Wegen Liebeskummer zur Psychotherapie?
Die Tochter einer Bekannten wurde von ihrer ersten großen Liebe verlassen. Als er Schluss gemacht hat, hat sie einen kleinen Nervenzusammenbruch bekommen. Sie hat schreiend am Boden gelegen, geweint und um sich geschlagen. Das klingt heftiger als es war. Aber die Nachbarn haben wohl die Polizei gerufen und die hat dann die randalierende Jugendliche zum Sozialpsychologischen Dienst gebracht und sie wurde dann erst einmal eingewiesen. So schnell ging das und die Eltern wussten gar nicht, wie ihnen geschah. Nur mit einem Rechtsanwalt gelang es die 16 Jährige da raus zu bekommen. Aber das Jugendamt hat nun eine Auflage für eine Psychotherapie beantragt, die dann wohl auch von einem Richter unterzeichnet wurde.
Ich denke, dass fast jeder schon mal eine große Liebe verloren hat. Und man hat vielleicht auch einen Heulkrampf bekommen oder ist ein wenig ausgerastet oder hat herumgeschrieen. Vielleicht hat man auch Sachen des Ex durch die Gegend geschmissen. Aber ist es dann wirklich notwendig eine Psychotherapie zu machen? Ist man heutzutage da zu schnell mit oder findet ihr sowas richtig?
Es kommt sicherlich auf die Umstände drauf an. Wenn jemand wirklich schlimm unter Liebeskummer leidet und vielleicht auch die Gefahr besteht, dass er sich selbst etwas antun könnte, würde ich auf jeden Fall zu einer Therapie raten. Ich denke, dass man einen Heulanfall bekommt oder vielleicht auch mal einen Gegenstand des Ex-Partners gegen die Wand wirft, ist sicherlich noch im Rahmen. Anders wäre es, wenn jemand dann die gesamte Wohnung demoliert. Ich würde das eben von der Person und der Reaktion abhängig machen. Auch wenn sich der Verlassene dann immer wieder zurückzieht und depressiv wird, würde ich professionelle Hilfe für sinnvoll erachten.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, da ich ja nicht dabei gewesen bin. Randalieren, um sich schlagen und schreien klingt schon ziemlich heftig und ich denke nicht, dass der Richter grundlos so entschieden hat. Mir persönlich ist kein Fall bekannt, wo tatsächlich eine Psychotherapie gemacht worden ist nach einer Trennung. Ich meine, Liebeskummer hat jeder irgendwann im Leben.
Ich könnte mir vorstellen, dass viele Menschen Hemmungen haben, wegen so einer "Bagatelle" wie Liebeskummer einen Therapeuten aufzusuchen. Möglicherweise wird man dann von der Gesellschaft schief angeschaut, weil die Therapeuten sich dann mit so etwas herumschlagen müssen und die Menschen, die schwere psychische Erkrankungen (aus Sicht der Gesellschaft) haben, müssen dann endlos auf einen Therapieplatz warten.
Als Reaktion klingt das für mich auch recht heftig und übertrieben. Wir waren ja alle nicht dabei und deswegen denke ich schon, dass da Gründe vorgelegen haben müssen, dass man so etwas veranlasst. Als Reaktion ist das ja auch unglaublich viel und scheinbar war sie da eine Bedrohung für sich selber in der Situation und man hatte Angst, dass sie sich etwas antun wird. So übertrieben finde ich es da nicht, wenn man so etwas anordnet und schaden kann es ja auch nicht, wenn man sich mit dieser Sache dann aktiv auseinandersetzt und nicht nur verdrängt.
Generell ist es ja schon schwierig, jemanden gegen seinen Willen in die Psychiatrie einweisen zu lassen, selbst wenn dieser nachweislich eine aktive Psychose hat. Da ist es dann auch egal, ob die Fenster zugeklebt werden, damit die Aliens nicht durchgucken können oder alle Kabel aus der Wand gerissen werden, weil die Nachbarn mithören. Wenn also ein Richter oder ein Dienst eine kurzfristige Zwangseinweisung anordnet, werden die Leute vermutlich ihre Gründe hierfür haben.
Die Leute vom Sozialpsychiatrischen Dienst kennen ihre Pappenheimer und wenn da ein junges Mädchen völlig ausrastet und vielleicht temporär suizidal wirkt, wird kein Mitarbeiter das Risiko eingehen, so jemanden wegzuschicken und etwas zu riskieren. Natürlich sind Jugendliche in ihren Gefühlsäußerungen schon extrem, aber wenn ich das alles so lese und die Polizisten sie sogar mitgenommen haben, die mit so etwas in der Regel wirklich nicht schnell bei der Sache sind, wird da schon eine Eigengefährdung von deren Seite nicht ausgeschlossen worden sein.
Liebeskummer bei Jugendlichen wird immer wieder von Erwachsenen völlig unterschätzt, ich verstehe das gar nicht. Für so einen jungen Menschen kann die ganze Welt zusammenbrechen und da können unglaubliche Gefühlsstürme losgehen, mit denen nicht jeder umgehen kann. Ich würde das nicht so kleinreden und abtun, dass wir ja alle mal Liebeskummer hatten. Verlassenheitsgefühle, Verlust, Trennung und Einsamkeit, damit muss man auch erstmal umzugehen lernen.
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