Warum bei Katzen Kater und bei Hund Hündin mitmeinen?

Bei Menschen gibt es ja oft nur eine Bezeichnung für bestimmte Gruppen, auch wenn sie aus gemischten Geschlechtern bestehen. Zum Beispiel sind bei Mitarbeitern weibliche und intersexuelle Menschen mitgemeint, während bei Hoheiten auch die männlichen und intersexuellen Mitglieder gemeint sind.

Bei Tieren ist es ja ähnlich. Bei Katze sind auch die männlichen Katzen, also die Kater mitgemeint, während bei Hunden auch die Hündinnen normalerweise eingeschlossen sind. Bei Ziegen ist auch der Ziegenbock eingeschlossen. Warum ist das so unterschiedlich? Liegt das vielleicht daran, dass der Katze und der Ziege traditionell mehr weibliche Eigenschaften zugeschrieben werden und dem Hund mehr männliche?

Das stimmt nicht ganz. In Österreich gibt es statt "die Katze" auch noch "der Katz". Genau so wie bei "die Ratte" gibt es auch noch "der Ratz". Im Laufe der sprachlichen Entwicklung in Deutschland sind die unterschiedlichen grammatischen Geschlechter durch eine Form ersetzt worden.

Dass die Ziege Ziege heißt, hat nichts mit vermeintlich weiblichen Attributen zu tun, das war Luther mit seiner Bibelübersetzung. Vor Luther gab es in den Dialekten keine Sammelbezeichnung. Man unterschied zwischen Geiß oder Ziege und Bock. Luther übersetzte konsequent als die Ziege und seitdem ist das in der Hochsprache so geblieben.

Bei Hund und Katze sagt das Genus nichts über das Geschlecht des Tieres aus. Man meint beim Hund nicht die Hündin mit und bei der Katze nicht den Kater. Da wird differenziert über Rüde und Hündin und Kater und Kätzin. Generell sind die Bezeichnungen bei Tieren meist recht willkürlich.

Große Weidetiere sind meist Neutrum, das Schaf, das Rind, das Pferd, das Schwein, das Reh. Aber es heißt eben auch der Elch, der Hirsch, der Steinbock. Große Fleischfresser sind meist maskulin wie der Wolf, der Hund, der Löwe, der Bär, aber auch gibt es die Hyäne. Bei Vögeln wird es ganz unübersichtlich. Und bei Fischen gibt es sprachlich nur Männer, weil der Fisch, der Milchner (Männchen) und der Rogner (Weibchen).

Neben Luther spielt die Lebensrealität eine Rolle. Ziegen begegnen einem einfach traditionell weiblich. Die Herden sollen Milch bringen, Böcke landen noch vor der Geschlechtsreife im Topf. Da behält man nur, was man zum Decken braucht. Selbst als Ziegen noch Wagen zogen, ging der männliche Nachwuchs in den Topf. Der Bock kann nur ziehen. Die Ziege zieht, gibt Milch, bringt Nachwuchs und am Ende Fleisch. Ein Fresser mit viel mehr Nutzen.

Pferde sind auch Stute und Hengst und Schweine sind auch Eber und Sau. Ich weiß auch nicht, ob man den Tieren auch gleich aufs Geschlechtsteil schauen muss oder soll und soll man jetzt bei Tieren auch gendern? Ich habe mal gelesen, dass Tiere traumatisiert werden könnten, wenn man sie mit dem falschen Geschlecht anspricht. Passt zu der gesamten Thematik dazu.