Sollten Bahnhöfe für Obdachlose gesperrt werden?
Ich finde es offen gesagt ziemlich weltfremd, einfach davon auszugehen, dass Obdachlose Schuld daran sind, dass es am Bahnhof oder an öffentlichen Plätzen nach Urin stinkt. Da sind doch die besoffenen Fußballfans und Partymenschen eher für verantwortlich, da diese so viel trinken und die Hemmungen dadurch fallen, dass gerne mal uriniert wird wo man steht. In dieser Hinsicht sind die Obdachlosen doch nahezu unschuldig am Uringestank.
Der Gedanke ist derart herzlos, dass mir eigentlich das blanke Kotzen kommt! Wer das begrüßt, hat in meinen Augen noch nie die Realität vor Ort erlebt und das hat nichts mit meinem Beruf zu tun, wo auch diese meist von vielen verachtete Klientel ein Teil meines Lebens ist. Das Problem ist ein gesellschaftlich totgeschwiegenes Problem beziehungsweise ein Problem, was von Staat zur Kommune geschoben wird bis zu Ordnungsämter und Polizei. Niemand will was wissen, niemand will sich beschäftigen und niemand sieht das Problem auch teils bei sich.
Die wenigsten Obdachlosen, ohne Prozentzahlen zu kennen, werden freiwillig dort sitzen. Das muss hier natürlich jedem klar sein. Vielleicht, wenn überhaupt, sitzen 10 Prozent freiwillig da, weil zu Hause es nicht mehr ging ( Kids und Jugendliche sowie Heranwachsende ) oder weil sie mit dem Alltagsleben voller Verpflichtungen sowie dem gesellschaftlichen System nicht zurechtgekommen sind. Doch die Mehrheit sitzt dort, weil ganz variable Schicksalsschläge sie dort hin verfrachtet haben.
Wohnung verloren, keine schnelle und bezahlbare Unterkunft gefunden ist neben Alkohol- und Drogensucht die Nummer ein 1 Trennung von Frau. Doch auch Unfälle, Behinderungen, einfacher Rauswurf, zum Eigenschutz vor gewalttätigen Partnern etc sind tagtägliche Infos, die ich aus erster Hand bekomme, aber glaubt mal nicht, dass wir so einfach helfen können, wie man uns so gerne nachsagt. Am Popo oder besser gesagt, am Arsch!
Die Wohnungsgesellschaften helfen nahezu 0,0. Die Kommune? Antworten wie, woher sollen wir den Wohnraum nehmen oder die will keiner haben, kenne ich aus dem FF. Sozialämter? Schieben uns gerne auch von A nach B, damit die Leute wenigstens Gelder bekommen, um sich etwas einkleiden zu können und essen. Das ist kein Kindergartenspiel auf der Straße und während wir mit H4 einen Monat leben, ist das auf der Straße schnell weg.
In vielen Städten wie Hamburg, Frankfurt oder Berlin gibt es zwar Notunterkünfte, die sind aber überfüllt. Alkoholiker und Drogensüchtige kommen da aber auch fast nie unter. Leute mit Hunde auch nicht. Die Obdachlosen würden jedoch einen Teufel tun, und ihren Hund weg geben, weil sie ihn lieben, er eine soziale Seele und Stütze für sie ist. Ganz normal! In Essen & Co dasselbe Szenario. Mehr Obdachlose wie Platz und Suppenküchen etc? Davon haben wir in Deutschland viel zu wenige. Hamburg ist da persönlich ein Vorreiter für mich!
Natürlich urinieren sie irgendwo hin, einige sind nervig, einige totale Assis und andere? Die fallen nicht auf, aber auch ich und wir vielen anderen werfen da gerne mal alles zusammen im Topf, wenn wir genervt sind.
Das Problem ist gesellschaftlich! An Sozialwohnungen sparen, jetzt kaum noch Wohnraum haben, Menschen auf der Straße Jahrzehnte sich selbst überlassen, kaum Auswege und Hilfen suchen und dann rumheulen, dass sie teilweise nicht mehr gesellschaftsfähig sind? Ja logo, das liebe ich mir.
Nun haben wir so viele Unterkünfte für Flüchtlinge übrig, weil dort keine sind, aber nein, die dürfen keineswegs für Obdachlose herhalten. Manche Flüchtlinge wohnen zu horrenden Kosten, wofür andere sich eine Wohnung kaufen im Hotel, aber für Obdachlose? Ach wo, da tun wir mal nicht helfen. Das ist jetzt auch nicht gegen Flüchtlinge, die können dafür nichts, aber es geht um das allgemeine Verhalten!
Also schließen wir jetzt die Bahnhöfe und schreien am Ende, wie viele Tote es in der Kälte gab? Super Idee! Ganz großes Kino!
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