Sollte Musik sich mehr um aktuelle Inhalte drehen?
Die meisten Songs drehen sich ja um irgendwelche Emotionen, sei es Liebe oder Liebeskummer beispielsweise. Es gibt aber kaum Songs (zumindest kenne ich kaum welche sagen wir so), die sich um beispielsweise politisch aktuelle Themen drehen. Findet ihr, dass sich Musiker inhaltlich mehr mit politischen und gesellschaftlich aktuellen Themen beschäftigen sollten? Oder findet ihr es besser, wenn es sich immer nur um Liebe und Herzschmerz dreht?
Musik "sollte" gar nichts. Musik ist Kunst und somit frei von Ansprüchen anderer an sie. Musik und Tanz stammen ja wahrscheinlich ursprünglich zum Teil aus dem Balzverhalten, daher wahrscheinlich hauptsächlich die Themen Flirt, Liebe und Beziehung. Auch vor kriegerischen Handlungen wurde zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls gesungen, daher die Marschmusik und indirekt die Blasmusikkapellen. Musik ist Ausdrucksmöglichkeit für ganz verschiedene Zwecke, sie schafft Gleichklang und bringt Menschen auf eine Wellenlänge, sei es für eine Paarbeziehung, einen Kampf oder um die Beziehung zu irgendeinem Gott zu stärken.
Es gibt ja durchaus Musik zu aktuellen Themen, aber die Texte sind eher allgemein. Ich sehe jetzt keinen Sinn darin, ein Stück zu komponieren, das den Migrationspakt, Merz, AKK oder Spahn, die italienische Wirtschaftskrise oder das Grundeinkommen thematisiert.
Es gibt natürlich auch politisch motivierte Musik. Zum einen gibt es Protestlieder, Widerstandslieder, antimilitaristische Lieder, und zum anderen gibt es Propagandamusik, um eine herrschende Staatsform zu verherrlichen und zu unterstützen. Insofern gibt es natürlich auch die Möglichkeit, aktuelle politische Themen musikalisch zu verpacken. Die Frage ist, ob solche Stücke große Popularität erlangen können.
Ein Beispiel für ein politisches Lied in den aktuellen Charts ist ja "Ciao bella ciao", das anscheinend eigentlich ein politisches Protestlied gegen harte Arbeitsbedingungen in den landwirtschaftlichen Betrieben im Italien des frühen 20. Jahrhunderts war, und später als antifaschistisches Lied gesungen wurde.
Politische Songs gibt es doch in Massen und die haben eine ganz lange Tradition. Bis heute sind Bauernlieder überliefert, die gegen die Verhältnisse protestieren. Arbeiterlieder gibt es in Massen und auch sonst gab und gibt es viel politische Musik.
Vieles wird halt nicht so bekannt wie damals "Streets of London", "Belfast Child" oder "Schrei nach Liebe". Aber gerade Rapper sind heute oft sehr politisch. "Tiny Hands" ist Pop und gegen Trump. Im Punk ist "A Wall" von den Downtown Boys nicht lange her. Oder "The Story of O.J." . In Deutschland hätten wir "Diaspora" . Es gibt viel, es landet nur nicht unbedingt im Radio.
Es gibt genug Musik mit Texten, die sich auf aktuelle Themen beziehen. Vielleicht ist das nicht deine Art von Musik oder du hast dich tatsächlich gar nicht damit befasst bevor du hier ein Thema aufgemacht hast.
Warum die Musiker, die nun mal gerne über Liebe und Schmerz singen, plötzlich für dich ihre Texte ändern sollen erschließt sich mir überhaupt nicht. Das wäre ja genauso, als würde man mehr E-Gitarren im Schlager fordern statt sich einfach mal auf die Suche nach Rock zu machen.
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