Anderen Glück nur gönnen, wenn man selbst glücklich ist?

In einem Spruch heißt es "Ich mag Menschen, die anderen ihr Glück gönnen, auch wenn sie momentan selbst keins haben." Ich denke, dass es jeder schon erlebt hat und in schweren Zeit war und dachte, einfach kein Glück zu haben. So ging es mir sicherlich auch schon. Aber ich hätte trotzdem nie gedacht, dass eine andere Person ihr Glück nicht verdient hätte. Das finde ich schon sehr missgünstig und daneben. Es bringt doch nichts, wenn man anderen Menschen ihr Glück nicht gönnt.

Meint ihr, dass Menschen anderen oftmals ihr Glück nur gönnen, wenn sie selbst gerade auch glücklich sind? Ist es wirklich selten, dass man Glück gönnt, auch wenn es einem selbst gerade schlecht geht? Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht? Was haltet ihr von Menschen, die anderen nur das Glück gönnen, wenn es ihnen selbst auch gut geht?

Ich denke, dass solche Gefühle wie Neid, Eifersucht oder Missgunst nicht ausbleiben und eben einmal vorkommen können. In meiner Heimat gibt es eine reiche ältere Frau, die zweimal im Lotto gewonnen und dreimal geerbt hat. Finanziell geht es ihr bestens und eigentlich ist sie mit ihrem Mann nur im Urlaub. In einer Zeit, in der es mir finanziell schlecht ging, habe ich "solche" Menschen durchaus auch beneidet.

Und ich halte diese Gedankengänge eigentlich auch für normal, auch wenn sie vielleicht nicht viel bringen oder auch unangenehme Gefühle auslösen können. Damit muss man nämlich auch zurecht kommen und ich halte es eher für wichtig, dass man eben nicht von Neid den Verstand verliert und glücklicheren Menschen nicht schadet. Ich glaube es nämlich kaum, dass die Mehrheit der Menschen den anderen immer alles gönnt und selbst lächelnd und wohlgesonnen in der eigenen Misere sitzt.

So etwas wie Neid, Eifersucht und Missgunst kenne ich persönlich gar nicht. Ich bin charakterlich einfach anders gestrickt. Ich konzentriere mich lieber auf das was ich habe und auf das, was ich erreichen möchte statt vor Neid und Missgunst zu zerfressen und auf das Eigentum von anderen Menschen zu schielen. Davon habe ich doch gar nichts. Dementsprechend kann ich auch Menschen nicht verstehen, die da so ganz anders agieren als ich. Neid, Missgunst und Eifersucht sind doch nur reine Zeitverschwendung ohne wirklichen Mehrwert.

In meinen Augen handelt es sich um ein erstrebenswertes Ideal und nobles Fernziel für reife Persönlichkeiten, sich möglichst nicht von Neid und Missgunst beherrschen zu lassen und immer nur auf die eigene Misere und das vermeintlich große Los der anderen zu schielen. Das hilft einem auch nicht weiter, wenn es einem schlecht geht, und den vom Glück Begünstigten ist es so was von egal.

Soweit die hehre Theorie. Andererseits ist es natürlich auch nur allzu menschlich, wenn man sich, gerade wenn man selber ernsthaft im Schlamassel steckt, auch selber leid tut und sich fragt, wieso "alle anderen immer Glück haben, nur ich nicht!?" Ich finde, hier ist schon viel geholfen, wenn man diese Haltung zumindest hinterfragt, auch wenn man sich doch eingestehen muss, dass die dazugehörigen Emotionen von Neid oder Eifersucht nicht so leicht in den Griff zu bekommen sind.

Außerdem stellt sich oft genug heraus, dass die vermeintlichen Glückskinder doch nicht so sehr zu beneiden sind, da das Leben für die allermeisten den einen oder anderen Rückschlag parat hält bzw. viele Leute auch nur so tun, als sei alles immer supitoll und in bester Ordnung.

Ich gönne jeder Person Glück. Was hat man denn auch von einem Leben, wenn man nicht das Glück findet? Nur weil es bei mir dann vielleicht gerade nicht der Fall ist in dem Moment, muss ich ja nicht neidisch oder eifersüchtig sein. Solche Menschen, die immer nur Missgunst empfinden, kann ich nicht besonders ausstehen, ich gönne es jedem Menschen, da es doch einfach schön ist, wenn man ein glückliches und zufriedenes Leben hat. Was man sich für sich wünscht, sollte man auch anderen Menschen gönnen.

Ich kenne natürlich auch solche Situationen, in denen es bei einem selber im Moment einfach nicht so gut läuft, aber wenn man dann anderen Menschen ihr Glück nicht gönnt, nur weil man selber gerade keines hat, dann finde ich das auch sehr egoistisch. Ich mag es nicht, wenn man so neidisch und missgünstig durch die Welt geht und auch wenn ich es verstehen kann, dass es dann vielleicht nicht so leicht ist, anderen Menschen das Glück zu gönnen, wenn man selber keines hat, sollte man zumindest daran arbeiten.

Eher kenne ich es umgekehrt. Also dass ich selber so glücklich bin, dass ich anderen gerne etwas von meinem Glück abgeben möchte, wenn sie keines haben und so auch vermehrt darauf achte, den Menschen in meiner Umgebung etwas Gutes zu tun. Umgekehrt wüsste ich jetzt gar nicht, dass ich jemandem das Glück nicht gegönnt hätte.

Ich gönne im Prinzip jedem das Glück- wenn nicht, dann denke ich mir meistens, dass es einen Grund hat und die Person vielleicht mir oder anderen gegenüber nicht nett war. Also dass ich aus diesem Grund nicht verstehen kann, wie so eine Person Glück hat. Ich denke, das ist durchaus schon so passiert und ich denke, da bin ich nicht die einzige. Aber wenn es überhaupt keinen Grund gibt, einem das Glück nicht zu gönnen ist es das auch für mich kein Grund, wenn es mir selber einmal nicht so gut geht. Da muss man einfach darüber stehen.