Warum ist Armut durch Krebs ein Tabuthema?

vom 27.07.2015, 16:38 Uhr

Ich habe vor kurzem einen sehr interessanten Bericht gesehen. Es ging um Krebserkrankungen in Deutschland und wie sich die Betroffenen fühlen. Es wurde dann auch gesagt, dass Krebserkrankte am Anfang nicht nur gegen den Krebs kämpfen müssen, sondern auch gegen die Armut und dass es ungeheuer schwierig sei, auf beiden Schienen zu kämpfen ohne den Mut zu verlieren.

Denn leider wird man irgendwann berufsunfähig mit dieser Diagnose und kann nicht wie gewohnt seine Krankenkassenbeiträge bezahlen. Man bekommt viel weniger Geld als man ursprünglich verdient hat und die Rechnungen werden immer mehr. Leider wäre Armut bei Krebserkrankungen ein großes Tabuthema in Deutschland und so würde sich niemand trauen darüber zu sprechen und Missstände aufzuzeigen.

Warum ist Armut durch Krebs so ein Tabuthema in Deutschland? Was muss sich ändern, damit das anders wird? Wie kann man den Betroffenen in so einer Situation helfen? Wie ist das in eurem Umfeld? Kennt ihr Krebskranke in eurem Umfeld und wie gehen die mit ihrer finanziellen Situation um? Wird da darüber gesprochen oder ist dort das Thema auch Tabu?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Was ist an dem Thema tabu sein soll und warum Krebs da so eine Sonderstellung eingeräumt wird. Sind andere Patienten, die sehr lange krank sind nicht arm? Oder macht denen das weniger aus? Nach 78 Wochen endet für alle Mitglieder der Krankenversicherung das Krankengeld. Das ist doch jetzt keine neue Erkenntnis.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich denke, es liegt daran, dass niemand Krebs (oder eine andere schlimme oder chronische Krankheit) bekommen und niemand arm sein oder werden will. Deswegen wird das Thema schlicht und ergreifend verdrängt. Ich selber habe in der Familie die Erfahrung gemacht, dass selbst Freunde und Verwandte sich abwenden, wenn jemand eine Krebsdiagnose bekommt, weil es den Leuten schlicht Angst macht. Wenn Tante X, noch keine 60, nie geraucht, topfit, auf einmal dahinsiecht und stirbt, könnte es ja theoretisch jeden treffen, und die Leute fühlen sich wohler, wenn sie die Augen davor verschließen.

Und dass Krankheiten aller Art auch finanzielle Rücklagen aufzehren und die Leute, selbst wenn sie sie überstehen sollten, in die Armut treiben können, ist auch nichts Neues. Aber auch hier ziehen es die meisten Menschen vor, sich in Sicherheit zu wiegen und sich einzureden, sie selber würde es schon nicht treffen und die Leute, die am Existenzminimum dahinschleichen oder Jahre brauchen, um sich wieder halbwegs zu sanieren, werden schon irgend etwas "getan" haben, um das zu verdienen. Mit dieser Einstellung lebt es sich für viele leichter, weswegen das Thema wie so viele unangenehme Tatsachen gern ignoriert wird.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Warum glaubst du, dass das nur Krebspatienten betrifft? Ich kenne eine Frau, die durch Multiple Sklerose arbeitsunfähig geworden ist und nun teilweise von ihrem Mann finanziert werden muss. Warum denkst du, dass das weniger ein "Tabuthema" sei als wenn die Frau Krebs hätte?

Ich verstehe auch nicht, warum du das als neue Erkenntnis verkaufen willst. Als Arbeitnehmer hat man doch irgendwann mal von solchen Sachen wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Krankengeld gehört. Es ist doch eigentlich bekannt, dass das Krankengeld nicht so hoch ist wie der Lohn und, dass das nicht ewig bezahlt wird.

Davon abgesehen wird man als chronisch kranker auch nicht schlechter gestellt sein als ein Langzeitarbeitsloser, man wird dann halt irgendwann in die Grundsicherung rutschen oder Rente plus Aufstockung auf Grundsicherungsniveau bekommen. Und ich habe nicht den Eindruck, dass das ein Tabuthema ist, es wird doch ständig darüber diskutiert.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich stelle nicht fest, dass Krebs und Armut oder beides in Kombination ein Tabuthema ist. Ich empfinde es so, dass das Gegenteil der Fall ist. In der heutigen Zeit ist das Thema Krebs doch in den Medien präsent und über Armut wird in den letzten Monaten auch wieder mehr geredet und seit Spahn Gesundheitsminister ist auch über Armut als Folge von Krankheiten und den Pflegenotstand. Ich mache also die gegenteilige Erfahrung wie du.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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