Krankenstand verdient haben?
Zitronengras hat geschrieben:Ich frage mich, was du damit bezwecken willst. Konzentriere dich doch mal auf die Grundaussage, anstatt mir irgendwelche Sachen vorzurechnen. Und die Grundaussage ist, dass der Urlaub eben nicht sehr viel ist und schnell verbraucht ist und nicht wie viele Tage ganz exakt nun wer unter welchen Bedingungen Urlaub hat.
Auch wenn ich nicht angesprochen war, empfinde ich deine Grundaussage eher so, dass du dich hast ausbeuten lassen. Und nichts anderes. Du hast gejammert, dass von dir unbezahlte Überstunden verlangt wurden und du immer mehr Aufgaben aufgebrummt bekommst. Wie wäre es denn, wenn du dich nicht groß mit deinem Arbeitgeber identifizierst, wenn du einfach die Arbeit machst, für die du bezahlt wirst?
Du hast doch einen Arbeitsvertrag, der das Wesentliche regeln sollte. In meinem jedenfalls steht mit keinem Wort, dass mein Arbeitgeber von mir unbezahlte Überstunden verlangt. Auch steht da ganz klar meine Wochenarbeitszeit drin und auch mein Aufgabenspektrum. Wenn der Arbeitgeber daran etwas ändern möchte, dann kann er sich gerne mit mir zusammensetzen und wir besprechen dann zu welchen Konditionen wir das ändern können. Entweder geht er dann mit oder es bleibt halt bei dem Arbeitsvertrag, den wir beide ursprünglich unterschrieben haben.
Zum Ausbeuten gehört neben dem Ausbeuter auch immer jemand der sich ausbeuten lässt. Von daher verstehe ich dann solche Aussagen wie Kranksein hätte man sich verdient auch nicht. In meinem Arbeitsvertrag stehen nun einmal 30 Tage Urlaub drin bei einer 5 Tage Woche. Das heißt dann aber eben auch das ich in etwa 220 Arbeitstage im Jahr habe und dafür ist ein Lohn festgesetzt worden. Warum sollte ich mir dann bei gleicher Lohnzahlung zusätzliche freie Tage durch einen Krankenschein verdient haben? Weil ich die vertraglich vereinbarte Leistung gebracht habe, aber jetzt nur noch auf 210 Arbeitstage Bock habe?
Also wer krank ist, der soll sich auch zu Hause auskurieren. Und wer krank ist, der hat ja auch von seinen freien Tagen nichts. Aber einfach krank machen, weil man mal gerade keinen Bock hat finde ich auch höchst unkollegial. Die anderen müssen die Arbeit dann ja mitmachen und den Arbeitgeber bescheißt man dann auch noch um dessen Geld.
Du hast doch einen Arbeitsvertrag, der das Wesentliche regeln sollte. In meinem jedenfalls steht mit keinem Wort, dass mein Arbeitgeber von mir unbezahlte Überstunden verlangt. Auch steht da ganz klar meine Wochenarbeitszeit drin und auch mein Aufgabenspektrum. Wenn der Arbeitgeber daran etwas ändern möchte, dann kann er sich gerne mit mir zusammensetzen und wir besprechen dann zu welchen Konditionen wir das ändern können. Entweder geht er dann mit oder es bleibt halt bei dem Arbeitsvertrag, den wir beide ursprünglich unterschrieben haben.
So einfach ist das aber nicht. Da kann man als Außenstehender, der nicht betroffen ist, viel Schönes dazu sagen und erklären, wie man was hätte machen sollen und dass doch alles vertraglich geregelt ist. Aber wenn es zur Unternehmenskultur gehört, dass alle mehr machen und man dahingehend auch viel Druck ausübt, dann kann man nicht einfach "nein" sagen. Man kann sich diesem Druck nicht einfach entziehen, der durch mehrere Instanzen und auch Kollegen so gelebt wird. Da wird man in die Enge getrieben und da bleibt nur die Krankschreibung. Sicher, dir würde das natürlich nie passieren, du bist ja besser.
Doch so einfach ist das nun einmal. Mit welcher Begründung will dein Chef denn unbezahlte Überstunden verlangen? Du hast eine Arbeitszeit und danach ist Feierabend. Wenn da jemand will, dass du länger arbeitest, dann muss er das doch begründen. Und wenn es dann heißt alle anderen machen das auch so, dann sagt man halt, dass der Arbeitsertrag aber nur 35, 40 oder 42 Stunden oder was auch immer hat und gut ist.
Wir haben bei uns auch eine Abteilung, da wird regelmäßig länger gearbeitet und die Kollegen dürfen sich die Überstunden nicht aufschreiben. Würde ich deswegen auf die Idee kommen, dass ich das jetzt genauso machen muss? Nein würde ich nicht und meine Kollegen in meiner Abteilung sehen das genauso. Und komischerweise funktioniert das auch bei uns bestens und keiner meckert. Weil es nun einmal einfach keine Grundlage gibt auf der Druck ausgeübt werden kann. Und wenn es doch gemacht wird, dann machst du halt Dienst nach Vorschrift und wenn es dem Arbeitgeber nicht passt, sieht man sich halt vor dem Arbeitsgericht. Und solange du dir nichts zu Schulden kommen lässt, wird das im schlimmsten Fall auf eine bezahlte Freistellung für den Zeitraum einer monatelangen Verhandlung hinauslaufen. Ist jetzt für den Arbeitnehmer auch nicht so schlecht.
Doch so einfach ist das nun einmal. Mit welcher Begründung will dein Chef denn unbezahlte Überstunden verlangen? Du hast eine Arbeitszeit und danach ist Feierabend. Wenn da jemand will, dass du länger arbeitest, dann muss er das doch begründen. Und wenn es dann heißt alle anderen machen das auch so, dann sagt man halt, dass der Arbeitsertrag aber nur 35, 40 oder 42 Stunden oder was auch immer hat und gut ist.
Nein, ist es nicht! Du hast so eine Situation offenbar noch nie erlebt und da kann man toll belehren, wie man was hätte machen sollen, wenn man nicht selbst drin steckt, dann kann man es eben überhaupt nicht nachvollziehen. Es gehörte selbstverständlich zur Unternehmenskultur, dass man beispielsweise nach der Arbeit noch das Büro aufräumt und das nach der offiziellen Arbeitszeit. Da habe ich auch mal nachgeschaut, dass das nicht rechtens ist, dass das auch bezahlte Arbeitszeit sein müsste. Und als mir mal ein Termin ausgefallen war und ich in meine Arbeitszeitliste geschrieben habe, dass ich stattdessen das Büro aufgeräumt habe, dann wurde mir das rausgestrichen und als Minusstunden gewertet.
Da konnte ich mich beschweren wie ich will. Ich hab sogar mal einen Gesetzestext ausgedruckt, nach dem das nicht erlaubt ist, solche Aufräumzeiten nicht als Arbeitszeit zu werten, als Beleg und habe das meiner Vorgesetzten gezeigt. Reaktion null. Ich war bei der Frau, die die Arbeitszeitkonten kontrolliert und mir diese Aufräumzeiten herausgestrichen hat. Die hat das auch gar nicht eingesehen und sich dann bei meiner Abteilungsleiterin beschwert, was mir einfällt, mit solchen Hinweisen zu kommen und die wiederum hat mir die Hölle heiß gemacht. Was willst du da machen? Da sitzt man einfach nur perplex da und weiß gar nicht, was man sagen soll.
Wenn alle Mitarbeiter sich dagegen wehren, dann hat man vielleicht eine Chance, aber wenn man der einzige ist, der das nicht möchte und nicht hinnimmt, dann interessiert das keinen. Die anderen Kollegen haben sich alle nicht getraut, irgendwas zu sagen. Und da hast du als einzelner keine Chance. Wenn ich bestimmte Aufgaben hatte, die ich in meiner Arbeitszeit nicht geschafft habe, weil es einfach zu viel war, dann wurde ständig nachgefragt, ob ich dies oder jenes schon fertig hatte, immer wieder. Und wenn man dann sagt, dass man es nicht schafft oder das zu viel ist, dann folgen Moralpredigten, dass das aber meine Aufgabe sei und dass ich das zu schaffen habe und wenn ich es nicht schaffe, dass ich das dann eben am Ende des Tages noch machen muss usw. Und das wird mit so einer Dominanz vermittelt, dass man sich eben nicht traut, was dagegen zu sagen.
Wenn in deiner Arbeitswelt immer alles ganz toll läuft und du und deine Kollegen euch einig seid, dass ihr nur Dienst nach Vorschrift macht, dann ist das super für euch! Aber wenn alle anderen da mitmachen, dann ist man wirklich alleine. Und ich erinnere mich auch an manche Beiträge hier, in denen ich geschrieben habe, dass mir dies oder jenes in der Arbeit zu viel ist und da wurde auch nur auf mir herumgehackt und ich wurde von manchen Leuten hier als faul dargestellt. Genau das ist es, was einem dann auch in der Arbeit passiert. Was, du schaffst deine Arbeit nicht? Dann arbeitest du bestimmt zu ineffektiv oder bist zu faul. Sei mal disziplinierter usw. - solche Sprüche habe ich hier abbekommen und genauso in der Arbeit. Dagegen kommt man nicht an. Da wird man einfach nur fertig gemacht und es bleibt manchmal kein anderer Weg, als sich krank schreiben zu lassen, weil man nirgends Verständnis erntet.
Du, doch ich kenne so etwas auch. Ich hatte mal einen Chefwechsel, da hat er meinen Vorgesetzten völlig entgeistert gefragt, wieso wir um 16:00 (unser Feierabend) alle nach Hause gehen. Da kam dann eben die Antwort, die Jungs haben ihre Arbeit gemacht und jetzt Feierabend. Das fand er auch doof und im Mitarbeitergespräch mit mir hat mir da offenbart, dass ich doch auch zu Hause abends, wenn die Kinder im Bett sind noch etwas für die Arbeit tun könnte, so ein wenig Wissenschaft und Forschung betreiben könne. Da hab ich gesagt, dass schaff ich nicht und als er nicht locker ließ, folgte dann eben irgendwann die Kündigung. Das haben dann noch ein paar andere Mitarbeiter genauso gemacht und daraufhin sah er ein, dass das wohl nicht ganz so funktioniert.
Man hat immer eine Wahl. Sicherlich muss man nicht gleich so wie ich den Arbeitgeber wechseln, wenn die Vorstellung von Arbeit von Chef und Mitarbeiter nicht übereinstimmen. Aber man kann dennoch trotzdem seine Rechte einklagen. Dafür gibt es Betriebsräte und Gewerkschaften und zur Not Arbeitsgerichte. Wenn man mir jeden Tag eine oder zwei unbezahlte Überstunden aufdrücken will oder mir dauernd Stunden wegstreicht, glaubst du ernsthaft ich würde mir das auf Dauer gefallen lassen? Die Stunden würde ich mir einklagen, selbst wenn ich das Unternehmen verlassen würde.
Ich finde es halt nicht so einfach, sich so einem Druck zu entziehen und zu sagen "nein mache ich nicht", weil man schon sehr stark beeinflusst und in die Enge getrieben wird. Vor allem, wenn alle anderen Kollegen da mitmachen, zwar manchmal nörgeln, aber eben mitziehen, dann ist es nicht so leicht. Na klar könnte man rein theoretisch auch kündigen, man kann schon was machen. Nur, dann hätte man erst einmal eine Sperrfrist vom Arbeitsamt aufgedrückt bekommen.
Also müsste man vorher schon eine neue Stelle gefunden haben, damit man nicht in die Arbeitslosigkeit kommt und das erfordert auch einiges an Glück oder zumindest Planung. Man kann nicht einfach so gehen, ohne Vorbereitungen getroffen zu haben. Man müsste also die Energie haben, um neben einem Job, der einen total stresst, noch Vorstellungsgespräche zu führen, damit man einen Job klar macht, den man nach der Kündigung dann gleich einnehmen kann. Natürlich könnte man rein theoretisch kündigen und die Sperre in kauf nehmen und dann drei Monate ohne Einkommen zu Hause sitzen - aber wer will das?
Betriebsräte und Gewerkschaften sind schön und gut, aber da wo ich gearbeitet habe, gab es das nicht. Ich bin auch sonst nicht gewerkschaftlich gebunden und ich habe (außer der Uni) noch nie mit einer Firma zu tun gehabt, in der es einen Betriebsrat oder eine Gewerkschaft gegeben hätte. Und beim Arbeitsgericht muss man seine Kosten selbst bezahlen, da fragt sich schon, ob sich das lohnt. Selbst wenn man eine Rechtsschutzversicherung hätte, muss man da seinen Eigenanteil zahlen und davon abgesehen ist es sicherlich auch viel Stress, so einen Prozess zu führen, was man nicht mehr kann, wenn man schon nervlich angegriffen ist. Außerdem würde ich denken, dass der Arbeitgeber einen danach sowieso loswerden will oder das Leben schwer macht.
Ich finde, sich krankschreiben zu lassen ist in der Situation eigentlich das best, weil man den Druck los ist und man kann die Zeit der Krankschreibung nutzen, sich was Besseres zu suchen. Und mit einem Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter so in die Enge treibt habe ich dann auch kein Mitleid, dass er den Lohn fortzahlen muss.
Also dir ist es zu stressig eine neue Arbeit zu suchen oder deine Rechte einzuklagen und machst stattdessen lieber jeden Tag unbezahlte Überstunden? Das erschließt sich mir nicht so recht. Ich könnte es ja verstehen, wenn du deine Überstunden bezahlt bekommst und davon wenigstens etwas hättest. Aber bei dir klingt das ja so, als wenn du auch noch nicht wirklich zufrieden mit deinem Job oder zumindest den Vorgesetzten bist.
Gewerkschaften vertreten übrigens Mitarbeiter und keine Unternehmen. Also selbst wenn dein Unternehmen keinen Betriebsrat hat und vielleicht auch nicht tarifgebunden ist, dann bringt dir eine Gewerkschaft trotzdem etwas. Da gibt es unter anderem auch Rechtsbeistand, wo man dir bei deinen Problemen helfen kann.
In erster Linie ist es in aller Regel nie das Problem, dass man die Situation nicht ändern könnte, sondern man muss sich halt überwinden. Und dabei geht es auch nur darum, seine Rechte einzufordern und keine Boni oder Extras. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schwierig das für viele zu sein scheint und man sich stattdessen mit solchen Leute wie einfach mal blau feiern zufrieden gibt.
Ich habe ja nicht gesagt, dass ich jeden Tag unbezahlte Überstunden gemacht habe. Du hast irgendwo etwas geschrieben von 1-2 Überstunden am Tag, das habe ich gar nicht so geäußert. Es ist vorgekommen, dass ich Überstunden machen musste, die nicht bezahlt wurden und die ich noch nicht mal aufschreiben durfte in der Arbeitszeitliste. Ich würde sagen, es war pro Woche etwa eine Stunde.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schwierig das für viele zu sein scheint und man sich stattdessen mit solchen Leute wie einfach mal blau feiern zufrieden gibt.
Also sorry, aber ein Gerichtsprozess ist doch keine kleine Sache, die man mal eben nebenbei durchzieht. Es hat halt nicht jeder so eine Panzer-Mentalität, dass an einem alles abprallt. Manche Menschen nimmt das eben auch mit, wenn sie Stress haben und da hat man dann nicht die Kraft, nebenbei noch auf Jobsuche zu gehen.
Ich war mal wegen einer Verkehrsrechtssache bei einem Anwalt und da ging es nicht mal vor Gericht, sondern es wurden nur Briefe hin und her geschickt und Gutachten eingeholt. Das fand ich schon total nervenaufreibend, da immer zu bangen, was denn nun heraus kommt. Ein Gerichtsprozess ist ja nochmal eine ganze Ecke schlimmer und ich bin mir sicher, dass einen der Arbeitgeber entweder danach eh rauswirft oder zumindest terrorisiert, wenn man ihn einmal verklagt hat.
Ich finde, du nennst halt Dinge, die man über irgendwelche Rechtswege hätte tun können usw., so nach dem Motto "jeder kann doch", aber du musst auch mal bedenken, dass das alles viel Stress ist und dass es manchmal einfach nicht geht, sich diesen Stress anzutun. Da ist auch irgendwo mal eine psychische Grenze.
Wenn man sich krankschreiben lässt, finde ich, ist man quitt. Der Arbeitgeber hatte mir geschadet, indem er mir immer mehr Aufgaben aufgedrückt hat und ich Mehrarbeit leisten musste, für die ich nicht bezahlt wurde und ich habe es heimgezahlt, indem ich mich habe krankschreiben lassen und noch ein paar andere Dinge gemacht habe, was eben in meiner Macht stand.
Ich arbeite dort inzwischen nicht mehr; ich habe mich krankschreiben lassen und mir in der Zeit etwas Neues gesucht. Vor mir haben es andere auch so gemacht. Ich würde das auch wieder auf diese Weise abhandeln und sehe da nichts Falsches drin. Das hilft ja auch, dass man einfach mal wieder Ruhe hat und den Kopf frei bekommt.
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