Weniger sorgsam mit Sachen umgehen, die man nicht mag?
Ich denke, dass es ganz normal ist, dass man mit der ein oder anderen Sache nicht mehr oder weniger sorgsam umgeht, wenn man sie nicht (mehr) mag. Alte Kleidungsstücke verwendet man ja beispielsweise auch oft zum Streichen, ohne Angst zu haben, dass sie schmutzig werden könnten.
Geht ihr aber mit allen Sachen weniger sorgsam um, wenn ihr sie nicht mögt, also auch abgesehen von Kleidungsstücken sondern bei anderen Gegenständen? Wie sieht es mit Geschenken aus, die ihr bekommen habt, die ihr aber nicht mögt und die euch nicht nicht gefallen?
Ich bin eigentlich von Natur aus ein sorgsamer Mensch und es widerstrebt mir, mit Dingen leichtfertig und unsorgsam umzugehen, wenn dadurch bleibende Schäden daran entstehen. Selbst, wenn mir an der Sache an sich nichts liegt, fühle ich mich unwohl, wenn ich in meinen Augen bei der Fürsorge darum "versagt" habe und dann Eindrücke der Unordentlichkeit, Schlampigkeit oder des Desinteresses deswegen auf mich zurückfallen. Solche Eigenschaften sind mir in meiner Grundnatur nämlich fern und sind tatsächlich auch Charakterzüge, die ich bei anderen Menschen nicht leiden kann. Demnach versuche ich, möglichst vorsichtig mit allem umzugehen, was ich besitze - zumal es auch den Vorteil bietet, dass sich Dinge sehr viel länger halten und man sich das Geld für regelmäßige Neukäufe spart.
Allerdings kann ich nicht leugnen, dass es einen Unterschied im Umgang mit meinen Lieblingssachen und mit weniger bedeutsamen Objekten gibt. Meine liebsten Kleidungsstücke, Kuscheltiere, Deko-Artikel und Freizeitbeschäftigungen werden wirklich wie mein Augapfel gehegt und gepflegt, übervorsichtig angefasst und nie unbeaufsichtigt und ungeschützt liegen gelassen, wo sie Schaden nehmen könnten. Da habe ich vielleicht sogar ein übermäßig scharfes Auge auf die Sicherheit, das in diesem Maße für viele Außenstehende gar nicht nachvollziehbar ist, da es sich schließlich "nur" um Alltags- und Gebrauchsgegenstände handelt. Dennoch liegen mir diese am Herzen und gehören zu meinem Leben dazu, und ein Schaden oder Verlust derselben ist für mich auch richtig schmerzhaft.
Es gibt bei mir so einige Dinge, mit denen ich unterschiedlich umgehe. Ich habe zum Beispiel eine schön bemalte Tasse, die mir meine Tochter zum Muttertag geschenkt hat, als sie noch im Kindergarten war. Diese Tasse kommt nicht in die Spülmaschine, obwohl sie es wahrscheinlich vertragen würde, sondern sie wird immer mit der Hand gespült. Geschirr, zu dem ich keine besondere Beziehung habe, landet immer in der Maschine, egal ob es dabei verblasst oder nicht.
Auch manche Pflanzen, die mit Erinnerungen verbinde oder an denen ich aus anderen Gründen hänge, pflege ich gewissenhafter als solche, die ich nicht so schön finde und die ich von Leuten geschenkt bekommen habe, die ich nicht so gut kenne.
Auch bei Möbeln mache ich Und. Ein schönes antikes Schränkchen im Wohnzimmer behandle ich schonender als mein Schuhregal, was ich mal auf dem Flohmarkt gekauft habe und was mir mittlerweile gar nicht mehr gefällt.
Ich bin generell kein ausgesprochen sorgsamer Mensch, habe ich das Gefühl. Ich gehe zwar mit meinen Besitztümern nicht absichtlich ruppig um, damit sie ja schnell kaputtgehen, aber letzten Endes sind es für mich Gebrauchsgegenstände, die eben auch benutzt werden.
Und gerade bei Kleidung, Geschirr und Kleinmobiliar ist die Qualität, die ich mir leisten kann und möchte, oft genug so armselig, dass man "sorgsam" sein kann, soviel man will. Das T-Shirt von der Stange wird trotzdem nicht mehr als eine Saison halten, und das Schränkchen aus Sägemehl, Pappe und etwas Kleber dadurch nicht weniger wacklig. Ich gehöre also nicht zu den Leuten, die sogar mit der Plastiktischdecke sorgsam umgehen, damit die keine Ringe von der heißen Teetasse bekommt. Alles schon erlebt.
Wenn ich so darüber nachdenke, kann ich auch von Gebrauchsgegenständen kaum sagen, dass ich sie "mag". Ich habe kein Lieblings-T-Shirt, und wenn mein softer Schlaf-Overall allzu schäbig wird, wandert er in die Tonne, ohne dass es mir speziell leid tut. Eine emotionale Bindung habe ich eher zu Erinnerungs- oder Erbstücken wie der letzten Mütze, die mir meine Mutter gestrickt hat, und mit denen ich sorgsam umgehe, weil sie mir etwas bedeuten. Aber ein T-Shirt bedeutet mir nichts, und wenn die Tasse, die ich im Sechserpack im Ramschladen gekauft habe, einen Sprung bekommt, macht es mir auch nichts, auch wenn ich es nicht aktiv darauf anlege, sie zu ruinieren.
Ich verstehe die Logik nicht so wirklich. Nur, weil man Klamotten zum Renovieren oder für die Gartenarbeit hat, die schmutzig werden dürfen, heißt das doch nicht, dass man weniger sorgsam mit ihnen umgeht. Ich habe auch einige Klamotten zu Hause, die für solche Zwecke da sind, aber ich gehe trotzdem sorgsam mit ihnen um, auch wenn sie schmutzig werden "dürfen". Denn diese Sachen müssen für mich lange halten, das ist für mich keine Wegwerfware, die ich einmal zum Renovieren anziehe und dann entsorge.
Wenn ich einen Gebrauchsgegenstand so wenig mögen würde, dass ich ihn absichtlich schlechter behandeln würde als vergleichbare Gebrauchsgegenstände würde ich ihn entsorgen. Es macht doch keinen Spaß den Kaffee aus einer Tasse zu trinken bei der man sich ständig denkt "hoffentlich geht das hässliche Ding bald kaputt".
Und mit alter Kleidung, die ich zum Streichen trage, gehe ich nicht absichtlich schlecht um. Klar, es ist nicht schlimm wenn das alte T-Shirt Farbspritzer abbekommt, aber ich lege es nicht darauf an, dass dieses T-Shirt dreckig wird.
Cloudy24 hat geschrieben:Wenn ich einen Gebrauchsgegenstand so wenig mögen würde, dass ich ihn absichtlich schlechter behandeln würde als vergleichbare Gebrauchsgegenstände würde ich ihn entsorgen.
Das sehe ich genauso und muss sagen, dass ich generell mit meinen Sachen sorgsam umgehe. Natürlich hat man das ein oder andere, auf das man besonders aufpasst. Aber ich würde nichts sorgloser oder achtloser verwenden, nur weil ich es nicht so sehr mag. Das wäre dann auch eher ein Anlass, dass ich mich fragen würde, ob ich das Teil überhaupt brauche oder nicht gleich entsorgen kann. Normalerweise halten Dinge ja schon länger, wenn man es nicht gerade darauf anlegt diese kaputt zu machen.
Bei Kleidung, die ich für nicht mehr so gut befinde, würde ich es auch nicht drauf anlegen, sie dann kaputt zu machen oder zu bekleckern, wenn ich sie zu bestimmten Arbeiten anziehe. Es geht doch darum, dass man sich nicht groß Sorgen muss oder ärgern, wenn man diese Kleidung dann doch mal etwas schmutzig macht und sie Farbe oder sonst etwas abbekommt. Deswegen geht man doch nicht weniger achtlos vor.
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