Mütter im Job wirklich schwer zu vermitteln?
Ich las neulich einen Artikel über die Erfahrungen eines Headhunters und der meinte, dass in seiner Branche Mütter nur schwer zu vermitteln seien. Er hat aber auch überwiegend Mitarbeiter im Recht vermittelt. Daher frage ich mich, wie das eigentlich in anderen Branchen aussieht.
Ich denke nicht, dass Mütter in meiner Branche schwer zu vermitteln sind, denn auch meine Teamchefin ist Mutter und arbeitet in Teilzeit. Ich könnte mir vorstellen, dass das von der Qualifikation abhängig ist. Wie seht ihr das? Welche Beobachtungen habt ihr machen können? Sind Mütter eurer Ansicht nach schwer zu vermitteln auf dem Arbeitsmarkt?
Ich frage mich immer, wie man darauf kommt, dass Mütter nicht schwer vermittelbar sind. Und das ist eben nicht großartig eine Frage der Qualifikation. Da muss man sich ganz einfach mal die Öffnungszeiten des örtlichen Discounters ansehen und dann die Öffnungszeiten der Kita. Da stellt man fest: Passt nicht.
Schaut man in die Grundschule, wird es nicht besser. In der verlässlichen Grundschule geht die Betreuung bis 14 Uhr, der offene Ganztag ist bis 16 Uhr gedacht. Und dann? Mit Jobs, wo Schichten geplant werden müssen, die Arbeitszeiten mit den Betreuungszeiten kollidieren, oder Überstunden normal sind, bevorzugt man Bewerber, die keine Schwierigkeiten machen. Zumal kleine Kinder auch noch im Schnitt zehn Infekte pro Jahr haben.
Du beziehst dich auf einen Headhunter, der gut davon lebt, dass er etwa 30 Bewerber pro Jahr vermittelt. Wenn der Teamleiter in Teilzeit im Programm hätte, könnte er nicht gut davon leben. Es ist einfach Fakt, dass Frauen in ganz vielen Branchen zuerst die funktionierenden Eierstöcke im Weg stehen, denn die könnte schwanger werden. Und bis diese Gefahr vorbei ist oder vorhandene Kinder groß genug sind, ist der Karrierezug längst abgefahren.
Wenn ich nicht mit dem Gatten ins Ausland gegangen wäre, hätte ich mit Schuleintritt des ältesten Kindes kündigen müssen. Denn die Anforderungen hätte ich nicht erfüllen können, außer das Kind kommt ins Internat oder wir stellen jemanden ein. Natürlich wäre ich nicht arbeitslos gewesen. Teilzeit an irgendeinem Schreibtisch wäre drin gewesen. Aber das wäre ein riesiger Rückschritt gewesen und ob ich jemals wieder so eine Position erreicht hätte? Eher nicht.
Leider, aber ehrlich gesagt kommt es, wie cooper schon erzählt hat, darauf an, ob man/frau ihre Karriere trotz Familie pflegen, planen und fortsetzen möchte, oder wie erwähnt, Teilzeit an irgendeinem Scheibtisch oder von zu Hause aus machen möchte. Das haut schon immer irgendwie hin, aber es muss sich eben auch lohnen.
Und ich glaube auch nicht, dass die Qualifikation hier eine Rolle spielt. Bei höher qualifizierten Frauen sind Babypause und Teilzeit immer noch oft genug gleichbedeutend mit dem Karriere-Aus. Was ja, wohlgemerkt, nicht gleichbedeutend mit Arbeitslosigkeit ist. Und wenn man keinen besonders gut bezahlten Job hat, ist Teilzeit reine Zeitverschwendung, und bei Vollzeit hat man gerade die Kinderbetreuung wieder drin.
Wenn man Glück hat und keine wechselnden Schichtpläne, Überstunden oder irgend etwas, was über dreimal die Woche fest eingeplante vier Stunden untertags hinausgeht. Und dann handelt es sich meistens um einen "Mutti möchte auch mal wieder unter Leute"-Job und nicht gerade um eine lukrative Berufslaufbahn.
Leider ist es immer noch so, dass davon ausgegangen wird, dass sich die Mütter im Krankheitsfall um die Kinder kümmern und nicht die Väter. Daher sind vielleicht in manchen Branchen Mütter schwerer vermittelbar. Bei mir war das nie ein Problem. Langfristig planende Firmenchefs denken in dieser Hinsicht vielleicht auch anders, denn die Kinder sind ja nur ein paar Jahre lang klein und die Firmenbindung der Mütter ist im allgemeinen stark, wenn das Unternehmen ihnen entgegenkommt.
Ich bin tatsächlich bei einem Vorstellungsgespräch gefragt worden, wie meine Kinder versorgt sind, wenn ich arbeite. Ich habe dann neben Kindergarten Oma und Opa und Schwester herbeigelogen, die jederzeit zur Verfügung stünden. Aber ich glaube, die Zeiten ändern sich. Denn ich kenne immer mehr Männer, die Erziehungsurlaub nehmen oder sich im Krankheitsfall um die Kinder kümmern. Diese Einstellung ist aber wahrscheinlich erst bei den moderner denkenden Unternehmen angekommen.
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