenheitspflicht in Seminaren, wobei das dann irgendwann abgeschafft worden ist. Ich fand die Anwesenheitspflicht in Seminaren immer total dämlich. Denn in meinem Studiengang war das so, dass man in den Seminaren in der ersten Stunde ein Thema zugeteilt bekommen hat und dann musste man ein Referat dazu halten und eine Hausarbeit dazu schreiben. Der Dozent hatte nix zu tun und im Endeffekt wurde in jeder Stunde ein Referat gehalten. Da nur das Hausarbeitsthema für die Note zählte, keine Klausur geschrieben worden ist und jeder ein anderes Thema hatte, sodass man nicht abschreiben konnte, war die Anwesenheit so gesehen total überflüssig.
Daher fand ich es gut, dass da die Anwesenheitspflicht abgeschafft worden ist. Denn es ist total bescheuert, dass man nur zweimal fehlen darf, da man ansonsten die Prüfungsleistung nicht erbringen darf und diese nicht gewertet wird. Ich habe neben dem Studium 20 Wochenstunden gearbeitet. Ich hätte das gar nicht geschafft wenn ich überall hätte meine Zeit absitzen müssen. Viele verwechseln Schule mit Uni, das sind aber zwei verschiedene Dinge.
Bei uns gab es keine generelle Anwesenheitspflicht. Die meisten Vorlesungen galten als freiwillige Maßnahme der Weiterbildung und mussten nicht zwingend besucht werden, aber einzelne Veranstaltungen wie Seminare und Praktika waren fester Bestandteil der Ausbildung, wurden mit Anwesenheitslisten kontrolliert und waren daher verpflichtend. Man hatte meistens ein bis zwei Fehltermine pro Block, aber musste darüber hinaus die geforderten absolvierten Stunden nachweisen können.
Allerdings konnten die Dozenten zum Teil auch selber entscheiden, ob und wie sie die Anwesenheitskontrollen durchführen wollten. Wurde eine Vorlesungsreihe zum Beispiel durch einen externen Professor gehalten, der eine Anfahrt von 3 Stunden hatte, so konnte dieser seine Reden zur Pflichtveranstaltung deklarieren, um am Ende nicht vor zwei oder drei Studenten seinen Vortrag halten zu müssen. Das hat zwar für Unmut unter den Kommilitonen gesorgt, war für mich aber recht plausibel nachvollziehbar. Ich hatte auch kein Problem damit, anwesend zu sein, denn ich habe mich schließlich aus Interesse und Lernwille für mein Fach entschieden - und nicht, um das studentische Partyleben zu fristen und meinen Eltern für die monatliche Finanzspritze meine studierten Semester auf dem Papier vorweisen zu können.
Bei meinem Erststudium hat es eigentlich fast nie Anwesenheitspflicht gegeben. Wer nicht in die Vorlesungen gekommen ist, der musste sich halt selbst darum kümmern, sich den Stoff anzueignen. Es wurde aber nie kontrolliert, wer anwesend ist. Einige meiner Kommilitonen hat man während des Semesters fast nie an der Uni gesehen. Die haben sich z.T. die Volesungsmitschriften von anderen Studenten ausgeliehen und kopiert.
Bei meinem nebenberuflichen Studiengang, den ich vor kurzem gemacht habe, gab es teilweise Anwesenheitspflicht. Es war aber dem jeweiligen Dozenten überlassen, ob er auf regelmäßiger Anwesenheit bestanden hat oder nicht. Bei Vorlesungen wurde es relativ locker gehandhabt, während es bei Seminaren strenger gesehen wurde.
Diamante, warum sollten Studierende denn generell anwesend sein? Ok, seit Bachelor und Master ist das Studium sehr verschult, aber das Grundprinzip besteht doch darin, dass der Student sich das Wissen X eigenverantwortlich bis zum Zeitpunkt Y aneignet. Die Uni ist keine Schule. Die Vorlesungen sind ein Mittel, um den Kram zu verstehen, aber oft eben unnötig.
Denn es kommt doch ganz stark auf den Studiengang an. In meinem ersten Studiengang setzt die Prüfungsordnung die regelmäßige Teilnahme voraus. Das ist sinnvoll, weil man viele Dinge dort nicht aus den Büchern lernen kann. Da muss man einfach selbst tasten, gucken, riechen und die verschiedenen Techniken üben. Stell dir vor, du hast nur Bücher über das Sticken oder Schnitzen gelesen und sollst nach dem Studium eigenständig und schnell arbeiten. Das kann nur in die Hose gehen.
Aber das ist ja nicht immer so. Mein zweiter Studiengang ist ein reiner Papierkrieg. Ob man da mit 700 Kommilitonen im Hörsaal sitzt und zuschaut, wie der Professor mit der rechten Hand die Tafel vollkritzelt und mit der linken wischt, oder einfach ein Buch nimmt, ist ziemlich egal. Da habe ich voll gearbeitet und war nur zu den wenigen Pflichtveranstaltungen da.
Eine Anwesenheitspflicht wäre lächerlich gewesen. Oft hatte man Glück, wenn man zumindest einen Platz auf der Treppe bekommen hat oder an der Tür was sehen konnte. Die Pflichtseminare waren mit 60 Plätzen regelmäßig ausgebucht, man konnte mehrere Semester darauf warten. Das war wie Lotto.
Je nach Studiengang muss man auch sehen, dass die Anwesenheitspflicht Menschen mit wenig Geld fernhält. In meinem ersten Studiengang hast du nahezu eine komplette Anwesenheitspflicht und im Schnitt fast 40 Stunden Veranstaltungen pro Woche plus Lernen. In den Semesterferien hast du Prüfungen und Pflichtpraktika. Die Uni kannst du dir nicht aussuchen und Berlin oder München sind teuer. Zusätzlich arbeiten geht fast gar nicht.
Außerdem verschlechtert die Anwesenheitspflicht oft die Qualität der Lehre. Denn ein leerer Hörsaal ist auf Dauer schlecht, aber wenn die eh da sitzen müssen? Deshalb bin ich für Augenmaß. Die meisten Veranstaltungen sind einfach ein Angebot, das nicht jeder braucht, andere sind wichtig.
In den Vorlesungen und Übungsstunden gab es bei uns keine Anwesenheitspflicht, aber in den Seminaren. Dass es in den Seminaren Anwesenheitspflicht gab, war verständlich. Denn dort mussten wir Vorträge halten und wer tut dies gerne vor nur ein oder zwei Zuhörern. Anwesenheitspflicht in den Vorlesungen halte ich nicht für nötig.
Oft gibt es die Vorlesungen heutzutage ja auch online. Und ein Studium ist kein Schulunterricht, sondern man geht davon aus, dass die Leute selbstständig lernen, egal wie. Wichtig ist, dass man die nötigen Credit Points sammelt und die Prüfungen besteht. Allerdings bin ich nicht mehr auf dem neuesten Stand und kenne die aktuellen Regeln für eine Anwesenheitspflicht nicht. Wird wahrscheinlich auch von Fachbereich zu Fachbereich unterschiedlich sein.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Unangenehm, wenn Chips Knoblauch-Aroma haben? 669mal aufgerufen · 5 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Unangenehm, wenn Chips Knoblauch-Aroma haben?
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1254mal aufgerufen · 11 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Gorgen_
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam? 1202mal aufgerufen · 16 Antworten · Autor: M. Mizere · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam?
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal? 562mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Ramones · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Familie & Kinder
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal?
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen? 1189mal aufgerufen · 13 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Urlaub & Reise
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen?