Kinder für eigene Sammelleidenschaft vorschieben?

vom 17.08.2017, 08:05 Uhr

Viele Sammeln ja aktuell Dinge von den Minions oder auch Einhörner sind gerade sehr im Trend. So ist eine Bekannte ganz versessen auf Einhörner und sammelt alles, was sie da in die Finger bekommt. Nun ist es ihr aber wohl etwas peinlich, dass sie mit Ende 30 noch solch einer Sammelleidenschaft nachgeht. Sie musste sich deswegen wohl auch schon dumme Bemerkungen aus ihrem Umfeld anhören.

Sie erzählte mir daher nun, dass sie mittlerweile immer ihre Tochter als Alibi benutzen würde. Wenn sie jemand auf den ganzen Einhörner in der Wohnung ansprechen würde, dann würde sie immer ihre Tochter vorschieben und sagen, dass diese die Einhörner so toll finden und sammeln würde.Ich finde es schon schade, wenn man sich für seine Sammelleidenschaft schämt und das eigene Kind dann vorschiebt. Ihre kleine Tochter spielt das Spiel dann mit, wenn die eben darauf angesprochen wird.

Wie findet ihr es, dass jemand das eigene Kind für seine Sammelleidenschaft vorschiebt? Habt ihr das auch schon so erlebt? Findet ihr das doch eher verwerflich und dem Kind gegenüber ein falsches Vorbild? Habt ihr das vielleicht selbst schon mal so gemacht?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Mein Vater ist auch ein Sammler, aber der hat meinen Bruder und mich dafür nie vorgeschoben. Das sind nun keine Einhörner, aber dafür zumindest eine Zeit lang Matchbox-Autos, und immer noch Schleichtiere. Sicher haben wir als Kinder auch unheimlich gern damit gespielt, aber ich hatte nie das Gefühl, mein Vater hätte ein Problem damit, zuzugeben, dass er der Sammler dieser Dinge ist. Nun ist er aber auch generell weniger der Typ, dem die Gedanken der Nachbarn und Co so wichtig sind, immerhin hat er auf eine Nachfrage wegen des Hundes schonmal geantwortet "Ach, ich wurde in meinem Leben so oft für schwul gehalten, da dachte ich mir, kann ich mir auch einen Pudel zulegen." :mrgreen:

Im Allgemeinen finde ich es aber schade, wenn man sich so dafür schämt und das Gefühl hat, sich dafür schämen zu müssen. Es gibt doch viele Erwachsene, die auch an "Kindersachen" noch Spaß haben, schon angefangen mit Serien und Filmen. Disney lieben viele in meinem Freundeskreis auch jetzt um die 20 noch, um mal ein Beispiel zu nennen. Aber weil natürlich kaum jemand darüber spricht, weil es "kindisch" ist, denken natürlich die meisten, dass sowas total unnormal wäre, und sprechen nicht darüber. Eine Art Teufelskreis also.

Ich denke mir ja, wer bei mir zu Besuch ist und so z.B. meine Pokémonfiguren rumstehen sieht, den mag ich auch genug, dass der das akzeptiert. Sollte die Person damit allerdings ein Problem haben und sich deshalb, warum auch immer, schämen, mit mir gesehen zu werden oder soetwas, ist das nicht mein Problem. Das dürfte dann nämlich eine Person sein, die ich ohnehin nicht zu meinen Freunden zählen will.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich sammele auch ein paar Gegenstände. Das sind jetzt keine Einhörner oder so, deswegen ist das vielleicht noch eine andere Nummer. Ich hätte aber auch niemanden, den ich vorschieben könnte für das Sammeln von Tassen. :) Dabei geht es um die Starbucks Tassen aus verschiedenen Städten.

Jetzt komme ich persönlich vielleicht nicht so weit, wie meine Kollegen, Freunde und Verwandte, daher bitte ich sie auch ab und zu mal Ausschau zu halten. Einige von denen gucken mich dann aber auch an und sagen, dass ich dann ja gar nicht selber da gewesen wäre, ob das dann noch Sinn macht oder so. Dann argumentiere ich mit meiner moralischen Flexibilität was das angeht. :lol: Allerdings bekomme ich auch von anderen zu hören was ich denn mit dem Quatsch will und warum ich dafür Geld ausgeben würde. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mich dafür zu rechtfertigen und breche dann meist die Anfrage wieder ab. Wenn jemand keine Lust hat, dann eben nicht.

Früher habe ich auch eine ganze Reihe Coca Cola Artikel gesammelt, darunter waren auch Stofftiere und Ähnliches. Aber auch das habe ich auf niemanden geschoben.

Von daher glaube ich, dass wenn man eine Leidenschaft hat, man diese auch relativ gut erklären kann bzw. diese eigentlich für Leute mit Verständnis dafür nicht unbedingt erklärt werden müssen. Ich glaube auch, dass es eher um das Suchen, Finden, sich freuen und Sammeln an sich geht und weniger um das, was man letztendlich sammelt, aber das ist nur meine persönliche Meinung bzw. Erfahrung dabei. Ich finde, man sollte dann auch zu seiner Leidenschaft stehen. Es gibt immer Menschen, die irgendetwas nicht verstehen oder nicht mögen, damit habe ich mich abgefunden.

» Antalis » Beiträge: 539 » Talkpoints: 0,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Also mir würde das eh niemand glauben, wenn ich meine Sammlung an alten Funkgeräten als Leidenschaft meines knapp 4-jährigen Sohnes ausgeben würde. Von daher würde es dort schon nicht klappen und ich wüsste auch nicht, warum mir das peinlich sein sollte. Immerhin zahle ich für die Waren und ob das nun ein Funkgerät oder ein Plüscheinhorn ist, geht doch den Rest der Menschheit nichts an. Solange man es bezahlen kann, noch Platz ist in der Wohnung damit man dort leben kann, warum denn nicht?

Aber ich sehe es oft, dass manche Menschen sich zu sehr einen Kopf machen was andere von ihnen denken und welches Bild sie damit abgeben, wenn sie eine Sammelleidenschaft haben und diese an das Licht kommt. Zwar finde ich es auch ungewöhnlich wenn ein Mann nun Einhörner sammelt, aber warum denn nicht? Damit ist er doch kein schlechter Mensch oder macht Arbeit schlechter, solange das nicht darunter leidet, spielt es für mich auch keine Rolle was derjenige sammelt und welche Vorwände dazu dann erhoben werden um den Verdacht auf jemand anderen zu lenken.

Ich finde es generell ein Armutszeugnis, wenn man nicht dazu stehen kann und lieber jemand anderen vorschiebt. Klar präsentiert man wohl auch nicht dem Chef die Unterwäschesammlung oder die Einhornsammlung in seinem privaten Reich, aber wen man hinein lässt und wen nicht, kann man doch immer selbst bestimmen. Will man nicht, dass jemand anderes davon erfährt, dann lasse ich ihn nicht rein aber fange doch nicht an zu Lügen.

Ohnehin erkennt auch der ungeübte eine solche Lüge, wenn ein Vorwand gesucht wird oder das Kind vorgeschoben wird. Leute die Lügen haben eindeutige Merkmale, Reaktionen und Signale die jeder Depp auffassen kann und wenn ich also sehe, dass mich jemand nicht ansieht, nach unten rechts starrt, nervös ist, dann enttarne ich die Lüge sofort. Das zu kontrollieren vermögen die wenigsten und könnten das dann vor mir verbergen.

Ich stehe dazu und als ich hier auf die Sammlung an Figuren aus den Überraschungseiern angesprochen wurde, habe ich auch dazu gestanden, dass das meine sind. Warum auch nicht? Ich kann wohl kaum behaupten, dass diese Sammlung meinem Sohn gehört wenn die Figuren wesentlich älter sind als er um gute 40 Jahre oder er das finanzielle Vermögen hat sich diese wertvollen Figuren aus den ersten Jahrgängen auch zu leisten.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Warum sammelt man dann etwas, wenn man das so heimlich macht, dass man sich nicht traut, dazu zu stehen. Eine Sammelleidenschaft ist doch auch ein Hobby und ich finde es schade, wenn man seine eignen Hobbys abstreitet. Das heißt ja auch, dass man gar nicht zu sich selbst stehen kann.

Würde ich nicht zu dem stehen was ich sammle, würde ich auch gar nicht sammeln wollen, da ich dann auch kein Interesse und keine Lust darauf hätte. Ich habe keine Kinder, die ich vorschieben könnte, wobei ich auch keine Lust hätte, meine Sachen dauernd zu verstecken. Doch auch mit Kindern kann man ja dazu stehen. Es ist ja nichts Verwerfliches dran, etwas zu sammeln, auch wenn es Einhörner sind. Andere Leute sammeln wiederum Kaugummipapier oder Zuckertütchen, was doch im Prinzip auch nicht weniger peinlich ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


So etwas finde ich ehrlich gesagt ziemlich peinlich und traurig. Warum steht man nicht dazu, wenn man entsprechende Sammelleidenschaften hat? Ich habe sowieso nie verstanden, warum man das Bedürfnis hat, sich zu verbiegen, damit man in Schema F passt. Ist doch gut, wenn wir alle unterschiedlich sind, das wäre sonst langweilig.

Ich finde es traurig, dass manche Menschen sich dafür schämen, Kinder-Überraschungseier zu essen, weil das ja so kindisch ist und Erwachsene so etwas nicht essen sollten, zumindest denken diese Menschen das. Ich kenne auch Menschen, die meinen, dass Freizeitparks nur etwas für Kinder sind und nicht für Erwachsene. Juckt mich nicht, ich tue und sammle das, worauf ich Lust habe, egal was andere denken.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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