Als Deutscher nur Tee bei Krankheit und Unwohlsein trinken?
Vor kurzem habe ich mich mit einem Bekannten unterhalten, der aus einem südlichen Land kommt, in dem viel Tee getrunken wird. Er meinte dann, dass er es schon amüsant findet, dass die Deutschen immer nur Tee trinken, wenn sie krank sind oder irgendein Wehwehchen haben.
Mir fällt auch immer wieder auf, dass in meiner Familie meist auch auf Tee zurück gegriffen wird, wenn jemand eben krank ist oder sonst irgendein Unwohlsein hat. Ich trinke durchaus zwischendurch auch mal einen Früchtetee, aber oft auch Tee, wenn es mir wirklich nicht so gut geht.
Meint ihr auch, dass Deutschland eher ein Land ist, in dem Tee nur bei Krankheiten oder Unwohlsein angewendet wird? Oder habt ihr da andere Erfahrungen gemacht? Was meint ihr woran das liegt? Ist das vielleicht auch von den verschiedenen Regionen in Deutschland abhängig?
Der Deutsche, wie er leibt und lebt, ist ja eher ein theoretisches Konstrukt. Der Ostfriesentee und friesische Mischungen sprechen für eine lange Tradition. Naturgemäß bekam man früher eher in der Nähe von Häfen, in Bayern wäre es wohl eher Luxus gewesen. Solche Traditionen halten, das ist bei Kartoffelsalat schließlich nicht anders.
Heute ist es wohl eher eine Frage der persönlichen Vorliebe und natürlich der Gewohnheit. Ich bin mit einem passionierten Teetrinker verheiratet, der bestens zu einem Freund mit süddeutschen Wurzeln passt, der seinen Teegenuss auch jeden Tag zelebriert.
Ich dagegen trinke selten Tee. Wenn ich krank bin, meide ich Tee ganz besonders. Außerdem bevorzuge ich Kräutertee. Ich bin der Typ Hagebutte, Hibiskus oder Malve. Echter Tee könnte für mich komplett fehlen, der Gatte würde jammern.
Willkommen in Schubladenhausen. Der Deutsche an sich isst jeden Tag genüsslich Sauerkraut mit Bratwurst oder Weißwurst, trinkt Bier und nicht Wein und Kaffee kommt statt Tee auf den Tisch. Aha ja.
Wieso findet man dann bei Aldi, der sich lange Jahre auf das absolute Kernsortiment beschränkt hat, mehrere Sorten von Tee im Angebot? Und das auch schon zu Zeiten, wo die Auswahl bei Aldi noch kleiner war, als jetzt? Zur Dekoration oder so? Allein das sollte diese These schon widerlegen.
Als Kind habe ich tatsächlich fast nur dann Tee getrunken, wenn ich krank war oder mich wegen Bauchschmerzen oder anderen kleinen Wehwehchen nicht besonders gut gefühlt habe. Da gab es dann natürlich auch immer die ganz besonders beliebten Sorten wie Kamille, Fenchel, Kräuter-Mischtee und Pfefferminz, die Kindern allgemein nicht sonderlich gut schmecken, und dementsprechend war die Motivation zum Teetrinken außerhalb von Krankheitsphasen auch nicht gerade sehr ausgeprägt.
Mittlerweile gehört Tee jedoch ganz klar zu meinen Grundnahrungsmitteln und ich trinke ihn in gleichen Mengen am Tag wie reguläres Mineralwasser. Die Supermärkte bieten heutzutage wirklich ein gigantisches Sortiment an genialen Geschmacksrichtungen an, bei denen jeder etwas findet, das ihm gefällt, ganz egal ob er eher süßere oder herbere, fruchtige oder kräuterhaltige Aromen oder einen Schwarztee, Grüntee oder weißen Tee als Basis bevorzugt. Auf diese Art und Weise kann ich mir günstig, schnell und einfach jeden Tag ganz verschiedene Getränke zubereiten, und noch dazu ist es viel gesünder, als seinen Durst mit Fruchtlimonaden oder Säften zu stillen. Einige Tees schmecken auch erkaltet als Eistee hervorragend oder sind sogar speziell dafür konzipiert, mit kaltem Wasser aufgegossen zu werden.
Verkaufen tut sich Tee wohl auch gut genug, denn sonst würden nicht immer wieder interessante neue limitierte Sondereditionen herauskommen und wir hätten keine zwei spezialisierten Teeläden in der Stadt, die selbstgemachte und hochwertige Mischungen vertreiben. Daher denke ich, dass das Klischee des "teefaulen Deutschen" mittlerweile genauso veraltet ist, wie die meisten anderen typischen Schubladendenkmuster.
Bei mir in der Stadt gibt es zwei Geschäfte, die nur Tee verkaufen und die halten sich beide seit vielen Jahren. So schlimm kann es um den Teekonsum der Deutschen also nicht stehen. Und da gibt es teilweise richtig teure Sorten, also trinkt der gemeine Deutsche nicht nur Tee sondern kennt sich damit sogar aus und kann einen Darjeeling von einer English Breakfast Mischung unterscheiden.
Bei mir persönlich ist es aber schon so, dass ich im Winter deutlich mehr Tee trinke als im Sommer, mit der Tradition des warmen Tees bei heißen Temperaturen kann ich mich nicht so wirklich anfreunden, auch wenn ein frischer Pfefferminztee ja durchaus erfrischend ist. Im Sommer schrumpft mein Sortiment deshalb immer auf eine kräftige Schwarzteemischung für Eistee zusammen, während ich im Winter schon mal auf zehn verschiedene Sorten komme.
Den typisch Deutschen gibt es nicht. Es gibt auch in Deutschland Teeliebhaber, wie in jedem anderen Land der Welt auch und Menschen, die mit Tee nichts anfangen können und ihn nur trinken, wenn es durch eine Erkältung sein muss. Ich bin ein Teegießer und trinke sehr gerne und oft Tee. Für mich ist es auch nicht nur ein Getränk, was mir bei einer Erkältung hilft, sondern etwas, was mir schmeckt. In meinem Umfeld kenne ich viele, die Tee sehr gerne so trinken.
Ich kenne tatsächlich viele Personen, die nur dann Tee trinken, wenn sie krank sind. Allerdings kenne ich auch sehr viele Personen, die regelmäßig und sehr viel Tee trinken, auch wenn es ihnen gut geht. Dazu zähle ich mich selbst auch. Ich trinke eigentlich auch jeden Tag Tee und das im Sommer und im Winter und unabhängig davon, wie es mir geht.
In Deutschland gibt es doch auch einige spezielle Tee-Läden. Wenn die Leute da nur einkaufen würden, wen sie krank wären, könnten sich diese Geschäfte doch gar nicht so lange und gut halten. Von daher denke ich schon, dass es genügend Abnehmer dafür gibt. Ob jemand gerne Tee trinkt oder nicht, hängt doch auch eher von den persönlichen Vorlieben ab und nicht von der Nationalität. Polen oder Russen hängen schließlich auch nicht dauernd an der Wodkaflasche und es gibt genügend Personen dieser Länder, die Wodka nicht einmal mögen. Man kann die Leute ja nicht alle in eine Schublade stecken.
Ich kenne das Vorurteil auch und es hält sich hartnäckig. Ich trinke sehr gerne Ingwertee und findet, dass er himmlisch schmeckt. Komischerweise wird mir dann aber immer unterstellt ich wäre heiser und todkrank, wenn ich mit einer Tasse Ingwertee gemütlich sitze. Solche Vorurteile finde ich ziemlich lästig.
Ich wusste gar nicht, dass es solche Vorurteile über deutsche Trinkgewohnheiten gibt. Zeitweise kannte ich sogar mehr deutsche Teetrinker als Kaffeetrinker, und ich war die Ausnahme, weil ich persönlich lieber Kaffee als Tee mag. Möglicherweise ist es regional unterschiedlich verteilt, aber meinem Eindruck nach sind zumindest viele Menschen in Nord- und Nordwestdeutschland ausgiebige Teetrinker.
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