Mit Anfeindungen rechnen, da Partner Ausländer ist?

Die Überschrift ist etwas unglücklich gewählt. Aber ich habe nun den Fall einer Freundin mitbekommen. Sie ist auf Facebook unterwegs und zeigt dort auch offen ihre Familie. Sie ist seit einigen Jahren mit einem dunkelhäutigen Mann zusammen. Auch 3 der Kinder sind dunkelhäutig. Sie wird wohl immer wieder beleidigt und angefeindet, wie sie als "Weiße" mit einem dunkelhäutigen Mann zusammen sein kann und auch noch Kinder mit ihm hat. Sie meldet diese rassistischen Kommentare und Nachrichten dann gleich. Aber in letzter Zeit scheint es schon häufiger so zu sein, dass sie deswegen angefeindet wird.

Ist es euch auch schon mal passiert, dass ihr angefeindet wurdet, da euer Partner ausländische Wurzeln hat? Meint ihr, dass dies vor allem in sozialen Netzwerken passiert? Oder habt ihr da auch schon in der Öffentlichkeit auf der Straße etwas erlebt oder gesehen? Muss man heute damit rechnen, wenn man einen Partner hat, der einen Migrationshintergrund hat? Würdet ihr aus Angst vor Rassismus eine Beziehung vermeiden?

So etwas kommt leider vor. Sowohl mein Mann als auch ich sind in der selben Stadt geboren und daher fallen da keine dämlichen Kommentare. Allerdings würde ich auch versuchen mich nicht überall so herumzutreiben in einem sozialen Netzwerk, dass man sich solche Sprüche einigermaßen vermeiden kann, Freunde werden solche Äußerungen ja nicht tätigen und deren Freunde sicherlich auch nicht.

Ich finde solche rassistischen Beschimpfungen wirklich schlimm und absolut unangebracht. Ein Schwarzer ist nicht schlechter als ein Weißer. So ein Denken gehört wirklich überholt und nicht in die heutige Zeit.

Mein Partner ist ein bisschen braun geraten, sodass ich durchaus meine Erfahrungen mit Alltagsrassismus habe. Bemerkungen aller Art fallen zwar nur extrem selten, aber uns ist schon öfter passiert, dass wir irgendwo in der Provinz in ein Restaurant oder Hotel eingefallen sind, und am Nachbartisch sind erst mal die Gespräche verstummt, und es wurden unmissverständliche Blicke geworfen.

Ich reagiere darauf meistens erstmal perplex und schaue an mir herunter, ob mein Hosenstall weit offensteht, bis mir wieder einfällt: Ach so, brauner Typ, nicht-braune Frau, das reicht bekanntlich schon, dass braven Bürgern die Kinnlade runterfällt.

Dann gibt es natürlich noch die wohlwollend-rassistischen "Sie können aber toll Deutsch! "-Kommentare, die völlig darüber hinweggehen, dass es auch braun geratene Deutsche mit deutschen Namen und Geburtsorten gibt, die besser deutsch können als viele Biodeutsche, die sie herablassend darauf ansprechen.

Da wir beide nicht in sozialen Medien aktiv sind und auch keine Kinder haben, fällt ein Großteil der Anfeindungen dadurch natürlich von sich aus weg. Es ist ja bekannt, dass viele Leute sich zwar nicht trauen einem fast zwei Meter großen, über zwei Zentner schweren, etwas braun geratenen Deutschen ins Gesicht zu sagen, dass er hier Rassenschande betreibt, aber auf Facebook und Co. ist die Hemmschwelle natürlich weniger hoch. Deswegen ist es uns lieber, wenn sich die feigen Gestalten wenigstens nach außen hin zurückhalten.

Mein Partner ist normgerecht blass und unauffällig, da passiert also nichts. Dagegen ist ein Bekannter eben auch kein Kohlweißling, aber er ist Deutscher. Und er kennt das von Gebera beschriebene Phänomen natürlich auch sehr gut. Da werden die Deutschkenntnisse gelobt, obwohl das die Muttersprache ist. Oder es wird nach der Herkunft gefragt. Auf die Antwort Wiesbaden kommt dann "Und ursprünglich?".

Also ich habe französische und ostpreußische Wurzeln, die liegen auch nicht länger zurück. Aber nach denen fragt natürlich niemand. Denn ich gehöre optisch dazu, der Bekannte muss fremd sein und wird es wohl immer bleiben. Genauso wie mit zweierlei Maß gemessen wird. Eine Freundin ist mit einem Amerikaner verheiratet und diese "Mischehe" wird gern angegriffen, so lange eine afrikanische Herkunft vermutet wird. Aber der Umweg über Sklaverei und die USA macht die Hautfarbe plötzlich legitim. Das ist auch irre.

Diese Unterscheidung in coole schwarze Amerikaner, lässige Rastafaris von Jamaica oder jemand aus dem tiefsten Schwarzafrika habe ich selbst schon bei jemandem erlebt. Die Frau war mit einem Mann zusammen, der ihr erzählt hatte, er käme aus der Karibik, das war dann auch total in Ordnung. Als aber herauskam, dass er aus einem afrikanischen Land kommt, war sie empört. Komplett bescheuert. Zugegeben war sie noch recht jung, fast noch ein Teenager, aber verstanden habe ich es damals schon nicht.

Ich selbst war mal mit einem Deutschen zusammen, der ein Elternteil aus dem fernen Asien hatte, was man auch gesehen hat. Interessanterweise ist uns aber in einem sehr langen Zeitraum nie irgendetwas Negatives passiert, vielleicht auch aus dem Grund, weil die Asiaten eine ähnliche Hautfarbe haben und lackschwarze Haare mit braunen Augen auch nicht gleich total ins Auge stechen. Generell könnte ich mir vorstellen, dass Japaner oder Chinesen unter weniger Anfeindungen rechnen müssen als Menschen mit brauner oder fast schwarzer Haut.

Ansonsten verstehe ich nicht so ganz, warum man auf seinem eigenen Profil Kommentare löschen muss. Man kann sein Profil so einstellen, dass nur bestimmte Leute bzw. Freunde dort lesen und kommentieren können, ansonsten niemand. Wie geht das denn, dass dort Fremde posten?

Ja, leider ist Alltagsrassismus überall präsent. Aber zu Facebook: Facebook-Freunde, die euch beleidigen oder sonstwie blöde Kommentare abgeben, kannst du doch aus deiner Freundesliste einfach streichen? Ich bin nicht bei Facebook, aber das müsste doch gehen. Fotos von Kindern sollte man ja grundsätzlich nicht ins Internet stellen.