Ungesunde Nahrungsmittel gesund wirken lassen?

Ich las kürzlich in einem Artikel, dass man inzwischen selbst fettige und zuckerhaltige Zutaten durch ein paar Tricks auf den Verbraucher viel gesünder wirken lassen könnte. Leider wurden aber die Tricks selbst gar nicht erläutert, sodass ich mir darunter so gar nichts vorstellen kann.

Wie kann man ungesunde Nahrungsmittel gesund wirken lassen und den Verbraucher in seiner Wahrnehmung manipulieren? Habt ihr Ideen? Durch welche Faktoren wirkt ein Nahrungsmittel auf euch automatisch gesünder?

Mir kommen dabei sofort die ein oder anderen Werbespots für Kindersüßigkeiten in den Sinn, bei denen durch das Herausstellen einer einzelnen nahrhaften und vordergründig gesunden Zutat der Fokus gekonnt von den kritischen Inhaltsstoffen wie Zucker, Fett und künstlichen Aromen abgelenkt wird.

So werden "Monte"-Pudding von Zott und die "Milchschnitte" für den hohen Anteil an guter Milch und wertvollem Calcium gelobt und übermäßig betont, dass ein "Kinder Country" reich an Cerealien ist. Unterschlagen tut man dabei gezielt die Menge an Zucker und den Kaloriengehalt, die in einem Stück dieser Waren stecken und die Naschereien zu alles anderem als einem gesunden Pausensnack für die Schule machen.

Die Liste der Werbetricks ist aber bekanntlich lang, und es gibt noch zahlreiche andere Wege, durch optische Einflüsse, unterschwelliges Ansprechen von genetisch verankerten Schemata und das Anspielen auf Erinnerungen, die in einem wohlige Gefühle hervorrufen, auch ungesunde Lebensmittel ins richtige Licht zu rücken und den potentiellen Käufer dafür zu gewinnen.

Es gibt da so einige Tricks, die eigentlich jeder kennen und entlarven können sollte. Es fängt damit an, dass man Vitamine zusetzt und diese in den Vordergrund stellt. Dann kommen vor allem für Kinderprodukte der Hinweis, dass ja viel gesunde Milch enthalten sei, in Frage. Mir fallen da so einige Süßigkeiten ein oder Milchschnitte und Fruchtzwerge.

Es gibt dann immer noch Menschen, die Fruchtzucker und Traubenzucker für viel gesünder halten als den bösen Industriezucker. Und für Leute, die nichts mit Fremdworten anfangen können, kommen Fruktose-Glukose-Sirup hinein mit Dextrose, Maltose und Laktose.

Bei fettigen Zutaten wird dann noch auf die ungesättigten Fettsäuren hingewiesen oder dass ja gar kein Zucker darin enthalten ist, dass es low carb oder vegan ist. Automatisch halten es viele Menschen für gesund. Genauso wird bei vielen Süßigkeiten darauf hingewiesen, dass ja kein Fett enthalten sei, einige sind dann auch noch vegan.

Da fallen mir auch immer direkt die Lachgummis ein. Da wird ja immer damit geworben, dass viele Vitamine enthalten sind. Ich denke schon, dass viele Eltern dann vielleicht lieber zu diesen Gummibärchen greifen, wenn sie ihren Kindern etwas Süßes kaufen wollen, weil sie dann vielleicht meinen, dass das besser wäre, als zu anderen Marken zu greifen. Man weiß ja, dass Gummibärchen nicht gesund sind, aber wenn angeblich so viele Vitamine zugesetzt sind, dann erscheint etwas nicht mehr ganz so schlimm.

Meine Eltern haben mir damals auch immer Fruchtzwerge gekauft, weil sie dachten, dass das gesund sei. Soweit ich weiß, wird oder wurde auch damit geworben, dass eben viel Obst drin ist und dass es gut für Kinder ist. Ansonsten wird ja auch bei den Produkten von Kinder dafür geworben, dass so viel Milch drin ist.

Wenn man in der Werbung gepflegte Familien sieht, die sich großzügig Nutella aufs Brot schmieren oder zu Fertigprodukten von Maggi greifen, bekommt man ja auch nicht das Gefühl, dass die Produkte nicht gut oder gar ungesund seien. Es werden ja immer perfekte Familien gezeigt, von denen alle Familienmitglieder schlank und gesund sind, so dass einem eben auch kein schlechtes Bild von den Produkten vermittelt wird.

Du stellst halt einfach die guten Inhaltsstoffe in den Vordergrund und lässt die weniger guten weg. Beispiel Kinderjoghurts - reich an Protein, gut für das Wachstum und so weiter. Natürlich enthält das Zeug auch viel zu viel Zucker und Aromen und sonstiges Zeug, das es zu einer Süßigkeit und nicht zu einem Nahrungsmittel macht.

Auch beliebt sind diese Portionsangaben auf den Packungen. Da hat eine Portion dann eine annehmbare Anzahl an Kalorien, aber wenn man genau hinschaut sieht man, dass sich das oft auf völlig unrealistische Portionen bezieht. Bei Pizzen ist das zum Beispiel oft eine halbe Pizza. Aber wer schiebt sich denn bitte eine Tiefkühlpizza in den Ofen und isst davon dann nur die Hälfte?

Ein neueres Phänomen sind die "frei von" Lebensmittel. Die werden von einer relativ großen Zahl der Verbraucher als gesünder empfunden, schließlich ist ja irgendwas vermeintlich böses nicht enthalten. In der Realität nutzen die Lebensmittel nur den Menschen etwas, die tatsächlich eine Allergie oder Unverträglichkeit haben.