Mandeloperation meist unnötig?
In 9 von 10 Fällen soll eine operative Entfernung der Manteln unnötig sein. Die Operation ist durchaus sinnvoll, wenn man immer wieder Mandelentzündungen hat oder unter Atemstillstand während des Schlafens leidet. Allerdings wäre eine Operation nur nötig, wenn man pro Jahr häufiger als 6 mal eine Entzündung der Mandeln hat.
Meint ihr auch, dass die meisten Mandeloperationen unnötig sind? Habt ihr da selbst Erfahrungen gemacht? Würdet ihr daher immer eine zweite Arztmeinung einholen, wenn euch zur Entfernung der Mandeln geraten wird?
Das ist wieder einer diese Threads, wo man merkt, dass du nicht wirklich zugehört hast, da du alles völlig falsch wiedergibst und wichtige Informationen unterschlägst. So handelt es sich hierbei erstens um eine Studie aus Großbritannien, die sich obendrein ausschließlich auf Mandeloperationen bei britischen Kindern bezieht. Wie du das so allgemein formulieren kannst, dass man in einem deutschen Forum automatisch denkt, dass du dich auf den deutschen Raum beziehst erschließt sich mir nicht. Pass doch besser auf, wenn du schon solche Nachrichten hier hinterher thematisierst. Das wird sonst peinlich.
Nun ja, dass mit nötig und unnötig ist ja so eine Sache. Nun lassen wir mal Großbritannien außen vor und nehmen mal hypothetisch an, es würde bei uns exakt genauso aussehen. Dann stelle man sich mal vor, man bekommt jedes Jahr 5 Mandelentzündungen! Und was sagt dann der Arzt dazu? Ach komm OP ist völlig unnötig, du hast ja weniger als 6 Entzündungen im Jahr.
Wenn ich da mal an meine Tonsillitiden denke, die so alle 2-3 Jahre mal auftreten, dann nerven die mich jedes mal 1-2 Wochen. Und dabei dann mit massiven Schluckstörungen, Heiserkeiten, Fieber, Schmerzen und eben auch fast immer 2 Wochen Arbeitsunfähigkeit. Wenn ich jetzt überlegen würde, dass man mir das ganze locker mal 10 Wochen im Jahr zumuten würde, dann würde ich den Arzt fragen, ob er noch richtig eingepackt ist.
Sicherlich kann man streiten, ob es für das Langzeitergebnis keinen Unterschied machen würde, wenn man jedes Jahr mehrfach eine Entzündung bekommt und nicht operiert oder einfach los operiert. Aber mir kann doch niemand mit gesundem Menschenverstand erzählen, dass es eine vernünftige Lebensqualität sein soll, wenn man jährlich mehrere Monate massive Halsschmerzen haben soll.
Dass manche Mandelentfernungen unnötig sind oder waren, das kann ich mir auch ganz gut vorstellen, aber ob das nun wirklich auf 9 von 10 Fällen zutrifft, das kann ich schwer beurteilen. Ich habe aber auch neulich einen Artikel gelesen und darin wurde geschrieben, dass rund 50% aller Operationen in Deutschland medizinisch gar nicht notwendig wären und man sich diese hätte eigentlich ersparen können. Schon alleine deswegen würde ich mir bei einer größeren OP immer eine zweite Arztmeinung einholen.
Dass die deutschen Mandeloperationen auch nicht unbedingt immer nötig sind, zeigt die Statistik. Im Umfeld von einer Klinik mit HNO-Abteilung werden viel mehr Kinder operiert. Und nur weil eine Klinik vor Ort ist, ist der Nachwuchs nicht kränker.
Und wenn man überlegt, dass jung Operierte ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen, Bindehautentzündungen und Herzerkrankungen haben, sollte man abwägen. Mandeln und Polypen sind wohl wichtig für das Immunsystem.
Und nicht jeder leidet so wie Klehmchen. Ich hatte als Teenager acht bis zehn eitrige Mandelentzündungen im Jahr. Mit Antibiotikum war ich innerhalb von drei Tagen wieder fit. Und seit über 25 Jahren sind die Mandeln nun ruhig. Ich bin die einzige in der Familie mit Mandeln, weil ich die Operation strikt abgelehnt habe.
Alle anderen waren aber nicht gesünder. Die hatten eben keine Mandelentzündung mehr, sondern kämpften jahrelang mit wiederkehrender Seitenstrangangina, gern mit Beteiligung des Mittelohrs. Weniger Antibiotika haben die auch nicht gebraucht.
Es macht natürlich total viel Sinn über Jahre mehrere Male im Jahr Antibiotika zu nehmen, wenn man den Herd grundsätzlich chirurgisch sanieren könnte. Die Resistenzstatistik lässt da grüßen. Und bevor du jetzt kommst, dass deine Angehörigen trotzdem Antibiotika geschluckt haben zählt das nicht. Sie hatten ja scheinbar nicht jedes mal eine Tonsillitis, sondern andere Erkrankungen, die sich mit der reinen Tonsillektomie nicht hätten behandeln lassen.
Ich will das ja gar nicht in Abrede stellen, dass teilweise zuviel operiert wird und gerade auch viele Tonsillektomien nicht notwendig wären. Ich hab meine Tonsillen auch noch. Aber ich empfinde die Zahl von 90 Prozent(!) als viel zu übertrieben und eben auch die Empfehlung das man bis zu 6 Entzündungen pro Jahr haben sollte, bevor man operieren darf als Unsinn. Viel mehr sollte man durchaus den Leidensdruck berücksichtigen und durchaus so wie in der deutschen Leitlinie schon ab mehr als 3 Episoden im Jahr daran denken, dass die OP eine mögliche Therapie wäre.
Neunzig Prozent ist aber die Zahl für Großbritannien. In Deutschland gehe ich nicht von so einem hohen Wert aus. Außerdem habe ich nur gesagt, Mandeln sollten immer drin bleiben. Es sollte nur besser abgewogen werden. So ist beispielsweise klar, dass eine Seitenstrangangina häufig bei Patienten ohne Mandeln auftritt. Wenn ich nun eine familiäre Häufung dieses Problems über mehrere Generationen habe, dann finde ich den Rat zur Operation nicht uneingeschränkt sinnvoll.
Täubchen, es wurde Großbritannien aber nicht erwähnt und war nicht die Rede von solch einer Studie dort. Daher denke ich, dass sich das durchaus auf Deutschland bezogen hat. Es ist doch auch kein Geheimnis, dass manche Operationen schnell mal durchgeführt werden, obwohl sie nicht unbedingt zwingend nötig wären.
Doch Nelchen, explizit die Zahl 88%, also grob 9 von 10 stammt aus der britischen Studie, die britische Kinder betrachtet hat. Für Deutschland wurde nur erwähnt, dass wahrscheinlich zu viel operiert wird. Das kann ja auch durchaus so sein. Aber wenn man jetzt im Nachhinein sich Zahlen anschaut und dann sagt, man darf oder sollte erst operieren, wenn das Kind vorher mehr als 6 Entzündungen pro Jahr hatte und alle Operation auf die das nicht zu trifft als unnötig einordnet ist das in meinen Augen einfach Humbug.
Wir haben ja hier im Thread schon festgestellt, dass scheinbar jeder etwas anders mit so einer Erkrankung zu recht kommt. Und auch jeder bekommt die Risiken von ausschweifenden Antibiotikatherapie anders zu spüren. Dem einen passiert glücklicherweise gar nichts und die Antibiotika machen einfach das was sie sollen, der andere bekommt schon nach der ersten Runde eine Clostridieninfektion. Ist ja durchaus möglich.
Auch die reine Betrachtung, dass mit HNO-Klinik mehr operiert wird als ohne, ist eine reine statistische Auffälligkeit, die nichts über Notwendigkeit einer OP aussagt. Natürlich wird weniger operiert, wenn die Eltern gar keine Anlaufstelle haben, wo sie hingehen können. Das heißt aber nicht, dass es nun nicht notwendig wäre hin und wieder zu operieren.
Ich halte also von solchen Studien recht wenig, erst recht, wenn sie dann auf reißerische Überschriften zurecht gekürzt werden in der Presse. Da gibt es dann genug Eltern, die auch völlig gerechtfertigte Eingriffe ablehnen, weil ja angeblich die meisten Operationen unnötig sein, ohne sich jemals durchgelesen zu haben, was da eigentlich verglichen wurde und wie die Bewertung unnötig zu Stande gekommen ist.
Solche Studien könnte man über unzählige Operationen machen, auch außerhalb der Kinderchirurgie. Und wenn man die Endpunkte kreativ gestaltet, sind mit Sicherheit unzählige Operation unnötig, obwohl man dem Patienten helfen kann.
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