Mit gesunder Ernährung Depressionen vermeiden können?
Laut einer Analyse von 41 Studien mit knapp 33.000 Teilnehmern aus Europa, Australien und den USA soll die Vermutung bestätigen, dass eine ungesunde und falsche Ernährung das Depressionsrisiko erhöhen soll. Die Autoren sind der Ansicht, dass die ungesunde Ernährung ursächlich für die Depression verantwortlich ist und keine Folge davon ist, da ungesunde Inhaltsstoffe wie Fett und Zucker die Gehirnchemie verändern würden.
Ich kenne eine Frau, die psychisch sehr labil und krank ist und die ernährt sich tatsächlich überwiegend ungesund von Pizza, Kuchen und Schokolade. Sie jammert immer, dass sie abnehmen möchte, aber bei der Ernährung klappt das natürlich nicht. Da frage ich mich dann schon, ob sie von ihren Depressionen runterkommen würde, wenn sie die Ernährung umstellen würde. Denn bisher hat ihr nichts geholfen, davon loszukommen, sodass sie schon in ihren 20er Jahren berentet worden ist. Was meint ihr dazu? Meint ihr, dass es Depressiven helfen würde, wenn sie ihre Ernährung umstellten und sich gesund ernähren würden? Oder ist das eurer Ansicht nach Quatsch?
Ich würde deiner Aussage nur teils zustimmen. Ich habe selbst schon öfters Studien gelesen, die besagen, dass übermäßiger Konsum von Zucker depressives Verhalten begünstigt oder depressive Verstimmungen hervorrufen würden. Ich denke jedoch nicht, dass durch eine Ernährungsumstellung Depression geheilt werden können.
Ich glaube, dass man depressives Verhalten damit wieder in den Griff bekommt und dass man nach einigen Wochen Ernährungsumstellung die Laune als Ganzes heben kann, aber ich denke nicht, dass das bei klinischen Depressionen hilft. Man muss halt auch erkennen, wenn es nicht anders geht und man zum Arzt muss. Oder wenn man grundsätzlich auf Medikamente oder natürliche Mittel ausweichen muss.
Dass dies wirklich passiert, habe ich selbst als Sugaraddict häufig genug gemerkt. Ich mag einfach gerne süße Sachen und da kann es wirklich mal schnell passieren, dass ich zu oft und zu viel Zucker konsumiere. Manchmal mit Absicht und manchmal ohne Absicht. Ich merke, dass ich häufiger depressives Verhalten habe, wenn der Zuckerkonsum über längere Zeit zu viel und zu häufig war. Meine Stimmung wird zwar besser, wenn ich zwei oder drei Wochen keinen Zucker gegessen habe, aber ich sage dir, das ist super anstrengend. So leicht ist eine Ernährungsumstellung nicht.
Ich bin mit solchen einfachen Zusammenhängen zwischen Ursache und Wirkung gerade im Bereich psychischer Erkrankungen immer sehr vorsichtig. Gerade bei an Depressionen erkrankten Menschen ist die wohlmeinende Umwelt immer allzu schnell mit billigen Ratschlägen bei der Hand wie "Iss dieses oder jenes!", "Treib mehr Sport!", oder "Geh doch mal unter Leute!", während ein grundlegendes Symptom dieser Erkrankung ja darin besteht, dass die Betroffenen es oft genug nicht einmal aus dem Bett schaffen, geschweige denn die Motivation aufbringen, zum Sport zu gehen oder sich mit Freunden einen schönen Abend zu machen. Wenn die Patienten aus purer Dummheit oder Faulheit daheim die Wand anstarren würden, wäre es ja keine psychische Erkrankung, sondern eine Charakterschwäche. Und den Unterschied hat von den vermeintlich Gesunden nun mal nicht jeder kapiert.
Von daher kann ich mir auch eher vorstellen, dass jemand mit Depressionen es einfach nicht hinbekommt, frisches, gesundes Gemüse vom Wochenmarkt heranzuschaffen und sich pfeifend ein Stündchen in die Küche zu stellen, sondern dass sich viele auf Fertigfutter und Lieferdienste konzentrieren oder auch Essen als Ablenkung und Seelentröster verwenden, weil sie sonst wenig Freude erfahren. Und dafür ist Schokolade besser geeignet als Möhrenstifte.
Ich bin mir also nicht sicher, ob der Fall nicht zumindest teilweise umgekehrt gelagert ist bzw. ob sich ungesunde Ernährung und Depressionen nicht zumindest gegenseitig bedingen, oder ob man nicht deswegen depressiv ist, weil man sich falsch ernährt, sondern man ernährt sich falsch, weil die Depressionen stärker sind als der Ruf des gedünsteten Brokkolis.
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