Bei großen Verdienstunterschieden keine Beziehung wollen?
Manche Paare sollen sich ja sehr über Geld und Finanzen streiten. Manche Menschen gehen daher so weit und sagen, dass sie gar keine Beziehung mit einem Menschen führen wollen, der deutlich weniger verdient als sie selbst. Wie seht ihr das? Meint ihr, dass man auf eine Beziehung verzichten sollte, wenn die Verdienstunterschiede zu groß sind, da das ansonsten zu Streit führen könnte? Ich finde, dass die Verdienstunterschiede doch gar keine Rolle spielen, da es auch Menschen gibt, die ähnlich verdienen und es gibt trotzdem Probleme.
So ist eine Freundin von mir Ingenieurin, die richtig gut verdient. Ihr Partner ist ebenfalls Akademiker und verdient ähnlich viel. Allerdings kommt es da häufiger zu Streit, da er seine Studienschulden nicht abbezahlt hat und mit Geld nicht umgehen kann und es sehr verprasst anstatt zu sparen und damit etwas sinnvolles zu machen. Sie sieht nicht ein, warum sie dann immer in die Bresche springen muss, weil er mal wieder kein Geld hat. Verheiratet sind die beiden nicht. Was meint ihr dazu?
Ich weiß gar nicht, was mein Partner verdient und er kennt mein Einkommen nicht, darüber haben wir nie geredet und ich finde auch nicht, dass man das wissen muss. Das Einkommen ist Privatsache. Ich will gar nicht wissen, was er verdient und er muss auch nicht wissen, was ich verdiene. Und ich würde denken, dass man das bei einem potentiellen Partner, wo sich die Frage stellt "Beziehung oder nicht" doch auch häufig nicht weiß. Wenn man nicht explizit danach fragt oder das anderweitig herausbekommt, dann hat man doch bei der Beziehungsanbahnung keine Ahnung, welches Einkommen der andere hat. Ausnahmen sind vielleicht Konstellationen, wo es aus dem Job ersichtlich ist, dass jemand sehr viel oder sehr wenig verdient.
Zudem lebe ich das Modell, dass jeder sein Zeug bezahlt. Da wäre es mir auch egal, ob mein Partner Geld für Dinge ausgibt, die ich nicht sinnvoll finde - geht mich nichts an, ist ja sein Geld. Und ich habe nichts davon, wenn er spart und keinen Nachteil, wenn er nicht spart, ist alles seine und er kann machen, was er will. Genauso ist mein Geld auch meine Sache.
Ich kann mir schon vorstellen, dass es in einer Beziehung auch Probleme geben kann, wenn ein Partner wirklich viel mehr verdient als der andere. Auch wenn man lieber so tun würde, als hinge Ansehen und Wert eines Menschen überhaupt nicht von seinem Gehaltszettel ab, sondern nur von Charakter und Persönlichkeit, so sehen es doch sehr viele Menschen sehr anders, und das färbt logischerweise auch auf eine Beziehung ab. Wohlgemerkt, ich rede hier nicht von 200 Euro Differenz im Monat.
Beispielsweise kann ich mir vorstellen, dass es auf Dauer durchaus die Harmonie trübt, wenn größere Ausgaben und Luxus wie ein schöner Urlaub immer ins Budget des gleichen Partners fallen, weil es schlicht unmöglich ist, von einem Busfahrergehalt die Angebetete zum Shopping nach New York auszuführen, obwohl besagte Angebetete sich das von ihrem Gehalt locker leisten könnte. Und umgekehrt ist es auch nicht völlig absurd, wenn sich der weniger verdienende Partner auf Dauer in der Beziehung unterlegen vorkommt, weil man ja schlecht finanzielle Entscheidungen treffen kann, die über den Geldbeutel eines anderen laufen.
Ich denke daher, dass eine Beziehung zwischen Leuten, die unterschiedlich viel verdienen, durchaus funktionieren kann, aber dass es eben auch einen zusätzlichen Stressfaktor darstellt, mit dem sich nicht jeder um der Liebe willen abfinden möchte.
Man weiß ja gar nicht immer was die Leute in einem bestimmten Beruf verdienen. Sicherlich kann man das grob nachsehen und dennoch ist das wohl genauso bescheuert wie jemanden danach zu fragen, nur weil man Interesse an der Person hat. Ich finde das Geld so gar keine Rolle spielen sollte. Wenn man sich liebt ist es doch recht egal, wer wie viel verdient, man bekommt das immer schon irgendwie hin.
Natürlich würde ich nicht mit jemanden zusammen sein wollen, der immer wieder Schulden aufbaut. So kann man einfach nicht durchs Leben gehen und letztendlich muss man dann ja auch dafür gerade stehen, wenn man so jemanden dann heiratet. Ich würde mich wohl eher auf so etwas nicht einlassen, aber ob mein Mann nun mehr oder weniger verdient finde ich vollkommen egal und er sieht das auch so.
Wobei ich es dann aber auch wichtig finde, dass die Person, die extrem gut verdient der Person, die schlecht verdient auch etwas gönnt. So kann man sicherlich auch mal etwas ausgeben oder etwas schenken und ich finde es sympathisch, wenn man da nicht so extrem auf das Geld achtet, sondern teilt.
Ich könnte mir vorstellen, dass es gar nicht so leicht ist einen Partner zu finden, der einen ähnlichen Verdienst hat. Man geht ja kaum auf Partnersuche und fragt direkt nach dem Einkommen. Ich finde das total nebensächlich und denke auch, dass es eher darauf ankommt, welchen Bezug man zu Geld hat und wie man damit eben umgeht. Wenn einer immer nur ausgibt und der andere dann teilweise mit dafür aufkommen muss, ist doch Streit vorprogrammiert.
Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass es zu Problemen kommen kann, wenn wegen des großen Verdienstunterschiedes die Ansprüche sehr unterschiedlich sind. Wenn der eine Partner beispielsweise an hohe Qualität und Luxus gewöhnt ist, und der andere Partner kann aus Geldgründen hier nicht mithalten und ist auch generell an einen einfacheren Standard gewöhnt, dann ist Toleranz gefragt.
Ich habe viele Jahre mit einem Partner gelebt, der mir finanziell um ein Vielfaches überlegen war. Das fangen die Probleme schon beim Wohnen an: Wenn ich die Hälfte einer üblichen Miete für seine Hütte bezahlt hätte, wäre mein Budget futsch gewesen. Selbst wenn ich mich nur hälftig an den Nebenkosten für seine selbst genutzten Immobilien beteiligt hätte, wäre ich pleite gewesen.
Und es geht ja weiter. Ich durfte seine Autos nutzen, davon hätte ich keines bezahlen können. Was der unter Freizeitaktivitäten verstanden hat, das konnte ich mir vielleicht zu Weihnachten leisten. Selbst die für seinen Lebensstil nötigen Klamotten konnte ich nicht finanzieren.
Es hat sehr gut funktioniert, gescheitert sind wir an seiner Untreue, die er bis heute pflegt. Aber das klappte nur, weil er mir nie das Gefühl gegeben hat, mich großzügig zu finanzieren oder gar Dankbarkeit erwartet hat. Für ihn war es unser. Ich habe im Gegenzug all das beigesteuert, was ich gut geben konnte. Also alltägliche Einkauf, der Kaffee in der Stadt oder das Eis gingen immer auf meine Rechnung. Und ich habe nie den Eindruck erweckt, dass mir von seinem Geld etwas zusteht.
Das Unser habe ich in einem vernünftigen Rahmen ausgelebt, ohne mich mehr als nötig zu bereichern. Klar musste er das Kleid für eine Abendveranstaltung bezahlen, aber ich wollte nicht mehr als nötig. Und ich hatte auch nicht den Anspruch, immer neu eingekleidet zu sein. Wenn man ein Kleid nicht mehrfach in Folge anziehen kann, dann war das seine Entscheidung.
Solche Konstellationen funktionieren nur, wenn der Stärkere den Schwächeren als vollwertig mit einbezieht und der Schwächere nicht plötzlich meint, King of Currywurst zu sein. Außerdem muss einem bewusst sein, dass solche Konstellationen Einfluss auf die Lebensplanung haben. Da muss man dann eben gute Miene zu Veranstaltungen machen, die man nicht besuchen möchte. Man muss einen Teil seiner Freizeit für Dinge aufwenden, die man nicht mag, um Kontakte für den anderen zu pflegen. Wenn es Nachwuchs gibt, dann kümmert sich der mit weniger Einkommen. Das klappt sonst nicht.
Und wenn man das nicht so aufteilen kann, dann wird es eben schwierig. Nicht jeder sagt, zwei Zimmer in einer normalen Wohnlage sind super, das gesparte Geld lege ich an. Aber wie soll der andere mehr bezahlen? Man kann den Lebensstil nicht einfach angleichen. Und wenn der eine dann gönnerhaft und der andere anspruchsvoll wird, knallt es unweigerlich.
Mir wäre es egal, wenn mein Part weniger verdient als ich, solange er mit Geld umgehen kann und meines nicht in Spielhallen oder auf den Pferderennplatz trägt. Allerdings wäre es mir nicht recht, wenn mein Partner wesentlich mehr verdient als ich und auf einen hohen Lebensstandard Wert legt. Ich würde mich irgendwie abhängig und zu Dank verpflichtet fühlen, wenn er mir alles bezahlt, selbst wenn er es gerne tut. Am liebsten sind mir finanziell paritätische Beziehungen. Aber das kann man sich ja nicht immer aussuchen.
Ich denke schon, dass das unter Umständen zu großen Problemen führen kann, wenn beide unterschiedlich viel in einer Beziehung verdienen. Ich denke aber nicht, dass es in erster Linie am Verdienst selbst liegt, sondern eher an den Möglichkeiten, die sich einem dann ermöglichen und den Prioritäten, die man sich dann setzt und auch den Wünschen, die mit dem Gehalt in Verbindung stehen.
Wenn eine Person extrem gut verdient und von einer luxuriösen Villa mit Pool träumt und ständig in teure Urlaube fahren und auch sonst ständig in teuren Restaurants essen gehen will, kann das natürlich schon problematisch sein, wenn der Partner sich das alles gar nicht leisten kann. Wenn man da keine Kompromisse findet und wenn der eine dem anderen finanziell nicht unter die Arme greifen will, dann funktioniert das auf Dauer einfach nicht.
Es kommt ja aber darauf an, was einem selbst wichtig ist. Nur weil man viel verdient, muss man ja nicht viel Wert auf teure Urlaube, Autos und Restaurants legen. Genauso können Leute mit geringem Verdienst auch ihr Geld in hohem Bogen aus dem Fenster werfen. Es kommt eher darauf an, dass man sich ähnlich ist, was die Ausgaben und Ansichten betrifft, was Geld angeht. Dann kann es auch gut klappen, wenn man sehr unterschiedlich verdient.
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