Sich nicht gut genug für den Partner fühlen?

vom 22.11.2016, 21:21 Uhr

Vor einiger Zeit war ja groß in den Medien, dass sich eben Brangelina als Paar auflöst. Ich habe auch mitbekommen, wie sich Angelina Jolies früherer Partner dazu geäußert hat und eben meinte, dass er sich früher nie gut genug für Angelina gefühlt hätte. Das würde wohl damit zusammen hängen, dass er lieber auf der Couch Baseball geschaut hätte statt wie Angelina sich mit Menschenrechtlern und Weltverbesserern zu treffen.

Es gibt aber auch so genug Menschen, die der Ansicht sind, dass sie nicht gut genug für ihren Partner wären und ihn nicht verdient hätten. Ich höre das immer dann, wenn die Person ziemliche Selbstwertprobleme hat und eher zu Minderwertigkeitskomplexen neigt. Wie seht ihr das? Ist es normal, dass man sich in einer Beziehung nicht gut genug für seinen Partner fühlt? Würdet ihr euch auch minderwertig fühlen, wenn ihr einen Weltverbesserer, Tier- und Umweltschützer und Menschenrechtler an eurer Seite hättet? Oder würde es da keinen Grund für solche Gefühle geben?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich glaube so ein Gefühl entsteht schnell, wenn einer immer auf Zack ist, sich ständig engagiert und man selber nichts macht. Wobei ich auch finde, dass man einigermaßen ähnlich in einer Beziehung fühlen sollte. Wenn man dieses Gefühl hat, dann liegt es ja auch oftmals daran, dass man ein geringes Selbstbewusstsein hat und der Meinung ist im Leben nichts geschafft zu haben. Es sollte also so sein, dass man auf einer Ebene steht. Ich mag zu niemanden aufsehen, sondern mit ihm auf einer Ebene stehen und das ist bei mir auch so.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kann nicht bestätigen, dass sich das Gefühl schnell einstellt. In meiner letzten Beziehung sah das genauso aus. Er komplett Faul, bis Nachmittags im Bett gelegen, Haushalt nichts angepackt, sein Schriftverkehr nicht geregelt bekommen und seine anderen Probleme ebenfalls nicht. Alles durfte ich für ihn erledigen damit überhaupt mal was passiert ist und er hat sich einfach ins gemachte Nest gesetzt und gemeint das läuft ewig so weiter. Von Reue oder einem Gefühl nicht gut genug zu sein, keine Spur. Komplettes Gegenteil der Fall, er meinte dauerhaft er macht alles und ich komme ohne ihn doch nicht zurecht aber konnte auch nie etwas konkretes nennen.

Bei mir war es eher umgekehrt und ich habe mich zu gut für meinen Ex Partner mit der Zeit gefühlt, da er einfach nichts selbst auf die Reihe bekommen hat. Natürlich hat jeder seine Stärken und auch seine Schwächen, aber wenn rein gar nichts kommt an Unterstützung und man nur sein Ding macht, dann kann sich das Blatt halt auch mal wenden.

Das schlimmste daran aber war, dass er noch nicht einmal geschafft hat seinen Mund aufzumachen und ich nicht nur einmal mit dem Gerichtsvollzieher vor der Tür erwischt worden bin oder auch auf einmal der kleinlaute Anruf kam, ich muss jetzt sofort kommen nachdem der Vermieter seine Wohnungstür eingetreten hat. Wohlgemerkt kam er erst auf die Idee anzurufen, nachdem das ganze schon 2,5 Stunden her war und war nicht in der Lage alleine die Polizei zu rufen und beim Anwalt anzurufen, der mit dem Prozess bereits vertraut war.

Irgendwie kam ich mir schon wie der Lebenscouch für ihn vor der sein komplettes Leben noch auf die Reihe bekommen soll. Von sinnlosen Versicherungen und Abzocken mal ganz abgesehen die er einfach unterschrieben hatte oder auch das reagieren auf ein gerichtliches Schreiben. Ich habe mich wirklich oft gefragt wie er das vorher gemacht hat als wir noch nicht in einer Beziehung waren, aber diese Antwort ist man mir bis heute schuldig.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Wieso sollte ich mir einen Partner anlachen, neben dem ich mir minderwertig vorkomme? Ich kenne etliche Leute, von deren Energie und Elan mir schlicht die Luft wegbleibt. Arbeit, Familie, Ehrenamt, Haushalt, Hobbys, Sport, Ernährung - alles wird allem Anschein nach locker aus dem Handgelenk erledigt, und der Lidstrich sitzt auch immer perfekt. Diese Leute bewundere ich zwar aufrichtig, aber ehrlich gesagt lieber aus der Entfernung. Mit soviel Engagement kann ich schon aus rein biologischen Gründen nicht mithalten und möchte es auch gar nicht.

Dazu kommt noch das Benehmen innerhalb der Partnerschaft. Ich bin mir sicher, dass es einen Unterschied macht, ob man sich zwar für ein umtriebiges Leben entschieden hat, aber den Partner dennoch respektiert, wenn er nicht mithalten kann oder möchte, oder ob man bei jeder sich bietenden Gelegenheit durchblicken lässt, dass man Leute, die länger als vier Stunden pro Nacht schlafen und auch mal einen Roman lesen, als faul und nutzlos ansieht, weil man in der Zeit doch Flugblätter falten, das Bad neu fliesen oder Waisenkinder bei sich aufnehmen könnte.

Um auf das konkrete Beispiel einzugehen: Ohne die gute Frau persönlich zu kennen, finde ich auch, dass Ms. Jolie einen ziemlich einschüchternd perfekten Eindruck macht und auf mich nicht so wirkt, als würde sie in ihrer Gegenwart Faulheit oder mangelnde Disziplin dulden. Auch Hollywoodstars haben bestimmt ihre Macken, und das Prinzip einer gelingenden Beziehung besteht ja darin, jemanden mit kompatiblen Macken zu finden.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das Gefühl hatte ich zum Glück noch nie. Man kann tatsächlich nicht immer auf einer Ebene sein, oft ist der eine einfach erfolgreicher, attraktiver, schlanker, durchtrainierter, beliebter oder gebildeter als der andere. Allerdings hat doch jeder Mensch irgendwelche Qualitäten. Auch wenn man nicht studiert hat und nicht den trainiertest Körper hat, wird man ja etwas an sich haben, was einen für andere liebenswert und attraktiv macht.

Abgesehen davon wäre der Partner ja nicht mit einem zusammengekommen, wenn er auch denken würde, man sei nicht gut genug für ihn. Er wird ja aber nicht grundlos mit einem zusammengekommen sein, so dass man sich keine Gedanken darüber machen sollte, nicht gut genug für den Partner zu sein.

Das Ganze ist ja auch kein Wettbewerb - es geht doch in einer Beziehung nicht darum, den Partner mit irgendwas übertrumpfen zu müssen. Solange man sich liebt, auf einer Wellenlänge ist und sich gut versteht, ist es doch im Prinzip egal, ob einer mollig und der eine schlank oder der eine studiert hat oder nicht. Genauso sieht es bei mir beim Thema Wohltätigkeit aus. Solange man das Verständnis füreinander hat, muss man ja nicht exakt die gleichen Interessen haben.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Danke, so einen Zustand hatte ich einmal, und das möchte ich nie wieder erleben. Dabei war es der Partner, der sich für nicht gut genug gehalten hat. Es war schlimm, weil da ein ewig alter Komplex in seinem Kopf schwelte, der durch meine Handlungen absolut nicht zu beeinflussen war.

Wir wurden ein Paar, ohne uns vorher gut zu kennen. Man kannte sich über Bekannte, waren auf einer Wellenlänge, konnten gut reden, zusammen lachen und fanden uns einfach anziehend. Kennengelernt haben wir uns erst als Paar. Und da der junge Mann es zwar perfekt kaschiert hat, aber sich eigentlich seiner normalen Herkunft irgendwie geschämt hat, bekam er Probleme.

Meine Eltern, mein Wohnort, mein Pferd und die Turniere, das Abitur, das Umfeld, durch das ich vom Elternhaus aus auch pflegen musste, gaben ihm das Gefühl, nicht zu genügen. Dass ich seinen Lebensweg und das Lebenswerk seiner Familie als viel beeindruckender empfand und dass ich ihn genauso schätzte, wie er war, das konnte er nicht glauben.

Nach anstrengenden Jahren sind wir gnadenlos gescheitert. Er sah hinter jedem Baum einen besseren Mann und hopste durch fremde Betten, weil er die Sicherheit brauchte, andere zu überzeugen, wo ich doch garantiert bald weg sei. :wall:

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich denke, dass in einer Beziehung etwas falsch läuft oder eben die Person ein sehr geringes Selbstbewusstsein hat, wenn man meint, dass man für den Partner nicht gut genug ist. Allerdings könnte ich mir auch vorstellen, dass der Partner einem durchaus das Gefühl vermitteln kann, dass man nicht gut genug ist.

Ich habe das selbst noch nicht erlebt, stelle mir das aber schon sehr schwierig vor und denke, dass so eine Beziehung sicherlich viele Nerven kostet und manchmal eben zum scheitern verurteilt ist. Irgendwann erträgt man es sicherlich auch nicht mehr, dass der Partner sich ständig danach verhält, nicht gut genug zu sein.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



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