Aus Anstand essen was euch nicht schmeckt
Es mag in der Wirtschaft sein, aber auch bei privaten Einladungen. In der Hoffnung auf ein gutes Standardgericht haben sich die Gastgeber etwas "Originelles" ausgedacht. Statt dem "Wiener Schnitzel" gibt es dann ein veganes indisch-chinesisches Gericht. Und in meinem persönlichen Fall wäre das "Wiener Schnitzel" ein Highlight, das andere Gericht hingegen etwas, was ich kaum hinunterbringe.
Nun kommt die Herausforderung: Nicht nur gilt es, seine Enttäuschung zu verbergen, sondern auch einen diplomatischen Weg zu finden, das Essen, was man wirklich nicht will, nicht tatsächlich auch komplett verspeisen zu müssen, am Ende noch Nachschlag bekommen. Oder getreu dem Motto "Augen zu und durch" einfach hinunterwürgen.
Beides kann schiefgehen: Im schlimmsten Fall fühlt man sich im Magen schlecht, wenn man etwas isst, was man nicht will. Sagt man hingegen ehrlich die Meinung, verstimmt man die Gastgeber(in), welche stundenlang in der Küche gestanden hat oder beim Wirt viel Geld bezahlt. Statt Lob und Anerkennung für das gute Essen, gibt es dann indirekte Kritik.
Was macht ihr in diesen Situationen? Den Anstand wahren, eine Ausrede suchen oder direkt sagen, dass ihr das nicht Essen wollt?
Direkt sagen, dass man das Essen nicht will und nicht schmeckt? Das wäre unter Umständen taktisch sehr unklug. Meine Oma wäre ziemlich gekränkt, wenn ich ihr selbst gekochtes Essen direkt ablehnen würde, gerade wenn sie sich so viel Mühe gegeben hat.
Ich finde es gehört schon dazu, dass man sich dann eben das raussucht, was man am ehesten essen könnte. Man kann ja vielleicht auch durchsetzen, dass man seine Portion selbst bestimmt, dann nimmt man eben mehr von dem wohlschmeckenden Kartoffelsalat und weniger von den selbst gemachten Würstchen oder was auch immer.
Ich hatte so einen Fall mal. Damals war das Kartoffelpüree total versalzen und es war wirklich widerlich es so zu essen. Ich war allerdings zu schüchtern, um das zu sagen und habe es hinunter gewürgt. Bis dann die Tochter des Hauses sagte, dass das Püree ja ungenießbar sei und es stehen ließ. Das für mich schon eine Erleichterung, weil ich dann zugeben konnte, dass ich es genauso sehe.
Ansonsten mache ich es auch wie Täubchen und esse eben Beilagen oder irgendwas, was mir von dem Gericht schmeckt. Meist ist ja doch etwas dabei, dass man durchaus isst. Wenn es nicht zu schlimm schmeckt, aber ich das Gericht einfach nicht nochmal essen möchte, dann würde ich eben sagen, dass es meinen Geschmack nun nicht so getroffen hat.
Wenn man das Essen körperlich verträgt und nicht so widerlich findet, dass man Gefahr läuft, davoneilen zu müssen oder sonst wie eine Szene zu machen, muss man es als erwachsener Mensch im Regelfall wohl oder übel essen. Sei es, um Oma nicht zu kränken oder generell um einen guten Eindruck zu machen und in der geselligen Runde nicht als "die Person" aufzufallen, die mäkelig im Teller herumstochert und am Ende noch das Gesicht verzieht wie ein kleines Kind, das sein Gemüse nicht essen will.
Manchmal müssen die Geschmacksnerven eben hinter der sozialen Hierarchie zurücktreten. Ich habe auch schon öfter Gerichte zu mir genommen, die ich entweder gar nicht definieren konnte oder bei denen ich mir sicher war, dass es sich um ein Erlebnis handeln würde, aber nicht um ein Vergnügen. Solange man keine Allergie oder Unverträglichkeit vorschützen kann bzw. muss, sehe ich keine Alternative.
Nachschlag kann man aber immer höflich ablehnen oder von vornherein nur eine kleine Portion nehmen, weil einem "nicht ganz gut" ist oder weil man "üppig Mittag gegessen" hat. Solange man nicht vor einem leeren Teller sitzt und traurig schaut, während alle anderen reinhauen, ist der Form Genüge getan.
Ich mache es von der Situation abhängig, wie ich in Fällen wie diesen verfahre. Sitze ich im teuren Restaurant und habe viel Geld für ein Gericht bezahlt, das schlicht und ergreifend ungenießbar ist, dann habe ich keine Hemmungen, den Teller zurückgehen zu lassen und Ersatz einzufordern. Hat der Koch seine Sache zwar gut gemacht, aber einfach nicht meinen Geschmack getroffen, dann würde ich die Speise zwar bezahlen, aber mir vermutlich dennoch etwas anderes bestellen, um den Abend trotzdem genießen zu können. Müsste ich mich dazu zwingen, das Gericht zu verspeisen, obwohl es mir zuwider ist, dann würde das erstens eine (womöglich ungerechtfertigte) starke Aversion gegen das Restaurant bei mir wecken und zweitens mir und meiner Begleitung eventuell einen schönen Anlass ruinieren. Das wäre es mir einfach nicht wert.
Bin ich privat bei Freunden und Bekannten eingeladen, kann ich nun mal schlecht einfordern, dass für mich eine Extrawurst gebraten wird, nur weil ich das, was auf den Tisch kommt, nicht mag. Nun gibt es Leute, zu denen ich ein so gutes Vertrauensverhältnis habe, dass ich Kritik am Essen durchaus äußern könnte, ohne jemanden zutiefst zu verletzen. Allerdings bin ich auch manchmal bei flüchtigen Bekannten oder Freunden von Freunden zu Gast, die ich nicht gut kenne und deren Reaktion ich nicht einschätzen kann. Da wäre ich also eher zurückhaltend damit, herauszuposaunen, dass mir etwas nicht beliebt.
Die Strategie in solchen Fällen ist dann, einen Kompromiss für beide Seiten zu finden. Ich gebe mir dann Mühe, aus dem Angebot das herauszupicken, was mir schmeckt, und nehme vielleicht etwas mehr Vorspeise und Nachtisch anstelle des Hauptgangs oder konzentriere mich auf den Verzehr von Beilagen, ohne das Fleisch dazu anzurühren. Manchmal esse ich auch von dem, was mir missfällt, aber beschränke es eben auf eine kleine Portion und esse dafür abends zuhause wieder etwas mehr.
In der heutigen Zeit, wo gefühlt jeder zweite unter irgendeiner Allergie oder Unverträglichkeit jedweder Art leidet, ist es doch gar nicht mehr so schwierig, dezent darauf hinzuweisen, dass man leider dieses köstliche Essen nicht oder nur in Maßen zu sich nehmen kann, weil man es nicht verträgt. Oft ist das ja nicht einmal gelogen, ich kann zum Beispiel keinen Fisch essen, Kokosmilch oder generell sehr fettiges Essen liegt mir schwer im Magen. Wenn man Vegetarier oder Veganer ist, Gluten oder Laktose nicht verträgt, wird es noch schwieriger mit offiziellen Anlässen oder Einladungen.
Wäre ich Gastgeberin von vielen Leuten, würde ich versuchen mich abzusichern. Wenn ich anstelle dessen etwas sehr spezielles kochen oder servieren lasse, muss ich auch damit leben, wenn Leute das nicht essen können oder wollen. Und wer der ältlichen, dörflichen Familiengesellschaft asiatische Fusionsküche vorsetzt, muss auch damit leben, wenn es lange Gesichter gibt, von daher würde ich mir umgekehrt in dem Fall auch herausnehmen, einige Dinge nicht oder nur in Maßen zu essen.
Generell kann ich aber die meisten Dinge schon irgendwie herunterbekommen und etwas müsste extrem widerlich sein, dass ich es gar nicht schaffe, aber da fallen mir nur wenig Dinge ein. Vielleicht wäre meine Grenze bei einer Fettschwarte am Fleisch erreicht, aber das würde ich dann eben einfach liegen lassen. Ansonsten einfach todesmutig alles probieren.
Wenn es sich um relativ seltene Vorkommnisse handelt, dann bin ich meistens in solchen Fällen pragmatisch und esse einfach, was mir vorgesetzt wird, auch wenn es nicht meinem Geschmack entspricht. Da ich nicht besonders heikel bin, kann ich im Prinzip das meiste von dem essen, was bei uns als normales Essen gilt. Zwar schmeckt mir nicht alles, aber ich komme schon damit zurecht. Einen Nachschlag kann man ja eventuell mit Hinweis auf eine leichte Magenverstimmung ablehnen.
Anders wäre das, wenn so eine Situation beispielsweise aus familiären Gründen fast täglich vorkommen würde. Angenommen, jemand aus der Familie würde aus Leidenschaft regelmäßig Speisen kochen, die ich eigentlich nicht mag, dann würde mich das irgendwann doch überfordern.
Grundsätzlich finde ich es unhöflich, als Gast zu sagen, dass es mir nicht schmeckt. Ich versuche alles zu essen, was aufgetragen wird, verzichte aber mit einer höflichen Begründung und einem nochmaligen Lob auf einen Nachschlag. Grenzen sind allerdings dort gesetzt, wo ich Lebensmittel wirklich nicht vertrage, etwa bei einem Getränk mit viel Milch. Da wird auch keiner böse sein, wenn eine Milchzuckerunverträglichkeit vorliegt.
Bei mir kommt es immer auf den jeweiligen Fall an. Zwiebeln kann ich beispielsweise auf den Tod nicht ausstehen. Mir wird schon beim bloßen Geruch übel, da ich quasi ein Kindheitstrauma habe. Auch wenn ich wollte - ich könnte gar kein Gericht mit vielen Zwiebeln oder eben eine Zwiebelsuppe oder so etwas in der Art herunterbekommen. Ich würde da direkt einen Würgereiz bekommen, wie ich auch schon die Erfahrung machen konnte.
Da würde ich das also direkt zugeben. Etwas anderes würde mir auch nicht übrig bleiben. Ich kann ohnehin recht viel nicht essen, da ich mich vegetarisch ernähre, laktoseintolerant bin und auch sonst einige Allergien habe. Von daher bin ich da auch recht abgehärtet, was das Ablehnen von Essen angeht. Ich komme eben öfter mal in diese Situation und würde daher auch nicht so das Problem damit haben, zuzugeben, dass ich etwas so gar nicht mag.
Es kommt aber eben auch darauf an, wie sehr ich etwas nicht mag. Wenn etwas kein geschmackliches Highlight für mich ist, ich es aber essen kann, ohne mich fast übergeben zu müssen, tue ich es auch. Bei Letzterem würde ich aber ehrlich sein. Es würde ja nichts bringen, dann beim Essen womöglich noch würgen zu müssen oder auf das Kauen zu verzichten, um möglichst wenig vom Essen zu schmecken und es einfach schnell herunterschlucken zu können.
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