Ungerechtfertigte Kritik wirkt wie eine Ohrfeige?
Ich kann gut Kritik einstecken. Wenn diese aber ungerechtfertigt ist, dann wirkt das bei mir schon ein wenig wie eine Ohrfeige. Denn dann fühle ich mich verletzt und bin sehr traurig und gleichzeitig auch enttäuscht, dass man mich ungerechtfertigt kritisiert.
Geht es euch da ähnlich oder steckt ihr ungerechtfertigte Kritik besser weg und geht darüber hinweg? Was macht ungerechtfertigte Kritik mit euch?
Mich beeinflusst ungerechtfertigte Kritik gar nicht. Oft ist es so, dass diese dann ausgesprochen wird, wenn die Person frustriert ist und Dampf ablassen muss. Das führt dann bei mir dazu, dass ich die Kritik nicht persönlich nehme, auch wenn sie entsprechend hart formuliert worden ist. Daher ist mir ungerechtfertigte Kritik so ziemlich egal, ehrlich gesagt. So bin ich vor einigen Monaten erst richtig heftig auf Arbeit von einer Kollegin kritisiert worden.
Es war aber ein langer Weg bis dahin. Als Teenager war ich natürlich anders, viel sensibler und nah am Wasser gebaut. Ich bin oft gehänselt worden, eben weil ich so sensibel war und entsprechend habe ich auch auf jede Form der Kritik entsprechend sensibel reagiert. Es war ein langer Prozess, zu lernen nicht nur besser mit Kritik umzugehen, sondern auch unterscheiden zu können, ob der Sprecher nur Dampf ablassen will und man nur zufällig das Opfer ist oder ob die Kritik wirklich berechtigt ist.
Im ersten Moment ist das vielleicht schon so, dass man bei ungerechtfertigter Kritik das Gefühl hat, eine Ohrfeige bekommen zu haben. Dann muss ich auch erst einmal schlucken, aber bei Kritik kann man sich ja in der Regel auch verteidigen und es sagen, warum man das nun so ungerechtfertigt findet und vielleicht hat die andere Person dafür ja auch ein Einsehen. So empfinde ich ungerechtfertigte Kritik nicht zwingend als eine Art Ohrfeige.
Falls mit ungerechtfertigter Kritik etwas gemeint ist, woran man wirklich und wahrhaftig absolut unschuldig sein sollte, empfinde ich das auch schon als heftig, vor allem, wenn einem nicht geglaubt wird. Vor längerer Zeit durfte ich mir auch mal einen Vortrag anhören für eine Sache, für die jemand anderes verantwortlich war, den Ärger aber bekam ich. Auf alle Einwände wurde gar nicht eingegangen bzw. es wurde so getan, als hätte ich nichts gesagt und an der Kritik für einen fremden Fehler festgehalten.
Das fand ich schon wirklich als eine Ohrfeige, vielleicht war es aber auch vor allem der Aspekt, dass die Gegenseite nicht bereit war, sich meine Erklärung anzuhören bzw. sie nicht zu glauben. Für mich ist so ein Verhalten ein Vertrauensbruch. Ich kann mich auch noch gut erinnern, als die Mutter meines ersten Freundes mich mal nach Strich und Faden fertig machte für irgendetwas, wo ich nicht mal richtig wusste, was eigentlich los war. Sie schrie da rum und ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, warum eigentlich.
Wenn man sehr jung ist, kann man unter Umständen noch nicht einordnen, wenn jemand unter diversen Störungen leidet, aber selbst als Erwachsene finde ich Kritik an etwas, woran man unschuldig ist immer noch als sehr unfair. Das merke ich mir dann auch, wenn jemand mir ungerechtfertigt keinen Glauben schenkt. Es geht hier aber um Sachen, die gar nicht interpretierbar sind, sondern tatsächlich auf einem Irrtum beruhen. Kritik für etwas, was man selbst noch für okay befindet, aber jemand anderes nicht, ist natürlich wieder eine Interpretationssache.
Wenn mich jemand kritisiert, obwohl da nichts dran ist, mache ich dies deutlich, aber dann interessiert mich das auch nicht weiter. Wie eine Ohrfeige empfinde ich das auf gar keinen Fall. Man weiß ja auch nicht, warum das dann ausgesprochen wird. Vielleicht hat die Person einfach etwas Frust, einen schlechten Tag und würde sich an jedem anderen Menschen auch auslassen. So etwas nehme ich nicht ernst.
Eigentlich ist es doch rein subjektiv, ob man Kritik als ungerechtfertigt oder gerechtfertigt ansieht. Kritik kann noch so gerechtfertigt sein, manchmal ist sie einfach unpassend oder schlicht gemein. Wenn beispielsweise jemand etwas malt oder bastelt, was nicht gerade von besonders viel Talent zeugt, kann man das Ergebnis sicher auf unterschiedliche Arten kritisieren und die Kritik ist dann auch "gerechtfertigt", weil die Qualität wirklich nicht besonders hoch ist.
Aber dennoch finde ich es hier viel verlangt, wenn man die Kritik dann auch noch mit einem Knicks annehmen muss, weil man sonst als "nicht kritikfähig" gilt. Und in meiner Erfahrung werden Hobbyprojekte, private Beschäftigungen und Lebensentscheidungen sehr viel öfter und schärfer kritisiert als beispielsweise die Arbeitsleistung im Job oder ähnliche Tätigkeiten, bei denen Kritik eher angemessen ist, weil Geld oder anderer Leute Jobs damit zusammenhängen. Von daher habe ich eher den Eindruck, dass Kritik gerne eher als Waffe eingesetzt wird, um seine Mitmenschen klein zu halten.
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