Keine Hausaufgaben über das Wochenende?

Eine Bekannte hat mir vor kurzem erzählt, dass in Österreich keine Hausaufgaben über das Wochenende aufgegeben werden dürfen. Sie fragte mich ebenfalls, was ich davon halte. Selbstverständlich tragen Hausaufgaben dazu bei, dass die Kinder auch zuhause etwas lernen und sich mit dem Schulstoff beschäftigen, andererseits finde ich, dass die Entwicklung der Kinder auch außerhalb der Schule stattfinden sollte und sie möglicherweise zu sehr gefordert werden und dadurch schlechtere Ergebnisse erzielen, schließlich ist das Wochenende dazu da, auszuspannen, etwas mit den Freunden zu unternehmen und etwas Spaß zu haben. Habt ihr dazu eine Meinung? Sollte Deutschland diese Eigenschaft aus Österreich übernehmen? Oder ist diese Regelung übertrieben?

Ich gehe mal von meiner Kindheit aus. Ich habe jeden Tag mindestens eine Stunde Hausaufgaben gemacht in der Schulwoche und dann am Wochenende habe ich mir den Samstag frei gelassen und erst wieder etwas am Sonntag gemacht. Viele Sachen gab es da auch nicht auf und so hätte man es durchaus auch am Freitag noch machen können.

Meiner Meinung nach ist es schon wichtig jeden Tag etwas zu machen und dazu gehören auch Hausaufgaben über das Wochenende. Es ist ja ganz nett, wenn man sich jeden Tag mit seinem Kind beschäftigt, aber das machen leider nicht alle Eltern und deswegen muss man dann auch etwas über die Hausaufgaben machen. Das ist natürlich schon schade, aber ich denke, dass das für manche Kinder auch sehr wichtig ist, damit sie überhaupt eine Chance haben, weil sie regelmäßig etwas machen müssen.

Ich erinnere mich noch daran, dass das bei mir in der Grundschule zumindest in den ersten Jahren auch so geregelt war, dass es über das Wochenende keine Hausaufgaben gab. Ich fand das natürlich toll, aber ich finde eigentlich nicht, dass das zwingend nötig ist. Es sollte nur einfach nicht zu viel werden und da finde ich, dass man auch mal weniger aufgeben sollte, wenn die Schüler in einem anderen Fach schon viele Hausaufgaben auf haben.

Darum sehe ich es so, dass es den Schülern schon zuzumuten ist, auch am Wochenende Hausaufgaben zu machen. In der Regel hat man dann ja auch noch eher die Zeit, etwas zu machen als am Nachmittag oder Abend nach der Schule. Wenn es also nicht zu viel ist, dann würde ich schon sagen, dass auch Hausaufgaben über das Wochenende möglich sind. Deswegen würde ich eine allgemeine Regelung dazu deutschlandweit nicht als notwendig ansehen.

In den unteren Klassenstufen haben wir auch häufig keine Hausaufgaben über das Wochenende aufbekommen. Wenn man also die Aufträge für die Fächer vom Anfang der Woche brav bis zum Freitag erledigt hatte, konnte man sich das Wochenende über komplett entspannen. Je weiter die Schullaufbahn jedoch vorangeschritten ist, desto umfangreicher wurde der zu behandelnde Stoff und umso mehr wurde der Fokus von der Frontaldidaktik auf die selbstständige Erarbeitung neuer Inhalte gelegt, um die Schüler auf die nächste Stufe der Ausbildung und des Studiums vorzubereiten. Dazu gehörten dann auch mal größere Arbeitsaufträge für die Wochenenden und sogar für die Ferien, und natürlich auch die Notwendigkeit der Vorbereitung auf schwierigere Klausuren.

Generell bin ich schon der Meinung, dass ein angemessener Freizeitausgleich wichtig ist und dass die Lehrer ein Stück weit auch darauf Acht geben sollten - zumal bereits bei den Jüngeren schon immer früher Nachmittagsunterricht in den Stundenplan aufgenommen und der Druck von außen mit verkürzten Schulzeiten und Co stetig erhöht wird. Für Freizeitaktivitäten in Vereinen, gemütliche Familienabende und kreative Hobbies fehlt dann oftmals die Zeit, wobei auch diese Dinge meiner Ansicht nach zu einer gesunden Kindesentwicklung dazugehören.

Allerdings glaube ich, dass es auch wichtig ist, Selbstständigkeit beim Lernen zu fördern und die Kinder an ein effektives Zeitmanagement heranzuführen, bevor man sie in die große weite Berufswelt schickt. In der Mittelstufe mag man ja noch gut damit durchkommen, seine Aufgaben bis 20 Uhr am Sonntagabend vor sich herzuschieben und dann in ein bis zwei Stunden abzuhandeln, aber ein Medizin- oder Jurastudium wird mit dieser Strategie wahrscheinlich nicht erfolgreich sein. Wenn man während der Schulzeit also nicht richtig gelernt hat, sich Arbeit einzuteilen, hat man es danach umso schwerer im Leben. Da ist dann der Verzicht auf die ein oder andere Party am Wochenende das geringere Übel.

Wer sagt denn, dass das hier anders ist? Ich habe diverse Cousins und Cousinen, sowie einige Nichten, die fast alle noch zur Schule gehen. Hier wurde das System zunehmend auf Ganztagsschulen umgestellt, sodass selbst Grundschüler bis halb 4 beschäftigt werden. Hier ist das dann so, dass am Nachmittag dann in wenigen Freistunden die Hausaufgabenbetreuung stattfindet und es somit keine Hausaufgaben für zu Hause am selben Abend oder das Wochenende gibt. Das betrifft nicht nur Grundschüler, sondern auch die Mittelstufe. Wo ist hier also der Erkenntnisgewinn?

Bestimmte Fächer werden nicht jeden Tag unterrichtet. So kann es vorkommen, dass ein bestimmtes Fach nur am Montag unterrichtet wird. Wenn man so will, werden dann dafür Hausaufgaben auch übers Wochenende aufgegeben. Der Schüler hat es ja selbst in der Hand, ob er die Aufgaben schon am unmittelbar darauffolgenden Dienstag oder eben am Sonntag erledigt. Diese "Montagsfächer" verführen eher dazu, dass am Montagmorgen dann von den anderen Mitschülern vor dem Unterricht oder in der Pause abgeschrieben wird. Damit ist der eigentliche Lerneffekt für diese Schüler nicht erreicht worden.