Rezepte frühzeitig an Familie weitervererben?

Die Oma meiner Freundin ist vor einiger Zeit gestorben. Meine Freundin hatte damals sehr viel mit ihrer Oma zu tun, wobei die Oma auch sehr gerne gebacken und gekocht hat und auch einige Geheimrezepte hatte. Diese hat sie meiner Freundin dann aber im Laufe der Jahre nach und nach weitergegeben.

Mittlerweile freut sich meine Freundin, dass sie die Rezepte quasi vererbt bekommen hat, so dass sie die Gerichte alle selbst nachkochen und nachbacken und sich so an ihre Oma erinnern kann. Ich finde das wirklich schön so. Manchmal ist es ja leider so, dass geliebte Personen tolle Rezepte quasi mit ins Grab nehmen. Von daher finde ich es nicht schlecht, wenn man so etwas schon zu Lebzeiten "weitervererbt". Habt ihr auf diese Weise auch schon Rezepte vererbt bekommen?

In meiner Familie gibt es gar keine "Geheimrezepte", dementsprechend werden die Rezepte dann weiter gegeben, wenn danach gefragt wird. Gerade in dem Fall dann irgendwelche Rezepte zu vererben ist doch ziemlich sinnfrei, weil die Rezepte eh bekannt sind, sofern man sich dafür ausreichend interessiert und darum gebeten hat. Die Tradition mit irgendwelchen geheimen Familienrezepten finde ich befremdlich und kenne es so überhaupt nicht.

Leider haben mich die Rezepte meiner Mutter früher nie interessiert. Als ich dann so weit war, dass ich für Tipps dankbar gewesen wäre, war sie schon gestorben und ich konnte sie nicht mehr fragen. Das tut mir jetzt sehr leid, denn ich würde schon ganz gerne ein paar Dinge nachkochen. Ohne ihr tradiertes Wissen habe ich es bis jetzt nicht geschafft, es genau so hinzubekommen.

Meine Kinder interessieren sich nicht für meine Rezepte. Sie versäumen dadurch aber auch nichts, weil ich keine begnadete Köchin bin. Im Internet finden sie bessere Rezepte.

Ich habe als Kind sehr viel mit meiner Mutter zusammen gekocht und sie auch später nach meinem Auszug häufiger um Rat gefragt, wenn ich ein bestimmtes Gericht nach ihrer Art zubereiten wollte. Dementsprechend habe ich auch ohne eine richtige "Vererbung" einen Großteil ihrer Rezepte in mein Repertoire aufgenommen, wobei viele davon einfach von diversen dritten Quellen zusammengetragen und nie wirklich traditionelle Familienrezepte waren.

Meiner Meinung nach ist es schön, wenn man sich durch Geschmäcker aus Kindheitstagen wieder emotional in alte Zeiten versetzen kann, zumal Essen der Seele einfach gut tut und ein richtiges Wohl- und Geborgenheitsgefühl hervorrufen kann, wenn es mit Gedanken an die Eltern assoziiert ist. Daher mag ich es, Rezepte meiner Mutter nachzukochen, und halte es für sinnvoll und toll, wenn Eltern Küchentipps an ihre Kinder weitergeben. Wie früh und in welcher Form das geschieht, spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle und hängt natürlich auch von der Entwicklung und den Interessen des Nachwuchses ab.