Hoher Verdienst in Deutschland als Makel ansehen?

vom 04.11.2018, 09:30 Uhr

Ich las kürzlich einen provokanten Artikel, in dem es hieß, dass hoher Verdienst eher negativ zu bewerten sei und gerade, wenn Politiker viel verdienen würden, würden die Menschen automatisch misstrauisch werden. Findet ihr persönlich, dass ein hoher Verdienst ein Makel ist oder sollte man da schon differenzieren nach Branche? Welche Erfahrungen und Beobachtungen habt ihr in dieser Hinsicht machen können?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich würde das durchaus differenziert sehen wollen. Wenn ein hoher Verdienst der Öffentlichkeit bekannt wird und die Bürger das Gefühl haben, dass die Person dafür nicht viel getan hat, dann würde ich das schon als Makel ansehen, auch wenn man ja nicht weiß, ob die öffentliche Wahrnehmung überhaupt richtig ist.

Aber wenn man in der Öffentlichkeit den Eindruck hat, dass diese Person hart gearbeitet hat und sich das Einkommen so such verdient hat, dann würde ich das nicht als Makel ansehen. Sicher wird das auch von der Branche abhängig sein.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Gerade Politiker verdienen in meinen Augen nicht zu viel, wenn man bedenkt, welcher Arbeitsbelastung sie ausgesetzt sind. Auch ist es nicht so einfach, eine Position beispielsweise im Bundestag oder Landtag zu erlangen. Dazu gehört auch immer in den allermeisten Fällen vorangegangenes jahrelanges ehrenamtliches Engagement für die Partei.

Ich sehe einen hohen Verdienst nicht als negativ an, weil solche Leute oft für ihre Arbeit brennen, wie beispielsweise Bill Gates. Auch Angestellte, die viel verdienen, sind den Unternehmen ja offensichtlich so viel Wert. Ich mag diese Neiddebatten nicht. Jeder hat doch in Deutschland alle Chancen, was Schul- und Berufsausbildung betrifft. Viele nehmen sie nicht wahr und sind nur am jammern und schauen neidvoll auf andere, von deren Steuern sie allerdings auch profitieren.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Hier geht es doch eigentlich um Herrn Merz. Natürlich hat der für seine Millionen gearbeitet. Und in wie weit solche Gehälter für Fusionen oder Arbeiten im Aufsichtsrat angemessen sind, muss jeder für sich selbst beurteilen. Herr Merz hat Karriere gemacht und mitgenommen, was es gab. Das ist sicher kein Makel.

Aber sich dann als Angehöriger der gehobenen Mittelschicht zu bezeichnen, das ist schon abgehoben. Und selbstverständlich stellt sich die Frage, ob jemand mit diesem Hintergrund Politik für das normale Volk macht, oder ob er eher Oberschicht und Wirtschaftsinteressen vertritt. Das weiß man vorher nie. Aber beim Cheflobbyisten von Blackrock darf man sicher Befürchtungen haben.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ein hoher Verdienst ist auch mit viel Arbeit oder viel Verantwortung verbunden, die Leute bekommen das Geld also meiner Meinung nach zurecht. Außerdem hat auch jeder in Deutschland die Möglichkeit selber viel zu verdienen, da man durch Weiterbildungen, Studiengänge und so weiter doch einiges erreichen kann. Ich sehe einen hohen Verdienst als gut an und denke die Leute bekommen es nicht ohne Grund. Gute Leistung sollte auch gut bezahlt sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ramones hat geschrieben:Ein hoher Verdienst ist auch mit viel Arbeit oder viel Verantwortung verbunden, die Leute bekommen das Geld also meiner Meinung nach zurecht. Außerdem hat auch jeder in Deutschland die Möglichkeit selber viel zu verdienen, da man durch Weiterbildungen, Studiengänge und so weiter doch einiges erreichen kann.

In welcher Welt lebst du eigentlich? Jeder übermotorisierte Bankfuzzi, der fürs Sesselpupsen fünfstellige Monatseinkommen einsteckt, hat "viel Arbeit oder viel Verantwortung"? Und jeder Arbeitnehmer im Sozialbereich, der für 1500 Euro Netto für das körperliche und seelische Wohlergehen von Kranken, Kindern, Senioren oder sonstwie Hilfsbedürftigen aufkommt, hat weder Arbeit noch Verantwortung, weil die Person ja sonst anständig verdienen würde?

Ebenso kann jeder Lagerarbeiter durch Weiterbildungen und "Studiengänge" einen hohen Verdienst erzielen, völlig unabhängig davon, ob der Mensch vielleicht eher praktisch begabt ist und anständig zupacken kann, aber in den höheren Weihen der Theorie begabungsmäßig nicht so zu Hause ist?

Das, meine Damen und Herren, ist ein gelungenes Beispiel dafür, was auf Englisch Just-World-Fallacy genannt wird, nämlich der absurde Irrglaube, dass die Welt an sich gerecht sei und jeder das bekommt, was ihm oder ihr zusteht. Man muss schon ein reichlich behütetes Dasein haben, um derart aggressiv die Augen vor der Wirklichkeit zukneifen zu können.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ja leider ist das scheinbar einfach so. In Deutschland ist der Neid so groß, dass man seinen Nachbarn nicht gönnt, wenn diese etwas mehr verdienen. Genauso ist das Geschrei und Gemecker immer wahnsinnig groß. Sicherlich ist es etwas übertrieben, wenn man meint, dass jeder in Deutschland viel Geld verdienen könnte. Aber es ist ja überwiegend so, dass man zum Beispiel Bankern und Politikern ihre hohen Summen vorwirft. Und für den Politiker muss zum Beispiel eigentlich gar nichts hinsichtlich einer Ausbildung vorzuweisen haben, sondern braucht nur Engagement. Das kann durchaus jeder machen. Auch kritisiert man ja nicht nur die Vorstandsvorsitzender von Banken, sondern überwiegend die angeblichen Sesselpupser, die nichts tun. Auch dafür könnten sich bei etwas Interesse sehr viele Menschen qualifizieren, tun es aber nicht.

Das ist auch das große Problem in Deutschland. Man schaut nicht, ob man nicht vielleicht selber auch soviel verdienen könnte, sondern eher warum der andere nicht einfach genauso wenig wie man selber bekommt. Auch interessiert ja viele Menschen offensichtlich erst einmal gar nicht, was die Leute für ihr Geld einfach tun. In erster Linie wird erstmal gemeckert, dass es schlichtweg zu viel Geld ist, was sie bekommen, was auch immer sie dafür tun müssen.

Ich will zum Beispiel kein Politiker sein. Auch wenn da manchmal nicht viel bei raus kommt, bei dem was sie machen, aber die arbeiten schon oft den ganzen Tag durch, sehen ihren Familien oft nicht und bei jedem blöden Spruch, der einem rausrutscht, hackt die ganze Medienlandschaft auf einem rum. Das will ich nicht haben.

Und wenn man ehrlich ist, ist das ja nicht nur bei Bankern oder Politikern so. Jede Berufsgruppe, die nicht schlecht verdient und dann bei Tarifverhandlungen bessere Löhne oder Arbeitsbedingungen fordert, wird doch gleich schief angeguckt. Egal ob das jetzt Ärzte sind, Piloten oder auch Lokführer und so weiter. Auch da heißt es ja immer ganz schnell, dass die alle den Hals nicht voll genug bekommen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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