In welchen Situationen Kontrolle über sich verlieren?

Ich sah kürzlich eine Dokumentation, in dem es um Kaufsucht ging und es wurde dann auch geschildert, wie die Betroffenen in die Sucht hinein gerutscht sind und dann die Kontrolle über sich verloren haben. Natürlich gibt es auch Situationen, wo man nicht unbedingt süchtig sein muss, um die Kontrolle über sich selbst zu verlieren.

Habt ihr derartige Situationen schon erlebt? Habt ihr schon einmal die Kontrolle über euch selbst verloren oder passiert euch das so gut wie gar nicht? Worum ging es dabei und habt ihr die Kontrolle zurück erlangen können oder ist das unmöglich?

Ich stelle es mir generell bei Süchten so vor, dass die Betroffenen schnell die Kontrolle über sich verlieren. Wenn sie es kontrollieren könnten, wären sie sicherlich nicht abhängig oder süchtig.

Bisher habe ich nur einmal in einer sehr gefährlichen Situation die Kontrolle über mich verloren und war auch nicht mehr richtig fähig selbst noch zu handeln. Ich habe das mit Glück und Hilfe einer anderen Person ohne größere Verletzungen überstanden, aber erleben möchte ich das nicht noch einmal.

Manche Menschen verlieren ja auch die Kontrolle über sich, wenn sie sehr wütend werden. Das finde ich dann schon wirklich schlimm und auch unter Umständen gefährlich. Ich hatte damals einen Bekannten, der immer aggressiv wurde, wenn er zu viel Alkohol getrunken hatte. Da war er dann auch unberechenbar und hat durchaus die Kontrolle über sich verloren.

Viele Leute verlieren ja beim Essen die Kontrolle über sich - gerade dann, wenn es um Chips oder Schokolade aber auch um andere Speisen geht. So etwas habe ich selbst zum Glück nicht mehr. Vor vielen Jahren war es aber auch für mich schwer, damit aufzuhören, wenn ich mal eine Tüte Gummibärchen oder eine Tafel Schokolade angefangen hatte. So richtig eskaliert ist es nie, aber ich habe dann doch mehr gegessen, als ich eigentlich wollte. Das ist nun aber nicht mehr so.

Mittlerweile habe ich mich ganz gut unter Kontrolle, egal um was es geht. Dennoch kommt es mal vor, dass ich die Kontrolle verliere - auch wenn es selten ist. Mir ist es aber durchaus schon passiert, dass ich in Tränen ausgebrochen bin, obwohl ich mich eigentlich zusammenreißen und keine Gefühle zeigen wollte.

Es ist bei mir auch passiert, dass ich schnippisch oder wütend reagiert habe, obwohl ich mir dachte, dass es die Situation doch gar nicht wert sei, sich darüber aufzuregen und ich mir auch nicht unbedingt etwas anmerken wollte. Aber das klappt nun einmal nicht immer. Dass ich vor Wut völlig ausgeflippt bin und etwas gemacht habe, was ich danach bereut habe, kam aber zum Glück bisher noch nicht vor.

In meinen Augen kommt es darauf an, was man darunter versteht, die "Kontrolle zu verlieren". Wenn ich alle heiligen Zeiten eine Tüte Chips oder eine Tafel Schokolade auf einen Sitz runterhaue, ist das für mich noch kein Beispiel für einen absoluten Kontrollverlust. Wenn ich schreiend und weinend zusammenbreche oder mit Fingernägeln und Fäusten auf jemanden losgehe, dann schon eher. Und beides ist mir noch nicht passiert, wenn man von den Tobsuchtsanfällen absieht, die ich als Kleinkind bestimmt auch hatte.

Ich kann mir von daher vorstellen, dass jemand die "Kontrolle verliert", wenn er oder sie einen wirklichen Schicksalsschlag erleidet oder aufgrund von Drogen, Krankheiten oder sonstigen dauerhaften oder vorübergehenden Beeinträchtigungen sämtliche anerzogenen Filter verliert. Sucht aller Art zählt für mich auch zu dieser Form des krankhaften (wenn man so will) Kontrollverlusts. Aber für mich persönlich sehe ich es als übertrieben an, wenn man schon bei Banalitäten wie gelegentlichem "unvernünftigem" Konsum von Alkohol oder Süßigkeiten oder auch wenn man mal weint oder so, gleich von Kontrollverlust spricht.