Macht es Sinn bei Leihfirma nach Lohnerhöhung zu fragen?
A arbeitet in einer Leihfirma. Dort hat er vor einem Jahr einen Vertrag unterschrieben, dass er mit 7,50 Euro Stundenlohn arbeitet. A reicht das Geld verständlicherweise nicht und er bekommt für sich und seine Familie noch Hartz 4 Zuschüsse. Davon will er aber weg. Er hört nun von vielen Seiten, dass Zeitarbeitsfirmen oder Leihfirmen, wie man sie nennt, nicht mehr zahlen. Eine Lohnverhandlung kann bei so einer Firma eher dazu führen, dass man gar nicht mehr eingesetzt wird, weil es eben Leute gibt, die für weniger arbeiten und er will auch nicht arbeitslos werden.
Welche Erfahrung habt ihr mit Zeitarbeitsfirmen oder Leihfirmen gemacht? Kann man da ohne weiteres nach einer Lohnerhöhung fragen? Hat es Sinn danach zu fragen oder kann es nach hinten los gehen?
Bei Zeitarbeit wird halt nach Tariflohn gezahlt und der momentane Tarif für Arbeiter ohne Qualifizierung liegt bei 7,89 € brutto in Westdeutschland. Der Arbeitgeber könnte ihn natürlich auch eine Qualifikationsstufe höher bezahlen - der Stundenlohn läge dann bei 8,53 €. Das verdiene ich beispielsweise im Callcenter, wobei ich ja auch noch Provisionszahlungen kriege.
Die Frage ist im Endeffekt: Ist die Leiharbeitsfirma bereit A zu halten, auch wenn sie dafür weniger Geld an ihm verdient? Oder ist die Auftragslage so gut, dass A gebraucht wird und es sich nicht lohnt, einen Ersatzmann zu suchen, weil Jeder Mann zählt. Leistet A für seine Firma gute Arbeit, dann dürfte er auch relativ gute Chancen auf eine Tariferhöhung haben. Wobei es ja auch so ist, dass der Tarif nach einem Jahr meines Wissens nach automatisch um 50 ct pro Stunde angehoben wird - das könnte man als Argument gegen eine weitere Lohnerhöhung verwenden.
Auch Zeitarbeitsfirmen sind an Tarife gebunden, etwa den Tarif der iGZ oder der AMP. Normalerweise wird genau das gezahlt, was tariflich vorgeschrieben ist und nicht mehr. Allerdings gibt es ja auch aller paar Monate Tariferhöhungen. Zusätzlich zum normalen Stundenlohn erhalten viele Leiharbeitnehmer ja auch noch Montagegeld und den Rest, der nicht verbraucht wird, bekommen sie steuerfrei auf den Lohn oben drauf.
D.h. so schlecht, wie es immer dargestellt wird, geht es den Zeitarbeitern manchmal gar nicht. Sicherlich kann man Pech haben und bei einer Firma landen, die dann Gelernte als Hilfskräfte einstuft und so in niedrigere Entlohnungsgruppen bringt. Aber gerade die steuerfreien Montagegelder sind etwas, wo man fast schon etwas neidisch wird. Ich bekomme zwar einen höheren Stundenlohn, aber dafür muss ich auch alles versteuern. Wer hingegen Montagegeld erhält, bekommt gewissermaßen einen Teil seines Lohnes steuerfrei.
Manche Firmen bezahlen besonders qualifizierte Mitarbeiter auch leicht über dem Tarif oder gewähren Produktivitätszuschüsse bzw. gewisse Sonderzahlungen. Man kann mitunter verhandeln, ob man lieber etwas weniger Montagegeld und dafür einen höheren Stundenlohn möchte. Wobei ich denke, dass sich das nicht lohnt und ohnehin nur bei eher kleineren Firmen möglich sein wird.
Dennoch sind 7,50 EUR ja wirklich sehr wenig und wenn ich mich da an die Tariftabelle erinnere, dann bekommen nur ungelernte Hilfskräfte oder Personen ohne Ausbildung so wenig. Vielleicht wäre es auch ein Ansatz, sich da mal nach einer anderen Tätigkeit umzuschauen oder eventuell fehlende Qualifikationen nachzuholen.
Wenn man nicht gerade als Fachkraft bei bestimmten Projekten für eine Zeitarbeitsfirma arbeitet, sieht es wohl schlecht aus damit genug Geld zu verdienen. Am sinnvollsten wäre es wohl, wenn er bei der Firma wo er eingesetzt ist mal anfragt, wie es aussieht mit einer Übernahme. Vielleicht gibt es ja die Chance. Der Stundenlohn würde höher, da die Vermittlungsgebühr für die Zeitarbeitsfirma wegfällt und zukünftigen Lohnerhöhen oder Gehaltsverhandlungen steht nichts mehr im weg.
Falls dies nicht geht, bleibt langfristig nur die Möglichkeit, sich parallel auf dem direkten Arbeitsmarkt nach einer Stelle umzusehen. Ist natürlich leichter gesagt als getan.
Solche Aussagen sind totaler Quatsch, denn man kann auch als fest angestellter Mitarbeiter in einer Firma auf der Abschussliste stehen, weil man nach einer Lohnerhöhung gefragt hat. Mein Ex-Mann war über zehn Jahre in zwei verschiedenen Zeitarbeitsfirmen und hat in beiden Firmen nach Lohnerhöhungen gefragt und sie auch fast immer bekommen. Wenn seine Anfrage abgelehnt wurde, stand er deswegen nicht auf der Abschussliste innerhalb der Firma.
Wer als Facharbeiter in einer Zeitarbeitsfirma angestellt ist und vielleicht bei manchem Kunden schon mehrmals eingesetzt war, hat sein Können bewiesen. Daher hat auch die Zeitarbeitsfirma gegenüber dem Kunden einen gewissen Spielraum um mehr Geld für diesen einen Mitarbeiter zu bekommen, wenn man auf diesen bestehen sollte. Dieser Mehrverdienst für die Zeitarbeitsfirma kann dann natürlich auch an den Arbeitnehmer in Form einer Lohnerhöhung weitergegeben werden.
Wenn es also bisher zu keinerlei Klagen durch Kunden über seine Arbeit kam, kann A durchaus wegen einer Lohnerhöhung nachfragen. Auch wenn Zeitarbeitsfirmen, dank der großen Anbieter, als schlecht angesehen sind, sind sie das noch lange nicht. Und es gibt durchaus Zeitarbeitsfirmen, welche schon seit Jahren wesentlich mehr Lohn bezahlen, als die Tarifverträge vorschreiben.
Hier ist es doch wohl wie mit jedem anderen Arbeitsverhältnis auch so, dass nur über die Verhandlung ein Mehr an Einkommen zu erreichen ist. Jedenfalls das, was über den Tarif hinausgeht, sofern es überhaupt eine Tarifbindung gibt. Ansonsten ist der Arbeitgeber natürlich frei darin, auch (wesentlich) mehr zu bezahlen. Und von selbst kommt kaum ein Arbeitgeber auf die Idee, spontan und anlassunabhängig dem Angestellten mehr zu bezahlen, als ursprünglich ausgemacht wurde.
Wenn man nun die Vereinbarung anschaut, die vor einem Jahr abgeschlossen wurde, muss ja festgestellt werden, dass sich die Rahmenbedingungen schon sehr wahrscheinlich geändert haben. Damit meine ich weniger die allgemeine Teuerungsrate oder sonstige Lohnentwicklungen. Vielmehr würde ich mal darauf verweisen, dass jemand nach einem Jahr in der Firma mit den herrschenden Abläufen sowie den internen Prozessen besser zu Recht kommt bzw. hier weniger Führung benötigt. Auch sonst ist zu unterstellen, dass der Angestellte besser/schneller einzusetzen ist und an Hand der gesammelten Erfahrung eben auch Wertvoller für den Arbeitgeber geworden ist!
Sich jetzt Sorgen zu machen, dass "der Schluss" nach hinten losgehen könnte, ist dann tatsächlich zu weit hergeholt. Was außer einer Ablehnung wäre zu befürchten? Wenn der Angestellte natürlich auch sonst eher nicht gebracht werden kann bzw. sowieso hinsichtlich der Arbeit "schwierig" ist, wird so eine Frage nach mehr Lohn das Verhältnis zum Vorgesetzten nicht verbessern. Aber ansonsten wird sich auch im Fall einer Abweisung nicht viel ändern. Im Idealfall gibt es dann tatsächlich ein Mehr an Geld. Auch wenn es dem Angestellten selbst direkt nichts bringt, weil ja dann der Zuschuss entsprechend wegfällt. Aber hinsichtlich der Rentenkasse ist das natürlich schon empfehlenswert und damit trotzdem ein wichtiges Anliegen.
Auch wenn also Leiharbeitsfirmen sicher eine gesonderte Stellung haben (oder man diese denen unterstellt), würde ich dies trotzdem als gewöhnliches Angestelltenverhältnis sehen und als Angestellter bringt man dem Unternehmen Geld ein - und wenn das zufriedenstellend geschieht, kann auch mehr Geld eingefordert werden. Ohne die Gewähr, auch wirklich mehr zu bekommen. Es steht ja sowieso jedem frei, sich nach einer anderen Anstellung umzusehen. Gerade wenn es sich um eine solche Bezahlung handelt, wäre das Risiko eher gering und man kann annehmen, bei jedem anderen Unternehmen auch mindestens das zu bekommen, was aktuell als Bezahlung gezahlt wird.
Ja ganz bestimmt. Wenn du gut bist und die dich brauchen erst recht. Zum einen kostet Fragen nichts und zum anderen kenne ich ein konkretes Beispiel. Mein Bruder war mal bei einer Leihfirma. Dort wollte er mehr Lohn. Die wollten nicht mehr zahlen. Daraufhin ist er am nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit und auch nicht ans Telefon gegangen.
Ende vom Lied war, das der Kunde sich bei der Leihfirma gemeldet hat und nachgefragt hat. Nun versteht mein Bruder sein Handwerk, sodass die Firma auch niemand anderes haben wollte. Und so "musste" der Chef ihm mehr zahlen, damit er wieder kommt.
Ich denke, dass das ganz stark davon abhängig ist, in welcher Region man lebt und um welchen erlernten Beruf es sich handelt. Wenn ein Überschuss an bestimmten Facharbeitern existiert und es im Prinzip Nachschub wie Sand am Meer gibt, wird es schwer eine Lohnerhöhung durchzusetzen. Mein Partner ist schon aus einer Leihfirma gefeuert worden, weil er nach mehr Lohn gefragt hat. Das hat denen gar nicht gefallen und noch während er zum Gehaltsgespräch beim Vorgesetzten saß, wurde nicht nur abgelehnt, sondern der Chef hat auch gleich die Kündigung vorbereitet und unterschrieben ausgehändigt.
Eine Bekannte von mir dagegen war viele Jahre als Krankenschwester in einer Leihfirma tätig und die hat richtig Asche verdient. Wegen dem Pflegenotstand war sie als Krankenschwester heiß begehrt und konnte dann richtig viel Geld verlangen, was sie dann durch die Leihfirma auch bekommen hat. Mein Partner ist nicht in einem Mangel-Beruf tätig.
Es kommt doch sicherlich auf die Qualifikationen und die Auftragslage an. Wenn zu viele Leute um Arbeit bemüht sind und es gleich einen Nachfolger geben würde, der für das wenige Geld arbeitet, dann kann man so jemanden, der unbequeme Fragen stellt schneller kündigen. Ich würde vielleicht versuchen über die Leiharbeitsfirma zu Qualifikationen zu kommen, das mit der Firma absprechen, in der man ist.
Fachkräfte werden ja auch hier benötigt und wenn man gut ist, bekommt man das sicherlich auch. Ich würde eher nach Weiterbildungsmöglichkeiten fragen, statt nach mehr Lohn.
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