Landesweite Schulgeldfreiheit erstrebenswert?
Laut Medienberichten hat Schleswig Holstein das Schulgeld für Gesundheitsfachberufe wie Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, medizinische Bademeister und Masseure abgeschafft. Soll heißen, dass Auszubildende dieser Berufe in Zukunft (ab 2019) kein Geld mehr zahlen müssen. Bisher sind Kosten von bis zu 400 Euro monatlich üblich. Laut dem dortigen Landesgesundheitsminister würde so ein Erlass zur Folge haben, dass ab 2019 mehr qualifizierter und engagierter Berufsnachwuchs ausgebildet werden könnte.
Wie seht ihr diese Schulgeldfreiheit in Schleswig Holstein? Welche Nachteile und Vorteile hat diese Regelung? Meint ihr, dass andere Bundesländer diesem Beispiel folgen werden oder schließt ihr das aus? Sollte diese Schulgeldfreiheit bundesweit umgesetzt werden oder haltet ihr das für keine so gute Idee?
Es gibt auf jeden Fall zu wenig staatliche Schulen für diese Berufe. Hier an der Uniklinik ist Physiotherapeut ein ganz normaler Ausbildungsberuf, also mit kostenlosem Schulbesuch, und mir hat mal eine Auszubildende erzählt, dass sie drei Jahre auf ihren Ausbildungsplatz gewartet hat, weil es so viele Bewerber gibt.
Und zumindest bei Physiotherapeuten - mit den anderen Berufen habe ich noch keine Erfahrungen gemacht - scheint der Bedarf da zu sein. Ich habe mal nach einer Operation möglichst zeitnah nach dem Krankenhausaufenthalt Physiotherapie gebraucht und habe fast die Hälfte der Eintragungen im Telefonbuch durch telefoniert bis ich eine Praxis gefunden habe, die überhaupt Termine für neue Patienten hatte.
Sicher gibt es irgendwelche Gründe dafür, dass es so wenig staatliche Schulen gibt, so, dass selbst mit guten Noten oft nur der Weg an die Privatschule bleibt wenn man nicht jahrelang warten will. Aber fair ist das eigentlich nicht. In anderen Berufen ist die Berufsschule kostenlos, selbst für ein Erststudium bezahlt man weniger. Warum sollen dann ausgerechnet soziale Berufe so viel Schulgeld bezahlen, wo das doch eh keine Berufe sind, in denen man später mal das große Geld verdient.
Mehr staatliche Förderung der Privatschulen, so, dass diese dann auf das Schulgeld verzichten können, bedeutet natürlich, dass dann irgendwo anders Geld eingespart werden muss. Das ist der einzige Nachteil, den ich hier sehe.
Cloudy24 hat geschrieben:Sicher gibt es irgendwelche Gründe dafür, dass es so wenig staatliche Schulen gibt, so, dass selbst mit guten Noten oft nur der Weg an die Privatschule bleibt wenn man nicht jahrelang warten will.
Wie kommst du darauf, dass es nur um Privatschulen geht? In meinem Bundesland sind z. B. die PTA-Schulen in kommunaler Trägerschaft und die Angestellten Mitarbeiter der Stadt. Trotzdem kostet die Ausbildung hier nicht wenig. Allerdings soll jetzt ein Teil des Schulgeldes von der Landesregierung erstattet werden, damit die Schüler nicht so stark belastet werden.
Mit guten Noten hat das hier gar nichts zu tun. Wer ein meinem Bundesland PTA oder einen ähnlichen medizinischen Beruf ohne Studium ergreifen möchte, der muss immer bezahlen. Es gibt keine kostenfreien Plätze. Folglich finde ich das solche Ansätze sehr gut, denn bisher stehen hier diese Berufe nur Bewerbern offen, deren Eltern das Schuldgeld aufbringen können.
cooper75 hat geschrieben:Wie kommst du darauf, dass es nur um Privatschulen geht?
Ich bin einfach von meinem Bundesland ausgegangen, weil es hier eben kostenlose, staatliche, Ausbildungsplätze gibt, auch für PTA und CTA. Und da diese Ausbildungsplätze wie gesagt sehr begehrt sind spielen die Noten als Auswahlkriterium mit Sicherheit eine große Rolle. Aber klar, Schulwesen ist Ländersache, also wird jedes Bundesland da andere Regelungen haben.
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