Wie steht ihr zu Werbeverbot für Abtreibungen §219a?

vom 13.12.2018, 12:14 Uhr

..Der beratende Arzt darf nicht der ausführende Arzt sein..

Gegen diesen Grundsatz hat, wenn ich mich nicht irre, nach Auffassung des Gerichtes die besagte Ärztin verstossen. Die auf ihrer Internetseite öffentlich zugänglichen Informationen könnten aufgrund der Ausführlichkeit bereits quasi als Beratung aufgefasst werden. Dann erfolgte auf ihrer Internetseite der Hinweis, dass sie selbst diese Art von Eingriff vornehmen könne. Wäre entweder das eine oder das andere von der Internetseite nicht veröffentlicht worden, schon wäre es nicht zu der Situation jetzt gekommen.

Möglichst die Unklarheiten zu beseitigen, gerade was die Informationsbereitstellung und das Prozedere angeht, ist Gegenstand der jüngsten parlamentarischen Debatte. Zumindest bekommt das Gesetz noch einen dementsprechenden Zusatz, wie es in den Nachrichten verlautet.

Es geht hier auch nicht um die generelle Diskussion um den §218, die immer noch ihre Schatten wirft und damals mit sehr harten Bandagen geführt worden war. Es geht im Prinzip um das Internet. Gerade weil damit heute im Gegensatz zu 1974 die Informationsbeschaffung um einiges differenzierter und einfacher ist.

» Gorgen_ » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 411,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Gorgen, da irrst du dich. Es geht im Urteil nicht um Beratung, es geht um Werbung. Dein Zitat gesagt nur, dass ein Arzt, der Beratungsscheine ausstellen darf, nicht erst die Schwangerenkomfliktberatung durchführen und dann den Abbruch vornehmen darf. Die medizinische Aufklärung, die der Frauenärztin als Werbung ausgelegt worden ist, ist nicht Teil der Konfliktberatung. Das macht immer der Arzt. Wer auch sonst?

Aber das Werbeverbot sorgt dafür, dass medizinische Informationen für Frauen unzugänglich sind. Denn man muss lange suchen, um Informationen zu finden, wie dass eine Absaugung erst ab der siebten Woche möglich ist, oder dass eine Kürettage nicht ungefährlich ist. Während jeder sich sein neues Knie oder seinen Zahnersatz aussuchen kann, müssen Frauen beim Abbruch nehmen, was der Arzt bietet, ohne es vorher zu wissen. Und mehrere Termine sind schwierig, schließlich ist die Zeit knapp. In keinem anderen Bereich bekommen Selbstzahler so wenige Informationen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


...Dem Kompromiss zufolge sollen künftig die Bundesärztekammer und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung für betroffene Frauen entsprechende Kontaktinformationen zur Verfügung stellen - demnach sollen Ärzte aber nicht selbst für Abtreibungen "werben" dürfen....

Soweit die letzte Meldung von der Politik.Quelle

» Gorgen_ » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 411,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Tja, super oder?! Damit bekommt Frau immer noch keine Informationen und kann sich immer noch nicht informiert für die Praxis entscheiden, die ihr die beste Lösung bietet. Und wie aktuell die Listen dann sind? Von denen, die eine Zulassung dafür haben, führen die wenigsten Abbrüche durch, weil sie Repressalien fürchten.

Ich hoffe, ich stehe nie vor der Entscheidung. Aber ich müsste sowieso selbst zahlen und würde in die Niederlande fahren. Weiter wäre das auch nicht. Dafür wäre sicher, dass man nicht schief angeschaut wird und das ganze so angenehm wie möglich passiert. Es ist schließlich auch so schlimm genug.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Hier wurde es noch einmal deutlich formuliert: Meinung eines profilierten Arztes: Information ja, Werbung nein. Für mich ist es neu, dass Ärzte überhaupt für ihre Praxis Reklame machen dürfen, egal, in welchem Fachgebiet sie tätig sind. Die Anpreisung eigener Leistungen ist auch in anderen Akademikerberufsgruppen, sogar bei Rechtsanwälten, äußerst verpönt, sie ziehen sich nicht selten aus "Futterneid" gegenseitig vor den Kadi.

Wenn es nur um das Abstecken von Einflussbereichen ginge, sollte das Werbeverbot dann auch für alle anderen medizinischen Extras verboten werden. Vor allem auch für so hochgejubelte, aber dennoch nicht ganz ungefährliche Techniken, wie Lasern etc. Das fände ich dann in Ordnung.

Wieso um den Paragraphen 219a so ein Wirbel gemacht wird, hat andere Gründe: Hier ist die Konfrontation gegensätzlicher Weltanschauungen mit im Spiel. Unter Berücksichtigung dieser Voraussetzungen ist es einer Regierung hoch anzurechnen, wenn überhaupt irgendein gangbarer Kompromiss zustande kommt, ohne eine Spaltung der Lager noch weiter zu treiben.

» Gorgen_ » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 411,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ja, und? Was nutzt die Aussage von Lauterbach? Das ist seine Meinung und nicht das Ergebnis des Kompromisses. Und ganz ehrlich? Betroffenen Frauen ist es egal, welche Weltanschauungen gerade en Vogue sind und welche Lager es so gibt.

Es kann nicht sein, dass mein Gynäkologe mir unzählige Untersuchungen offen auf einem Schild anbieten kann, die nur dazu dienen zu gucken, ob der Nachwuchs gesund ist, aber nicht angeben darf, ob er diese Schwangerschaft dann auch beenden würde. Du siehst doch selbst, dass das schizophren ist.

Warum darf ich mich darüber informieren, welches Implantat für einen Zahn die Lösung ist, die die haben möchte, und gucken wer das anbietet? Warum kann ich die Operationstechniken und den Gelenkersatz für meine Hüfte vergleichen und aussuchen, aber ich darf nicht wissen, wer wie eine Schwangerschaft abbricht?

Und wo wir gerade dabei sind? Warum ist ein Schwangerschaftsabbruch innerhalb der ersten 12 Wochen immer noch illegal und wird nur nicht verfolgt? Warum müssen Frauen unbedingt auch noch das aushalten?`Wer Schwangerschaftsabbrüche verhindern möchte, sollte ein Klima schaffen, in dem Frauen ihre Kinder vernünftig großziehen können. Denn die Zahlen sind eindeutig, in wirtschaftlich sicheren Zeiten und einem Umfeld, in dem man es auch alleine gut schafft, entscheiden sich mehr Frauen für das Kind.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Im Ernst? Ich bin keine Freundin von Abtreibungen, aber das muss jede Frau noch immer für sich entscheiden. Es werden nicht mehr Kinder abgetrieben, nur weil eine Ärztin, die das durchführt, darüber redet oder auf ihrer Webseite dazu entsprechende Hinweise gibt. Ich finde es lächerlich, dass Fachkräfte da in ihrer Arbeit und Ausführung durch diesen Paragraphen gehindert werden, richtig zu informieren und dadurch viele Frauen vielleicht nicht wissen, wo sie überhaupt hingehen sollen.

Wie angemerkt mag ich auch keine Abtreibungen. So habe ich jedenfalls immer gedacht. Doch wer herausbekommt, dass sein Kind behindert sein wird, der hat mein Mitgefühl und ich verstehe den Schritt. Wir sind in der Gesellschaft eben nicht richtig bereit, behinderte Kinder zu respektieren, sie durchs Leben zu führen, beruflich, wenn möglich zu fördern und mehr. Die Pflege und Aufmerksamkeit, die ein behindertes Kind braucht usw. Darüber müssen wir nicht reden und in meiner Familie ist jemand schwerstbehindert. Ich sehe also selber, was mit ihm seit meiner Kindheit ist, wie die Familie einbüßt und mehr! Sowas würde ich auch nicht wollen und das hat nichts mit Kinder nicht wollen zu tun oder zu lieben. Es geht auch um das Kind selber.

Ohnehin finde ich, obwohl ich immer anders geredet habe es eine Frechheit, was sich andere einmischen darüber, was eine Frau tut oder nicht. Ich rede nicht von all den Weibern und Kerlen, die ständig in die Kiste hüpfen ohne Gummi und keine Kinder wollen. Wer zu blöd für die Verhütung ist, muss eigentlich richtig vom Karma getroffen werden. Doch am Ende wäre wahrscheinlich auch da das Kind vielleicht das Opfer.

Wir haben hier ein gesellschaftliches Problem. Auf der einen Weise haben Leute das Gefühl, sie würden mit gewissen Schreibseln auf Webseite & Co jemanden zeigen, ey jo abtreiben sei cool und dann haben wir all die Abtreibungsgegner. Früher war ich auch eine und in gewisser Weise noch immer, aber im Ernst? Wie viele tote Babys, die von Beginn an nicht gewollt waren, wären vermieden gewesen? Man weiß es nicht!

Ich finde die ungeschützten Geschlechtsverkehr haben und gar keine Kinder wollen, aber ständig beim Abtreibungsarzt sitzen zum kotzen! Unbestritten, das sind arg widerliche Menschen. Doch es gibt Menschen, bei denen hat die Pille wirklich versagt und mehr. Andere erfahren, das Baby im Bauch ist stark behindert oder sonst was. Denen sollte man auch informativ zeigen können, der und der Arzt ist Ansprechpartner ohne, dass man sich herumfragen muss und schon einen Stempel gedrückt kriegt.

Ich finde diese Einmischung immer wieder genial. Aber wehe man mischt sich in das Leben derer ein, die natürlich wissen, wie sündhaft eine Abtreiberin ist. Ekelhafte doppelmoralisten sind das und wir reden ja auch nicht von Werbespot 1:Ey, heute ist ein schöner Tag zum abtreiben. Es sollen informative Thematiken zum Thema erlaubt sein, die gleichermaßen zeigen, hier können sie sich hinwenden.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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