Schein-Haltestellen für Demenzkranke sinnvoll?

vom 29.10.2018, 12:09 Uhr

Laut Medienberichten hat Duisburg eine neue Schein-Bushaltestelle für Demenzkranke eingerichtet. Soll heißen, dass Demenzkranke an der Bushaltestelle auf einer Bank auf den Bus warten können (der nie kommen wird) bis sie vergessen haben wohin sie eigentlich fahren wollten. Die Bushaltestelle soll sogar einen fiktiven Fahrplan haben, um glaubwürdig zu wirken. Was haltet ihr von so einer Fake-Haltestelle? Inwiefern hilft das den Demenzkranken? Welche Vorteile und Nachteile seht ihr hierbei? Sollte es mehr von solchen Haltestellen geben oder seht ihr das Konzept als problematisch an?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Man sollte dazu sagen, dass sich die Haltestelle vor einem Heim befindet, in dem diese Menschen untergebracht sind. Die Gefahr, dass sich normale Kunden dort einfinden und reale Termine verpassen, weil kein Bus kommt, dürfte also gering sein. Laut Wikipedia gibt es auch Hinweise an diesen Haltestellen, die auf ihren Zweck hinweisen. Aber wenn so eine Haltestelle im öffentlichen Raum steht - was nicht immer der Fall ist - ist eine Verwechslung mit einer realen Haltestelle sicher nie ganz ausgeschlossen.

Da es viele dieser Scheinhaltestellen gibt scheint das Konzept ja zu funktionieren. Ich habe sehr wenig Erfahrung mit Demenzkranken, weiß aber, dass es verschiedene Formen und Ausprägungen gibt. Von daher könnte ich mir vorstellen, dass diese Haltestellen bei einigen Patienten sehr gut funktionieren, bei anderen wiederum nicht.

Es kommt sicher auch darauf an, was für Erfahrungen die Menschen in ihrem früheren Leben gemacht haben. Nicht jeder hat früher mit Bussen zu tun gehabt. Demenzkranke, die auf dem Land gelebt haben, werden wahrscheinlich eher ihr Auto als eine Bushaltestelle suchen wenn sie das Gefühl haben ganz dringend irgendwo hin fahren zu müssen.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Das mit der Fake-Haltestelle wurde schon vor Jahren hier im Harz erfunden und war auch schon einmal eine Frage in einer Quizsendung bei Jauch oder einem anderen Programm. Schön dass es augenscheinlich inzwischen aus der Testphase gekommen ist und für gut befunden wurde.

Grundsätzlich macht das Sinn, vor allem hier im Harz. Die Klinik liegt im Wald und wenn da ein Senior verschwindet dann findet man den nie wieder. Mal abgesehen von dem hohen Suchaufwand, die Gefahren durch Kälte und Absturz zu sterben sind viel höher als in einer Großstadt wo ständig Leute auf der Straße sind und eher mitbekommen wenn jemand umherirrt.

Es gab damals etliche Diskussionen wegen der Würde und so, aber in meinen Augen ist das scheinheilig. Die Patienten sind dort an der Haltestelle in der Regel zufrieden und machen keinen Ärger. Und die Pflegekräfte können sich in der Zeit um andere Fälle kümmern.

Vor langer Zeit musste ich mal in einem Krankenhaus mit Demenzkranken arbeiten, da ging es auf dem Flur los wie bei einer Demo zum 1. Mai. Manche wollten alle paar Minuten aus dem Bett oder nach Hause und selbst der geduldigste Pfleger verliert irgendwann die Geduld. Auch sollte man nicht unterschätzen was die alten Leutchen für Kräfte entwickeln können wenn sie zurück in ihr Zimmer gebracht werden sollen, das habe ich selbst erlebt.

Benutzeravatar

» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^