Für Trauer um einen Verstorbenen einen Anlaufort brauchen?

vom 07.11.2018, 19:04 Uhr

In einem Artikel habe ich gelesen, dass viele Trauernde einen Anlaufort bräuchten, an dem sie eben um den Verstorbenen trauen können. Oftmals würde dafür der Friedhof und das Grab des Verstorbenen aufgesucht werden. Aber es kommt ja auch vor, dass man weiter weg wohnt und das Grab nur selten besuchen kann.

Für mich ist es schon nachvollziehbar, dass man einen Anlaufort oder einen Trauerort braucht und diesen dann aufsuchen möchte. Aber ich denke, dass man auch ohne diesen trauern und an die Person denken kann. Manchmal gibt es diesen Trauerort in dem Sinne ja auch nicht, wenn es zum Beispiel eine Seebestattung gab. Soweit ich weiß, kann man dann eben Kränze ins Wasser werfen oder dort Blumen am Ufen niederlegen. Aber einen festen Punkt hat man da ja eher nicht.

Ist es für euch persönlich wichtig, dass ihr einen Anlaufort für eure Trauer habt? Sucht ihr da auch den Friedhof mit dem Grab auf? Oder kann das auch ein Ort oder Platz sein, an dem sich der Verstorbene gern zu Lebzeiten aufgehalten hat? Wie handhabt ihr das? Hilft euch so ein Trauerort dabei den Verlust zu verkraften? Oder könnt ihr komplett darauf verzichten und braucht keine solche Anlaufstelle?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nein, man braucht nicht an ein Grab zu gehen, sondern man kann überall an einen Verstorbenen denken. Dazu muss man auch nicht krampfhaft nach einem Lieblingsort suchen, welchen es vielleicht auch nie gegeben hat. Ich wollte aber mal an den Geburtsort meiner Mutter fahren und das ist vielleicht auch jetzt möglich, weil seit kurzem Ryanair dorthin fliegt.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Meine Verwandten und Freunde sind zwar ausnahmslos traditionell auf Friedhöfen beerdigt, allerdings brauche ich persönlich diesen Ort nicht. Ich muss zugeben, dass ich selten auf die entsprechenden Friedhöfe gehe. Das Grab meiner Eltern besuche ich nur an Allerheiligen, und das nur wegen der Nachbarn.

Für mich liegt dort nur der verfallende körperliche Anteil eines Menschen. Die Seele oder was einen Menschen sonst noch ausmachen mag, ist in meinem Gehirn, sodass ich an jedem Ort eines Menschen gedenken kann.

Erinnerungen an einen geliebten oder nicht so geliebten Menschen und damit eine Art von Gedenken kommen beispielsweise beim Betrachten von Fotos auf oder beim Besuch von Orten, an denen wir gemeinsam waren.

Ich selbst werde in einem Friedwald meine letzte Ruhe finden. Wer dort spazieren gehen mag, gerne. Wer nicht, dem werde ich auch nicht böse sein.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich sehe das wie anlupa und brauche auch keinen Anlaufort. Es mussten inzwischen schon einige Mitmenschen zu Grabe getragen werden, wobei ich aber nie auf dem Friedhof gewesen bin nach der Beerdigung. Für mich ist das nicht wichtig und ich brauche das nicht. Man kann doch überall an seine Angehörigen denken, auch wenn man beispielsweise alte Fotos ansieht oder so.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Jeder Mensch trauert etwas anders und auf seine/ihre ganz persönliche Art und Weise. Für mich persönlich ist es so, dass ich diesen "Anlaufort", wie Ihr es nennt, sehr gebraucht habe und auch noch immer brauche. Dort am Grab auf dem Friedhof unter einer riesigen alten Eiche kann ich mich meinem Verstorbenen sehr nah fühlen. Zum Glück ist das sehr nah bei meinem Wohnort.

Oft bin ich täglich dort, wenn die Trauer mich mal wieder sehr erwischt. Schön finde ich daran auch, dass meine Trauer dort ihren Ort hat - fahre ich wieder nach Hause, kann ich sie ein Stück weit auch dort lassen. Sie darf sein, sie ist da, aber sie ist nicht mein ganzes Leben. Es gibt auch andere Orte, die nicht mit dieser Trauer verbunden sind.

Und natürlich kann ich auch anderswo an meinen Verstorbenen denken und tue das auch aber mir tut es auch gut, das Grab zu pflegen und so noch etwas tun zu können, und mir vorzustellen, dass dieser Ort unser Treffpunkt ist; seine Seele mich und ich seine Seele an diesem Ort finden kann.

Aber wie gesagt, das ist mein Empfinden und jede und jeder kann es ganz anders empfinden. Manche mögen auch ein Musikstück als "Ort der Trauer" haben, welches sie häufig mit diesem Menschen zusammen gehört haben. oder ein Doppelkopfturnier mit Freunden als Gedenkritual veranstalten, wenn der Verstorbene das geliebt hat. Es gibt so viele Formen der Trauer wie Trauernde und Verstorbene.

» Kirchenbotschafter » Beiträge: 91 » Talkpoints: 21,81 »


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