Mindestanforderungen an ein Rezept?

vom 15.10.2018, 20:56 Uhr

Ich habe heute ein Rezept gelesen, wo ich mich an den Kopf fasse und frage, ob sich das wirklich schon Rezept nennen darf. Es ging um die Herstellung von Ingwerwasser und bestand darin, dass man eine Knolle Ingwer klein schneiden und dann mit einem Liter heißen Wasser übergießen und ziehen lassen sollte. Das war das gesamte Rezept. Wie groß die Ingwerknolle sein sollte, stand dort nicht.

In einem Kochbuch aus einem renommierten Verlag las ich auch schon mal ein Rezept für eine Gewürzmischung. Es bestand daraus, dass man ich glaube fünf verschiedene Gewürze nehmen sollte in verschiedenen Gewichtsanteilen und alles in einem Glas mischen sollte.

Wenn ich ehrlich bin, dann sind das für mich keine echten Rezepte. Genausowenig brauche ich eine Bedienungsanleitung dafür, dass ich mein Spiegelei mit einem Pfannenwender aus der Pfanne heben und auf meinen Teller geben muss. Das sind für mich Dinge, die man eben nebenbei einfach mal mitbekommt oder die einem der normale Menschenverstand sagt. Wenn ich eine Gewürzmischung haben will, muss ich eben Gewürze mischen! Und ob dies in einem Glas oder einem Tontopf erfolgt, ist doch letztendlich egal.

Für mich wäre auch ein Rezept für ein normales Spiegelei eigentlich kein echtes Rezept, allenfalls für ein Kinderrezeptbuch oder für absolute Anfänger. Es muss ja nicht immer etwas Kompliziertes sein, aber ich habe doch gewisse Mindestanforderungen, bevor ich etwas Rezept nenne. Beim Ingwerwasser hätte ich zumindest erwartet, wenn es schon eine Mengenangabe beim Wasser gibt, dass es auch eine für den Ingwer gibt.

Wie sieht es bei Euch aus? Sind die beschriebenen Anleitungen für Euch echte Rezepte? Oder braucht Ihr mehr Zutaten bzw. eine detailliertere Zubereitung, bevor Ihr von Rezept redet?

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich sehe das ähnlich wie du, die beschriebenen Rezepte scheinen wirklich selbstverständlich. Wobei man bei der Gewürzmischung natürlich wissen muss, welche Gewürze man da mischt. Wenn ich zum Beispiel Lebkuchengewürz bräuchte, wüsste ich nicht zwangsläufig, was da reinkommt - mir würde nur Zimt einfallen.

Auf der anderen Seite lese ich aber auch oft in den Kommentaren zu Rezepten im Internet, dass im Rezept bestimmte Arbeitsschritte nicht ausreichen erklärt sind, die für mich eigentlich völlig selbstverständlich sind. Ich finde zum Beispiel "geschmolzene Schokolade" in der Zutatenliste in Ordnung, habe aber dann in den Kommentaren auch schon Fragen gelesen, wie man die Schokolade denn schmelzen solle. Von daher gibt es wohl einfach wirklich unterschiedliche Erwartungen, je nachdem, wie viel Erfahrung der Leser beim Kochen oder Backen hat.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Jeder Mensch wird ganz individuelle Erwartungen an ein Kochrezept haben, die natürlich von seinem mitgebrachten Basiswissen, der Motivation zum Lesen des Textes und den eigenen Präferenzen abhängig sind. Ein absoluter Anfänger, der im Leben noch kein Ei aufgeschlagen (geschweige denn getrennt) hat, würde sich in einem Backrezept sicherlich wünschen, dass dieser Schritt ausführlich beschrieben wird, während ein routinierter Hobby-Koch über einen solchen Absatz wohl eher schmunzeln und hinwegsehen würde.

Dann gibt es wiederum Leute, die es kritisieren, wenn Rezepte ewig lang verfasst sind und sich am liebsten reine Zutatenauflistungen wünschen, und andere, die mit Texten gar nicht arbeiten können und Bilderserien oder Videos bevorzugen. Ebenso kenne ich einige Bekannte, die es nicht mögen, wenn Mengenangaben in Gramm gegeben werden, weil sie keine Küchenwaage besitzen oder nutzen und lieber nach Augen- oder z.B. Tassenmaß arbeiten. Allerdings kommt nicht jeder mit solchen Maßzahlen klar und wiegt vielleicht lieber Gramm genau ab, um sicherzugehen.

Ich erwarte von einem Rezept schon irgendwo eine klare Linie, aber ich lasse dem Verfasser auch eine gewisse Freiheit dabei, wie er diese formuliert. Spricht mich ein Rezept wirklich an und habe ich großes Interesse, dieses nachzukochen, bin ich auch bereit, mich ein Stück weit anzupassen.

Bei Backrezepten wünsche ich mir meistens noch genauere Angaben und Step-by-Step-Anleitungen, weil ohne einen gelungenen Teig das Endprodukt schnell zum Debakel wird, während ich beim Kochen in Topf und Pfanne auch viele Lücken durch eigene Erfahrung füllen und improvisieren kann, wenn ich das Gefühl habe, dass das Rezept unzureichende Informationen liefert. Natürlich ist es immer ein Mehraufwand, wenn man selber aktiv und nachdenklich werden muss, aber andererseits bin ich auch nicht der Typ, der stupide das umsetzt, was ihm bis ins Detail vorgegeben wird.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



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