Die Eltern des Freundes des Kindes zu sich einladen?

Ich bin nun schon seit vier Jahren mit meinem Freund zusammen und trotzdem saßen meine Eltern mit den Eltern meines Freundes noch nie an einem Tisch. Es ergab sich irgendwie noch nie die Gelegenheit und anfangs kam ich mit den Eltern meines Freundes auch überhaupt nicht klar, sodass es meiner Mutter nicht in den Sinn kam, sie mal zu uns einzuladen oder ähnliches.

Nun sind aber schon vier Jahre vergangen und nachdem ich auch schon mit der Familie meines Freundes im Urlaub war und auf große Familienfeiern wie Hochzeiten mitkomme, ebenso wie es mein Freund auch bei meiner Familie macht, findet meine Mutter, dass es doch mal an der Zeit wäre, die Eltern meines Freundes richtig kennenzulernen. Sie hat sich überlegt, sie mal zum Grillen einzuladen, sobald es wieder wärmer wird und man wieder Grillen kann.

Mein Freund und ich sind beide noch etwas skeptisch, unsere Eltern unterscheiden sich doch sehr voneinander und ich kann mir so spontan auch gar nicht vorstellen, über welche Themen sie sich unterhalten könnten. Meine Mutter und die Mutter meines Freundes unterscheiden sich von ihrem Charakter wirklich extrem, sie haben ganz unterschiedliche Weltansichten und auch wenn ich nicht glaube, dass sie anfangen würden zu streiten, so kann ich mir die beiden momentan einfach nicht an einem Tisch zusammen vorstellen.

Was haltet ihr von der Idee meiner Mutter? Haben eure Eltern die Eltern eures Partners auch irgendwann mal zu sich eingeladen oder wie haben sie sich kennengelernt?

Das kann ich sehr gut nachvollziehen und meistens ist dein Bauchgefühl richtig. Wenn man keine gemeinsame Basis hat, weil eben schon alleine die Weltansichten zu verschieden sind, dann wird es wohl mit dem Treffen zwar klappen, aber es wird für beide Eltern wahrscheinlich für lange Zeit wieder einmal das letzte Treffen sein. Ich schätze bis zur Hochzeit oder zur ersten Taufe, werden sich die gegensätzlichen Partner dann wieder entspannen können.

Beim Treffen meiner Eltern und denen meines Expartners ging es dann sogar so weit, dass sie mir verbieten wollte, mit meinem Partner zusammen zu sein, so verschieden waren dann schlussendlich die Ansichten. Sie mochten die Eltern meines Freundes nicht und die Eltern meines Freundes fanden meine Eltern ebenfalls komisch.

Es ist oft schwierig, da es auch um ganze Generationen geht, die einfach mit anderen Werten und Vorstellungen aufgewachsen sind. Eines aber wollen sie auf jeden Fall, und auch wenn ab und an mit den falschen Mitteln: Das beste für ihr eigenes Kind. Deshalb kann man seinen Eltern nie böse sein, auch wenn sie abwertend über jemanden sprechen oder sich eben nicht mit jedem auf eine Wellenlänge begeben können.

Geh einfach einmal vom schlimmsten Ergebnis aus, denn dann kann die ganze Sache einfach nur noch besser werden. Das blöde am Optimismus ist nämlich immer, dass man in den meisten Fällen enttäuscht wird. Darum sei lieber etwas pessimistisch, das lohnt sich dann wenigstens.

Auch wenn man Bauchschmerzen bei dem ersten Treffen der Eltern hat, wird es sich langfristig nicht vermeiden lassen. Bei einer dauerhaften Beziehung müssen sich die Eltern gegenseitig irgendwann kennenlernen und wenn es Konflikte gibt, dann ist es umso besser, je schneller man daran arbeiten kann. Auch meine Eltern und die meines Mannes haben komplett unterschiedliche Weltanschauungen, aber trotzdem kommen sie gut miteinander klar.

Ich glaube man hat immer ein bisschen ein mulmiges Gefühl, ein bisschen so, wie wenn man die Eltern des Partners kennenlernt. Damit kann man dann Glück haben muss aber nicht. Gerade, dass du am Anfang mit den Eltern deines Freundes nicht klarkamst wird deine Mutter auch nicht so schnell vergessen haben und so wird sie dem Ganzen sicherlich auch nicht so ganz positiv gegenüberstehen. Dennoch muss es ja mal gemacht werden und wenn die Eltern miteinander nicht klarkommen muss man es ja auch nicht wiederholen, aber man kennt sich.

Das erste Aufeinandertreffen der Eltern meines Partners und meinen Eltern war von uns beiden auch mit Angst gesehen. Beide Elternpaare waren gedanklich auch total unterschiedlich, aber als sie dann gemeinsam auf dem Sofa saßen fingen sie an zu reden und über gemeinsame Musik und ähnlichen Jugenderfahrungen ist daraus ein sehr nettes Gespräch geworden. Also einfach mal alle einladen und gut ist. Ein unverfänglicher Abend oder Nachmittag mit grillen oder einem netten Kuchen bietet sich einfach an dafür, weil man in lockerer Stimmung ist.

Mein Cousin war mal fünf Jahre mit seiner Freundin zusammen. Die beiden haben sich echt blendend verstanden und es kam dann auch so weit, dass die Eltern der beiden sich früh kennengelernt und auch angefreundet haben. Die Eltern sind dann gemeinsam in den Urlaub gefahren und haben andere Sachen unternommen. Es wurden auch oft Grillabende veranstaltet und man sah die Eltern des potentiellen Schwiegerkindes schon fest in die Familie integriert und dazugehörig eben.

Aber es kam wie es kommen musste. Aus irgendwelchen für Außenstehende nicht nachvollziehbaren Gründen haben sich mein Cousin und seine Freundin getrennt. Die Eltern wissen seitdem nicht, wie sie mit den anderen Eltern umgehen sollen. Gerade bei solchen Trennungsgeschichten tendiert man ja eigentlich eher dazu, Partei zu ergreifen und sieht sein Kind dann eher als "unschuldig" an. Der Umgang mit den anderen Eltern fror dann irgendwann auch ein oder brach ab, eben weil man die ganze Zeit daran erinnert wurde, dass man eben doch keine eigene Familie durch die Hochzeit der Kinder und potentiell darauf folgenden Enkelkindern sehen würde. Ich kann mir schon vorstellen, dass solche Erfahrungen schon sehr hart sein müssen. Man gewöhnt sich an jemanden, baut eine emotionale Bindung und ein Vertrauensverhältnis auf und dann hat das ganze so ein abruptes Ende.

Meine Eltern haben regelmäßigen Kontakt zu den Eltern meines Cousins und treffen sich auch privat sehr oft. Nachdem diese Geschichte passiert ist, haben beide zu mir gesagt, dass sie nicht wünschen meine zukünftigen Schwiegereltern vor meinem ersten Hochzeitstag kennen zu lernen. Sie fürchten eben solche negativen Erfahrungen machen zu müssen, weil sie eben gesehen haben wie das ganze meine Tante und meinen Onkel belastet und schwer mitnimmt.

Aber selbst wenn meine Eltern und meine potentiellen Schwiegereltern sich schon vor der Hochzeit treffen und kennenlernen würden, bezweifle ich stark, dass das Treffen so gut laufen würde. Dafür sind beide Seiten einfach viel zu unterschiedlich. Es würde zwangsläufig zu Konflikten kommen. Ein Unterschied ist beispielsweise, dass meine Eltern eher indirekt sind. Sie sagen nicht was sie denken und tun eher geheimnisvoll und verschlossen. Noch dazu kommt, dass sie sehr schnell Sachen in den falschen Hals bekommen und sich überfahren fühlen, wenn jemand ihnen direkt ins Gesicht sagt was er denkt. Das überfordert sie und der nächste Konflikt ist geboren.

Meine Schwiegereltern sind aber das komplette Gegenteil. Sie sind extrovertiert, gerade heraus und sie sagen immer was sie denken, auch wenn es manchmal etwas hart klingt. Sie können nicht damit umgehen, wenn jemand nicht sagt was man denkt, weil man da nie weiß woran man ist. Wenn sie direkt ihre Meinung sagen, dann oft auch ohne Umschweife, sodass man sich schon auf den Schlips getreten fühlen könnte, wenn man sie nicht kennt. Sie meinen es dann nicht böse, aber Fremde könnten es definitiv so auffassen. Daher wären Konflikte definitiv vorprogrammiert, vor allem weil meine Eltern sich sehr schnell angegriffen fühlen und dann auch mal ausflippen und zurück zicken.

Meine Mutter äußert schon seit längerem den Wunsch, meine Schwiegereltern kennenzulernen, wobei ich das aber für keine gute Idee halte. Dafür sind die Mentalitäten und Weltanschauungen viel zu unterschiedlich und ich kenne beide Seiten mittlerweile gut genug um zu wissen, dass es ständig zu Missverständnissen und vielleicht sogar zu Streitereien kommen würde.

Mein Schwiegervater zum Beispiel ist sehr konservativ und hat noch das klassische Rollenbild im Kopf. Meine Mutter allerdings ist sehr emanzipiert und unabhängig. Gleichzeitig ist sie ein Mensch, der sich gut mit Autos auskennt und dann gerne helfen möchte, wenn man auf der Suche nach einem neuen Auto ist. Mein Schwiegervater dagegen kauft sich gerne regelmäßig andere Autos. Ich weiß genau, dass meine Mutter ihm helfen wollen würde, wenn er das nächste Auto kauft, aber er würde sie gar nicht ernst nehmen, da sie eben eine Frau ist und er altmodische Vorstellungen von der Rollenverteilung hat.

Sie würde sich dann aber angegriffen fühlen, wenn sie nicht ernst genommen wird und es käme automatisch zu Streit. Beispiele gibt es mehrere in dieser Richtung. Ich habe echt ein mieses Bauchgefühl, wenn beide Parteien sich treffen würden und da es nicht zwingend notwendig ist, dass die sich treffen, wird das eben vermieden. Man will als Kinder ja auch nicht zwischen den Stühlen sitzen, wenn die Eltern "Krieg" führen.