Sich vor jedem und allem verstecken wollen?
Bei manchen Personen ist es ja so, dass sie sich gerne zurückziehen, wenn es ihnen schlecht geht und dann auch lieber alleine für sich sind, anstatt mit jemandem zu reden. Während manche sich nur für wenige Stunden oder mal für einen Abend zurückziehen, ist es bei anderen fast schon so, als würden sie sich eine Zeit lang vor allem und jedem verstecken und niemanden an sich heranlassen wollen.
So ein Gefühl hatte ich selbst noch nicht. Bei mir wäre das auch nicht möglich, da ich eben einen festen Job habe und auch in einer WG wohne. Allerdings kam es auch abgesehen davon nicht vor, dass ich wirklich über einen längeren Zeitraum niemanden sehen oder bei mir haben wollte. War es bei euch schon einmal so? Wenn ja, weshalb?
Ich kenne es schon, dass man mal niemanden sehen oder hören möchte. Da nervt dann auch alles und man möchte einfach in Ruhe gelassen werden. Ich finde das aber auch ganz normal und bin nicht der Typ, der immer gleich über Sorgen, Probleme oder Trauer sprechen möchte. Ich denke, dass es aber wichtig ist, dass man diese Phase dann auch wieder überwindet und sich eben wieder sehen lässt und auch Kontakte pflegt. Ansonsten könnte man sicherlich schnell in eine Depression rutschen.
Ich habe immer mal so Phasen, an denen mich die Welt mal gepflegt "am Arsch lecken kann." Ich ziehe mich dann komplett zurück, außer für die Arbeit und bin dann oftmals auch für Freunde nicht erreichbar. Solange es keine depressive Phase ist, die ich auch manchmal habe, geht es mir aber gut damit. Ich ziehe dann mein Ding durch und mache das, was ich tun möchte und wenn diese Phase vorbei ist, bin ich auch gerne wieder bereit, mit anderen in Kontakt zu treten.
Ist es jedoch eine depressive Phase, dann ist dieser Rückzug eher unschön. Ich weine viel, bin todunglücklich und würde gerne soziale Kontakte pflegen, aber kann es dann einfach nicht. Teilweise werde ich auf lebensmüde und hege dumme Gedanken. Meistens gehe ich normal arbeiten, aber andere Aktivitäten schaffe ich dann nicht mehr. Meistens schlafe und lese ich dann viel und versuche mich krampfhaft abzulenken. Aber ich möchte dann alleine sein, weil ich nicht über meine Gefühle reden will und niemanden damit belasten möchte. Also wäre das ein eher unfreiwilliger Rückzug von Allem.
Ich würde, wenn ich könnte. Ich finde nämlich den Umgang mit Menschen generell eher anstrengend als aufmunternd und habe mir schon öfter gewünscht, mich einfach mal ein paar Tage in einer Berghütte zu verkriechen (natürlich mit Internet, Vorräten, Strom und allem ) und niemanden sehen oder hören zu müssen.
Das ist jedoch praktisch auch nur schwer umsetzbar, weil ich berufstätig bin und einen Partner habe. Aber ich behalte mir vor, wenn ich wirklich mal die Schnauze derart gestrichen voll haben sollte, tatsächlich ein paar Tage abzuhauen und Wellness im Bayerischen Wald zu machen oder ähnliches. Hauptsache, es kennt mich keiner und ich muss mit niemandem mehr als das Notwendige und Höfliche sprechen.
Im Alltag habe ich mir dafür in Form meiner Wohnung einen Rückzugsraum eingerichtet, wo außer meinem Partner prinzipiell niemand etwas verloren hat. Besuch bekomme ich nur selten und ich würde nie auf die Idee kommen, etwa eine Party in meinen vier Wänden zu veranstalten. Freunde und Familie treffe ich immer außer Haus. So kann ich mehr oder weniger sicher sein, dass ich die Welt draußen halten kann, wenn ich die Wohnungstür hinter mir zusperre.
Sicherlich gibt es Phasen, wo man mehr Ruhe braucht und sich daher zurück zieht, aber "verstecken" sieht für mich anders aus. Ich habe mich während depressiven Phasen oft versteckt und hatte Panik vor Kontakt mit Menschen. Da sollte man daher schon differenzieren wie ich finde.
Ich finde es völlig ok, sich manchmal zu "verstecken" indem man einfach eine Phase lang seine Ruhe möchte und auch mal nicht auf jede Nachricht gleich antworten will etc. So eine Pause von der Welt darf man sich finde ich ruhig mal gönnen. Natürlich muss man unterscheiden, ob man das macht, weil es einfach gerade gut tut, oder ob man es aus Angst oder Kraftlosigkeit tut. Sobald es in die Richtung Depression geht und nicht mehr einfach erholsam ist, sollte man schon Hilfe suchen, damit das wieder besser wird.
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