Seid ihr schon mal einem "Friedhofschnorrer" begegnet?

vom 18.01.2016, 14:16 Uhr

Bei uns im Stadtviertel gibt es einige "Friedhofschnorrer", so werden diese Leute von meiner Mutter genannt. Sie gehen regelmäßig auf die Beerdigungen von fremden Leuten, weil es im Anschluss meistens Kaffee und Kuchen gibt. Diese Leute wollen also nur auf die Trauerfeier, um ein kostenloses Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee zu ergattern. Dabei ist ihnen die Trauerrede und die Abschiednahme völlig egal.

Meine Mutter ist Verkäuferin, so hat sie schon vier oder fünf Gespräche über dieses Thema mitbekommen. Der typische Friedhofschnorrer bei uns ist anscheinend im Rentenalter und männlich. Der Trick bei der ganzen Sache ist einfach, dass man auf einer Beerdigung nicht nach der Identität gefragt wird und die meisten Leute einfach sehr beschäftigt sind. Ein Fremder unter vielen Menschen fällt nicht auf.

Kennt ihr solche Schnorrer auf dem Friedhof auch oder ist euch das völlig unbekannt? Seid ihr vielleicht auch Friedhofschnorrer, die nach der Trauerfeier ein kostenloses Stück Kuchen genießen wollen, obwohl euch der Verstorbene nicht bekannt war?

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Persönlich kenne ich so einen Fall nicht, da ich in einem eher kleinen Dorf wohne und jeder den anderen kennt und somit würde ein Schnorrer sicher schnell auffallen, aber eine Bekannte von mir hat letztes Jahr ihre Mutter verloren. Es waren zum Trauermahl etwa zwanzig Leute angemeldet und am Schluss waren es über fünfzig Personen, einige davon waren ihr völlig unbekannt.

Leider kommt sowas immer öfters vor, ich persönlich könnte mir aber nicht vorstellen, auf eine fremde Beerdigung zu gehen, da ich sowas einfach total daneben finde.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


soulofsorrow hat geschrieben:Diese Leute wollen also nur auf die Trauerfeier, um ein kostenloses Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee zu ergattern. Dabei ist ihnen die Trauerrede und die Abschiednahme völlig egal. [...] Der typische Friedhofschnorrer bei uns ist anscheinend im Rentenalter und männlich.

Schon mal daran gedacht, dass diese Menschen das vielleicht deswegen machen, weil sie arm und hungrig sind? Ich gehe mal davon aus, dass diese typischen Schnorrer alleinlebend sind und die Frau verstorben ist. Wenn das dann noch die traditionelle Rollenverteilung gewesen ist und der Mann gar nicht kochen kann, verstärkt das den Effekt noch. Viele Rentner sind ohne Frau an ihrer Seite komplett hilflos und kommen nicht klar. Was spricht dagegen, sich dann was zu Essen auf diese Weise zu besorgen? Es tut doch niemandem weh.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Zur Beerdigung selber kann ja jeder gehen, wie er Lust hat, wie ich hier auch schon vor einiger Zeit geschrieben habe Zu jeder Beerdigung gehen. Allerdings kenne ich es nicht, dass man nicht eingeladen zum Leichenschmaus bzw. Beerdigungskaffee, wie man es bei uns nannte, gehen konnte. Entweder stand schon auf der Karte, die man verschickte um den Tod und die Beerdigungszeit mitzuteilen drauf, dass anschließend zum Kaffee eingeladen wird oder aber man sagte das am Friedhof denjenigen, die man dabei haben wollte.

Wenn man es schon bei der Todeskarte dabei stehen hatte, war das in Form einer kleinen Karte, weil eben auch nicht jeder zum Kaffee eingeladen wurde. Oft wurde Kaffee und Kuchen oder Brötchen auch privat organisiert und da kamen auch nur Bekannte Gesichter rein.

Dass jemand einfach zur Beerdigung geht und uneingeladen dann zum Leichenschmaus geht, habe ich noch nie erlebt und ich denke, dass es bei all der Trauer auch auffallen würde, wenn ein unbekanntes Gesicht dabei wäre und ich zumindest fragen würde, in welchem Verhältnis dieser Mensch zum Toten stand.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Sorry Täubchen, aber das wäre mir absolut egal, ob jemand arm und hungrig ist, wenn ich mitbekommen würde, dass sich jemand auf Kosten meiner Familie durchschnorrt und das auch noch völlig pietätlos auf einer Beerdigung, dann würde ich den achtkantig herausschmeißen und dann hätte er noch Glück, wenn er sich keine fängt. Sowas würde ich nicht dulden und das finde ich auch absolut unverschämt, sich unter trauernde Hinterbliebende zu mischen, um sich durchzufressen.

Ich kann auch nicht großartig kochen, deswegen käme ich auch nicht auf die Idee, mich bei anderen durchzufressen. Man muss nicht kochen können, um zu überleben und auf einer typischen Trauerfeier gibt es ohnehin nichts Warmes, sondern eine kalte Platte oder Kuchen, das ist dann kein Ausgleich für Nicht-Kochen-Können. Außerdem ist eine Trauerfeier nicht die Wohlfahrt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 15.12.2018, 13:21, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ich habe es bisher nur so erlebt, dass man entweder schon vor der Beerdigung gesagt bekommt, wo man sich nachher zu Essen trifft oder, dass man das direkt nach der Beerdigung bespricht. Und das war bisher immer in einem Restaurant oder bei jemandem zu Hause, also immer ein Stück vom Friedhof entfernt. Da würde es doch auffallen, wenn sich ein Fremder unter die Eingeladenen mischt.

Für arme, hungrige, alleinstehende Rentner gibt es Möglichkeiten sich mit Essen zu versorgen. Essen auf Rändern, Mittagstisch im Seniorenheim und so weiter. Wenn sich jemand auf Beerdigen durchfrisst dann sicher nicht, weil er sonst verhungern.

Der macht das, weil er es kann. Weil auf einer Beerdigung kaum jemand eine Szene machen möchte wenn er einen Schnorrer entdeckt. Ansonsten könnte er sich ja auch auf Hochzeiten durchfressen, da ist das Essen wahrscheinlich sogar wesentlich besser als auf Beerdigungen. Aber da werden die Menschen wesentlich weniger Skrupel haben einen ungeladenen Gast vor die Tür zu befördern.

Ich weiß nicht, was ich in so einem Fall machen würde. Mein erster Impuls wäre wohl auch die Person rauszuwerfen. Wenn möglich so, dass es jeder mitbekommt und sich die Person auf keiner Beerdigung mehr blicken lassen kann ohne direkt als "der Schnorrer" identifiziert zu werden. Vielleicht würde ich aber subtiler vorgehen und einfach die Polizei rufen. Das Erschleichen von Kaffee und Kuchen müsste doch eigentlich als Diebstahl gewertet werden und eine Anzeiger dürfte der Schnorrerkarriere ein Ende bereiten.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Für mich hört sich das ein bisschen nach einem Narrativ unter den Regeln der urbanen Legende an. Ich habe noch nie in meinem Leben außerhalb von fiktionalen Werken davon gehört oder gelesen und auch die Suche bei Google hat außer einigen Treffern bei englischen Tabloids, die nichts anderes als Klatschblätter sind, keine fruchtbaren Ergebnisse zutage gebracht. Die Leute erzählen ja manchmal viel beim Friseur oder im Laden, wenn der Tag lang ist.

So einfach wie es auf den ersten Blick sein mag, ist die Methode doch auch gar nicht, weil man zum einen immer Gefahr läuft auf sehr peinliche Art und Weise aufzufliegen, zum anderen kenne ich es auf hiesigen Beerdigungen nicht, dass es ein im wahrsten Wortsinn offenes Haus gibt, wo jede Stunde die Leute ein- und wieder ausgehen.

Wenn dann jemand Fremdes mit der Familie und den engsten Angehörigen mit läuft oder frech im Kaffee Platz nimmt würde das doch auffallen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass auf einer Beerdigung jeder einzelne so durch den Wind ist, dass er einen Fremden nicht wahrnehmen oder ansprechen würde. Der Schnorrer kann ja auch gar nicht damit rechnen, dass die Beerdigung groß genug ist, dass er nicht auffällt.

» Verbena » Beiträge: 4940 » Talkpoints: 1,49 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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