Als Frau vorgeben ein Mann zu sein?

vom 21.11.2018, 07:01 Uhr

Ich las vor kurzem ein Interview, in dem es um Frauen und Macht ging. Dort wurde dann erwähnt, dass mächtige Frauen vorgeben würden, Männer zu sein, weil sie so erfolgreicher wären. Es wurde dann als Beispiel die Bundeskanzlerin Merkel genannt, bei der an ihrem Kleidungsstil und an ihrer Sprechweise klar wäre, dass sie einen Mann kopieren würde.

Ich finde so eine Denkweise ehrlich gesagt etwas befremdlich. Nicht jede Frau hat Interesse an typisch femininen Outfits und an typisch femininen Interessen. Warum wird einem dann automatisch unterstellt, dass Frau versucht einen Mann zu kopieren? Könnt ihr so eine Denkweise nachvollziehen? Kennt ihr Frauen, die vorgeben ein Mann zu sein und findet ihr, dass die Bundeskanzlerin in diese Kategorie gehört?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde, dass es etwas vollkommen anderes bedeutet, wenn eine Frau vorgibt, ein Mann zu sein. Das wäre für mich beispielsweise Jacoba Jacobs, die als Jacob Jacobs in der niederländischen Marine war. Dass Frauen in männerdominierten Bereichen fast nur dann Karriere machen, wenn sie das männliche Verhalten kopieren, das ist nun wirklich keine neue Erkenntnis. Und das auf angeblich typisch feminine Outfits und vermeintlich typisch weibliche Interessen zu reduzieren, die eben nicht jede hat, zeugt einfach nur von Unwissenheit und Ignoranz.

Denn damit hat das ganze nichts zu tun. Es geht um ganz simple Dinge wie Körpersprache und Ausdruck. Nehmen wir einen Vortrag. Betritt ein Mann die Bühne, wird dem sofort eine gewisse Kompetenz zugesprochen. Kommt eine Frau, zählt die Optik, Expertise muss die erst beweisen. Dagegen hilft, Hose statt Rock und raumforderndes Auftreten.

Mit Lächeln und einem geneigten Kopf signalisiert Frau Demut und Unterordnung. Männer kommunizieren in einem männlich dominierten Umfeld einfach anders als Frauen und ordnen Frauen automatisch niedriger ein. Wenn man als Frau da bestehen möchte, müssen passende Strategien her.

Selbst heute habe ich Kunden, die erschreckt und irritiert feststellen, dass ich eine Frau bin, wenn ich einen Auftrag erhalten habe. Auch sehr nett war es früher, wenn Gesprächspartner an mir vorbei meinen Assistenten als Häuptling begrüßten, weil der männlich war. So etwas kann man nur über Auftreten und Präsenz abstellen. Das lernt man ebenso schnell wie ein Meeting zu lenken. Und ja, da kopiert man männliches Verhalten. Und das hat echt nichts mit typisch weiblichen Interessen zu tun.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Die Überschrift ist vielleicht ein wenig unglücklich gewählt. Die Frauen, dir du wahrscheinlich im Sinn hast, geben ja nicht vor, ein Mann zu sein, sondern sie besitzen Eigenschaften, die manche Menschen fälschlicherweise hauptsächlich Männern zuschreiben. Frau Merkel kopiert sicherlich keinen Mann. Sie ist authentisch so, wie sie sich gibt. Es gibt im Bundestag auch Frauen, dir sehr weiblich sind, wir etwa Dorothea Bär. Manuela Schwesig oder Claudia Roth wirken auch nicht besonders männlich. Ein äußerlich weibliches Auftreten hindert Gott sei Dank nicht mehr an einer Karriere. Ich denke, dass Hosenanzüge einfach praktisch sind und deshalb im Berufsleben gerne getragen werden.

Zu einem überzeugenden Auftritt gehört allerdings neben einem gepflegten Äußeren, egal ob männlich oder weiblich, auch die Körpersprache und die Mimik. Hier wirken typisch weibliche Verhaltensweisen, die unbewusst ohne Wissen und Wollen und instinktiv als Flirtsignale eingesetzt werden, zum Überzeugen im beruflichen Umfeld vielleicht eher ungünstig. Solche Verhaltensweisen kann man aber abtrainieren, falls sie übermäßig vorhanden sind, wie etwa eine unterwürfige Sitzhaltung, ein sich Kleinmachen, körperlich wie verbal, eine zu leise, piepsige Stimme und vieles mehr.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 21.11.2018, 10:04, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


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