Sich über Kinderwunsch selbst gar nicht bewusst sein?

Ich habe eine Freundin mit der ich öfter mal telefoniere oder mich auf einen Kaffee treffe. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass sie egal, ob sie von ihrer beruflichen oder ihrer privaten Zukunftsplanung immer wieder von Kindern spricht.

Es fallen dann Sätze wie "wenn mal Kinder da sind" oder " wenn wir dann Kinder bekommen" Ihr scheint das selbst aber gar nicht so bewusst zu sein, dass sie häufiger von Kindern spricht. Mir ist das jedoch schon öfter aufgefallen. Nun habe ich meine Freundin mal darauf angesprochen, da wir ein gutes Verhältnis zu einander haben, wusste ich, dass das Thema bei uns nicht tabu sein würde.

Meine Freundin hat recht überrascht und nachdenklich reagiert. Sie meinte, dass es ihr selbst gar nicht so bewusst wäre, dass sie häufiger von Kindern sprechen würde. Sie ist nun auch in einem Alter, wo die Kinderplanung durchaus normal ist. Aber sie möchte trotzdem erst ihren beruflichen Weg abschließen, bevor sie dann Kinder bekommt. Was ja auch sehr vernünftig ist.

Auch sagte sie, dass dies auch schon mal eine andere Freundin vermutete, dass sie eben einen unbewussten Kinderwunsch hätte. Könnt ihr euch vorstellen, dass man sich selbst über einen Kinderwunsch gar nicht so bewusst ist? Habt ihr das schon erlebt?

Ich denke, dass einem das schon irgendwo klar ist, aber man den Gedanken noch ein bisschen nach hinten schiebt, es also nicht so greifbar macht, weswegen man das auch nicht so sagt als würde man es nun gezielt machen wollen, sondern eben so, wie wenn man etwas in der Zukunft plant. Schlimm ist das ja aber nicht, wenn man immer wieder von Kindern redet und einem nicht so bewusst ist, dass das ein Wunsch ist, der besteht. Bei der Frau spielt ja auch immer die innere Uhr ein bisschen mit.

Nur weil man häufiger von (zukünftigen) Kindern spricht heißt das noch lange nicht, dass man sich selbst nicht darüber im Klaren ist, dass man einen Kinderwunsch hat. Das sind für mich zwei verschiedene Paar Schuhe und haben gar nichts miteinander zu tun. Daher verstehe ich nicht, wie du hier einen Zusammenhang sehen kannst, der offensichtlich gar nicht existiert. Gerade bei einem Kinderwunsch weiß man doch wie man darüber denkt. Verdrängung gibt es da nicht, wenn das Thema bereits geklärt ist und man schon eine Entscheidung getroffen hat.

Ich hoffe doch sehr, dass ich rational veranlagt genug bin, um zumindest vom Hirn her zu wissen, ob ich Kinder möchte oder nicht, und es nicht nur zu "fühlen". Auch wenn es sich um eine emotional aufgeladene Entscheidung handelt, so sollte sie in meinen Augen dennoch bewusst und überlegt getroffen werden. Sonst werden Logik und Vernunft schließlich auch immer hoch gehandelt, aber wenn es um Kinder geht, verwandelt sich so gut wie jede Frau in einen sprechenden unbenutzten Uterus, oder was?

Ich selber habe auch schon öfter hier und im wirklichen Leben von "potenziellen, ungeborenen" Kindern gesprochen, obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass ich auch nur ein einziges zustandebringe, praktisch stündlich sinkt. Aber auch so kann ich mich ja in Gesprächen und Diskussionen in die Situation versetzen und eben auch in der Theorie über Themen sprechen, die mich nicht direkt betreffen. Von daher verstehe ich weder, was daran so besonders sein soll, noch wieso das Thema "Kinderwunsch" wohl nur dann fallen darf, wenn man schon aktiv am ungeschützt Bumsen ist und das Ganze verschämt mit "Basteln" oder "Herzeln" umschreibt.

Wenn man davon spricht, später mal Kinder zu haben, dann wird man sich schon dessen bewusst sein, dass man auch Kinder möchte - so denke ich zumindest. Alles andere erscheint mir doch sehr unlogisch. Weshalb sollte man denn regelmäßig von Kindern sprechen und diese fest für seine Zukunft einplanen, wenn man sich noch gar nicht sicher ist und eventuell sogar noch gar nicht über Kinder nachgedacht hat?

Ich denke, dass deiner Freundin sehr wohl bewusst ist, dass sie gerne Kinder haben möchte. Vielleicht fühlt sie sich aber noch nicht bereit dazu und möchte erst in ein paar Jahren Kinder haben, ist sich dessen aber trotzdem schon sicher. Und vielleicht passt es ihr oder ihrem Partner oder auch beiden aus irgendwelchen Gründen vom Zeitpunkt gar nicht.

Dass man sich einem Kinderwunsch nicht bewusst ist, würde ich eher dann vermuten, wenn jemand einen Kinderwunsch vehement abstreitet, dann aber beim Anblick von Babys in Tränen ausbricht oder plötzlich doch ganz verliebt in die Nichte ist und sich dabei erwischt, wie er heimlich in der Kinderabteilung stöbert.