Wie viele Überstunden sind ohne Vergütung noch tragbar
Wir haben eine neue Chefin, super nett und lieb, und ich arbeite sehr gerne mit ihr. Leider ist sie wesentlich langsamer als meine andere Chefin, und so kommt es zu sehr vielen Überstunden. Ich bin Teilzeitbeschäftigt, und habe in den letzten 3 Wochen circa um die zehn bis fünfzehn Überstunden angesammelt. das wären bei mir 2-3 Arbeitstage.
In unserem Betrieb schreibt man Überstunden nicht auf, bisher war es immer so, dass man eben mal früher gegangen ist, und sich das somit ausgeglichen hat. Jetzt funktioniert das leider nicht mehr, da ich immer länger in der Praxis bin. Prinzipiell macht mir die längere Arbeitszeit nichts aus, da ich eh länger arbeiten wollte, aber natürlich nicht ohne Bezahlung.
Da es aber jetzt erst seit drei Wochen so ist, möchte ich meine Chefin nur sehr ungerne darauf ansprechen. Soweit ich weis, ist es bereits Thema, und ich denke, das sie demnächst auf mich zukommen wird. Würdet ihr auch warten, bis ihr angesprochen werdet, oder ab wann würdet ihr euch dazu äußern?
Das eine neue Chefin sich auch erstmal selbst einleben muss ist verständlich. Positiv ist hierbei, dass ihr gut miteinander auskommt und sie symphytisch ist, da lässt es sich auch leichter reden.
Da du seit drei Wochen Überstunden machst und mit dem Wechsel auch eine neue Situation für alle eingetreten ist, würde ich noch ein bisschen warten. Allerdings nicht zu lange, nicht das es zu einer Selbstverständlichkeit wird, dass du unbezahlte Überstunden machst. Das die Überstunden nicht aufgeschrieben werden, kann ich nicht so ganz verstehen, da nun auch einige zusammen zu kommen scheinen und man da auch leicht den Überblick verlieren kann.
Wenn deine Chefin in den nächsten 2 Wochen nicht auf dich zukommt und dich darauf anspricht, wie ihr das regeln könnt, oder wollt, oder ob du generell länger arbeitest und dann dafür bezahlt wirst, würde ich sie dann auf jeden Fall darauf aufmerksam machen und das Gespräch suchen. Denn eine klare Regelung muss es da schon geben, nicht das du umsonst arbeitest und schlussendlich nichts für deinen Einsatz bekommst, außer einen Händedruck. Da sollte man meiner Meinung nach schon drauf achten.
Die Frage ist recht einfach zu beantworten: wie viele Stunden wäre dein Arbeitgeber bereit dir zu bezahlen, ohne das du zur Arbeit kommst? So ein Arbeitsvertrag beinhaltet Rechte und Pflichten - für beide Seiten! Und da gehört die Entlohnung dazu. Wenn jetzt der Arbeitsvertrag keine Floskel enthält, nach der mit dem Lohn auch alle möglichen Überstunden abgegolten sind, dann kannst nur du alleine bestimmen, wie viel Lebenszeit du deiner Chefin schenken möchtest. Und verstehe mich nicht falsch: es ist nicht verwerflich, wenn du z.B. 5 Stunden in der Woche verschenkst. Es ist bloß nicht klug. Denn - dein Arbeitgeber ist ein Wirtschaftsunternehmen welches Profit erwirtschaften muss - niemand wird dir das anrechnen und wenn es wirtschaftlich ist, dich zu ersetzen, dann wird der Arbeitgeber das tun. Auch wenn du dich vorher für ihn aufgeopfert hast. Dein Nachfolger wird das vermutlich ja auch tun.
Wenn sich das jetzt so einschleicht, dann solltest du - wenn du vorsichtig auf das Thema leiten willst - am Ende deiner Arbeitszeit der Chefin einfach sagen, dass du JETZT gehen musst bzw. willst. Aber du auch bleiben kannst, weil so viel Arbeit noch da ist. Wenn du jedoch bleiben sollst, willst du im Anschluss einfach klären, wie mit der Mehrarbeit zu verfahren sei. Mehr nicht - und wenn die Chefin das nicht verstehen will und nicht darauf eingeht, musst du einfach gehen. Ansonsten bleibt alles wie es ist und es ist nicht gesagt, dass deine Chefin dich nicht schlicht für ein bisschen "blöd" hält, weil du das mit dir machen lässt.
Geht sie hingegen auf dich ein und verspricht dir wenigstens eine baldige Klärung, dann kannst du weiter nett genug sein und bleiben. Oder sie gleich darauf ansprechen, dass du auch daran interessiert bist, deine vertragliche Arbeitszeit zu erhöhen. Evtl. kommst du so einfach schneller dazu, offiziell und bezahlt länger arbeiten zu können. Ist ja offenbar auch im Interesse deiner Chefin.
Ich würde eigentlich in der Situation nicht mehr sehr lange warten und die neue Chefin einfach mal darauf ansprechen. Wenn du in drei Wochen schon 2-3 Arbeitstage als Überstunden gearbeitet hast, die aber nicht als solche gewertet werden, dann ist das einiges. Sicher ist es vollkommen verständlich, dass deine Chefin noch nicht so schnell ist wie deine alte Chefin, weil sie sich erst einarbeiten muss. Das gibt sich dann ja vielleicht noch, wenn sie erst mal länger da ist. Vielleicht ist sie aber auch allgemein einfach langsamer und gerade dann wäre es natürlich sehr wichtig, dass eine Regelung für die Überstunden gefunden wird.
Ich würde es wohl spätestens in einer Woche, also nach einem Monat der gemeinsamen Zusammenarbeit, mal ansprechen, wie sie sich das vorstellt und dass bei dir ja schon so viele Überstunden angefallen sind. Dabei kannst du ja sagen, dass dir die Zusammenarbeit mit der neuen Chefin viel Freude macht und dass du auch gerne allgemein bereit bist, länger zu arbeiten, wenn sich dafür eine Möglichkeit finden lässt, mit der beide Seiten zufrieden sind.
Also ich persönlich würde mir das auch nicht gefallen lassen, wenn ich ehrlich bin. Mag sein, dass ich hier zu sehr mit meinem "Studenten-Hirn" denke, da ich ja auch arbeiten muss. Aber auf meiner Arbeit würde ich definitiv keine unbezahlten Überstunden machen, weil mir die Zeit dann für das Lernen fehlt und auch meine Familie und Freunde kämen dann zu kurz.
Für einen Single, der keinen anderen Lebensinhalt als seine Arbeit hat, mag das ja noch sinnvoll sein. Aber ich persönlich hätte die Chefin schon längst darauf angesprochen und entweder hätte ich verlangt, dass ich die Überstunden abfeiern darf und dafür dann eben mehrere Tage frei bekomme oder aber ich würde Geld dafür verlangen. Das wäre mir dann auch ziemlich egal, ob die mich deswegen raus wirft und eine Kündigung ausspricht. Es gibt Prinzipien und kostenlos zu arbeiten gehört für mich zu den absoluten No-Gos. Schließlich muss ich auch Rechnungen bezahlen.
laraluca hat geschrieben:In unserem Betrieb schreibt man Überstunden nicht auf, bisher war es immer so, dass man eben mal früher gegangen ist, und sich das somit ausgeglichen hat.
Ich finde es immer besser, wenn man Überstunden grundsätzlich aufschreibt, egal ob diese ausbezahlt werden oder nicht. Wie hat man denn sonst den Überblick, wie viele Überstunden man noch abbauen darf? Bei uns bekommt man Überstunden auch nicht ausbezahlt, sie werden aber dennoch erfasst, weil sie hinterher in Freizeitausgleich umgewandelt werden können. Ich habe mittlerweile so viele Überstunden, dass ich 5 Wochen zu Hause sitzen könnte, nicht zu vergessen meinen regulären Urlaubsanspruch, den ich noch gar nicht eingereicht habe. Wenn die Chefin fragen sollte, kann ich ihr das ganz klar mit meinen Aufzeichnungen belegen.
Wenn ich höre das Überstunden generell nicht aufgeschrieben werden werde ich schon hellhörig. Denn ein seriöser und fairer Arbeitgeber schreibt jede einzelne Stunde auf die seine Mitarbeiter gearbeitet haben. Jemand der dies nicht tut steht relativ leicht im Verdacht seine Mitarbeiter übers Ohr hauen zu wollen. In solchen Betrieben fallen oft sehr viele Stunden einfach unter den Tisch und das ist meist von den Chefs beabsichtigt. Aus welchem anderen Grund sollte man die Stunden sonst nicht aufschreiben wollen?
Es ist toll das es bei dir auf der Arbeit bisher trotzdem gut geklappt hat und du manchmal einfach früher gegangen bist um die Stunden auszugleichen. Ich würde dir aber raten deine Stunden ab sofort aufzuschreiben. Sprich mit deiner Chefin darüber, als gute Chefin hat Sie sicher Verständnis dafür. Sie hat schließlich keine andere Wahl. Außerdem würde ich mir ihr auch eine Lösung suchen das du nicht so viele Überstunden machst in Zukunft. Als Teilzeitkraft die eh nicht so viele Stunden arbeitet kann es nämlich teilweise echt schwer sein vorhandene Überstunden, vor allem wenn es schon so viele sind, abzubauen.
Anijenije hat geschrieben:Wenn ich höre das Überstunden generell nicht aufgeschrieben werden werde ich schon hellhörig. Denn ein seriöser und fairer Arbeitgeber schreibt jede einzelne Stunde auf die seine Mitarbeiter gearbeitet haben. Jemand der dies nicht tut steht relativ leicht im Verdacht seine Mitarbeiter übers Ohr hauen zu wollen.
Das ist doch aber recht einfach. Man sollte doch selbst einen Überblick haben, ob man zu viel oder zu wenig arbeitet. Bei uns werden auch keine Überstunden aufgeschrieben, auch wenn wir hin und wieder welche machen. Wir gehen aber genauso auch früher nach Hause, wenn wir früher mit der Arbeit fertig sind. Genauso kann ich auch, wenn ich mal einen Termin habe ohne großen Aufwand früher gehen oder später kommen ohne diese Zeit nacharbeiten zu müssen.
Das ist also ein Geben und Nehmen. Natürlich sollte es dann eben nicht nur beim Geben oder nur beim Nehmen bleiben. Aber das kriegt man ja einfach raus. Ich kann dir relativ gut sagen, dass mich mein Arbeitgeber mit Sicherheit durch unsere Regelung nicht übers Ohr haut. Andernfalls wäre ich auch der erste der jede Stunde aufschreiben würde.
Dementsprechend würde ich hier auch das Gespräch suchen. Hier ist es ja derzeit ein recht einseitiges Nehmen des Arbeitgebers. Und wenn das mittlerweile eben 2-3 Arbeitstagen entspricht und sonst eigentlich kaum Überstunden angefallen sind, dann sollte man sich da um eine Lösung bemühen. Sie müssen ja nicht ausbezahlt werden, aber dann sollte man die Stunden auf ein Konto gutschreiben, wo man sich mal Stunden hernehmen kann um mal frei zu machen.
Wenn man da gar nicht drüber redet, läuft man natürlich Gefahr, dass die Stunden einfach unter den Tisch fallen und das fände ich dann eben suboptimal. Der Arbeitgeber zahlt ja in der Regel auch nicht einfach mal mehr Lohn und hofft dann dass irgendwann mal mehr Stunden dafür gearbeitet werden.
Ich würde auch sagen: so viele unbezahlte Überstunden, wie der Arbeitgeber umgekehrt bezahlen würde, ohne dass ich eine Gegenleistung bringe. In meinem Fall also keine einzige unbezahlte Überstunde. Wie schon erwähnt, ist es schließlich meine Lebenszeit, die ich hier verkaufe, um mir Essen und ein Dach über dem Kopf zu leisten. Und mir macht mein Job an sich schon Spaß.
Aber es ist eben nicht mehr und nicht weniger als ein Job, und ich werde bei weitem nicht gut genug dafür bezahlt, um mir Sorgen darum zu machen, ob die Arbeit liegenbleibt oder die Chefin in Schwierigkeiten kommt, wenn ich keine unbezahlte Sklavenarbeit verrichte. So etwas sollte man gar nicht erst einreißen lassen. Und die Chefs und Chefinnen verdienen schließlich auch entsprechend mehr, weil sie die Verantwortung haben, dass der Laden läuft. So "super nett und lieb" kann niemand sein, dass ich mein Privatleben unentgeltlich dem Job opfere.
Von daher schreibe ich immer sorgfältig und relativ ehrlich auf, wie es um meine Arbeitszeit bestellt ist. Als Vollzeitkraft und Pendlerin kommen bei mir naturgemäß nicht viele Überstunden zusammen, aber ich hätte im Zweifelsfall keine Probleme damit, dem Chef etwa mitzuteilen, dass ich jetzt 15 Stunden im Plus bin und deswegen in nächster Zeit etwas kürzer treten werde. Wie und wann genau kann man ja immer noch verhandeln, aber hier gibt es von mir nichts geschenkt!
Das kommt doch auf den Job an, oder? Ich habe z.B. lediglich in der Ausbildung einen Job gehabt, bei dem Überstunden durch Freizeit ausgeglichen worden sind. Danach hatte ich nur Arbeitsverhältnisse, bei denen nicht nach Stunden sondern nach Leistung bezahlt worden ist. Der Verdienst schloss eine gewisse Mehrarbeit schon mit ein. Da braucht man auch keine Stunden zu notieren, weil man die nicht einklagen kann. Was soll daran unseriös sein?
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