Beeinflussen die Geburtenraten den Hobbysektor?

vom 12.06.2016, 15:48 Uhr

Früher war es in meiner Familie so, dass die Jungen in ihrer Freizeit auf dem nahegelegenen Bolzplatz Fußball spielten oder mit den Fahrrädern die Wälder in der Umgebung unsicher machten. Die Mädchen halfen ihren Müttern in der Küche oder begleiteten die Jungen auf den Fahrrädern. Im Verein war kaum ein Kind und Kurse, wie man sie heute kennt, gab es früher auch noch nicht. Wenn mal ein Kind wirklich ein Musikinstrument erlernen wollte, dann fand sich meistens innerhalb der Familie oder dem Umfeld jemand, der das Kind unterrichten konnte. Gelegentlich gab auch mal ein älterer Schüler Unterricht.

Meine Großcousine hat vier Kinder im Alter von acht bis fünfzehn Jahren. Jedes Kind hat mindestens zwei Hobbys, für die jedes Kind entweder in einem Verein ist, an einer Musikschule Unterricht bekommt oder an der Volkshochschule Kurse besucht. Meine Großcousine und ihr Mann sind ebenfalls in Vereinen und Verbänden und besuchen auch oft Kurse über Kindererziehung und ähnliches. Meine Großcousine meinte mal, früher hätte sie das sicherlich alles nicht gebraucht, aber bei vier Kindern will sie doch jedes Kind gerne individuell fördern.

Wir waren dann gemeinsam am überlegen, ob generell die steigenden Geburtenraten den Hobbysektor wesentlich beeinflusst haben? Heute versucht man ja jedes Kind möglichst individuell zu fördern und auch zu fordern. Ein Kind ohne Hobbys, welches in irgendeiner Form eben in einem Verein oder Schule unterrichtet wird, gibt es ja eher selten. Oder haben andere Faktoren einen Einfluss darauf gehabt, dass sich der Hobbysektor in den letzten Jahren und sicherlich auch letzten Jahrzehnten so sehr verändert hat?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Welche steigenden Geburtenraten? Früher hatte man 4 oder 5 Kinder und nur ein Gehalt da die Frau am Herd stand. Woher hätte man da das Geld für Musikunterricht, Reitunterricht, etc. für so viele Kinder nehmen sollen?

Heute hat man 1 Kind und 2 Gehälter. Da kann man seinem Kind auch 2x die Woche Gitarrenunterricht beim Privatlehrer und Tanzunterricht in der Tanzschule bezahlen. Außerdem ist man heute froh, wenn ein Kind nicht nur den ganzen Tag vorm Smartphone hängt, sondern auch mal was Sinnvolles macht und sich bewegt. Dafür zahlt man dann auch gerne mal.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kenne es eher so, dass die Geburtenrate abnimmt und die Eintrittsrate in Vereinen in den letzten Jahren wieder gesunken ist. Viel eher tendieren Kinder dazu keinen Hobbies mehr nachzugehen und ihre freie Zeit technischen Geräten, wie Smartphone oder Konsolen zu widmen. Als ich jünger war, waren durchaus viele Kinder in Vereinen, die meisten sind jedoch mit steigendem Alter auch ausgetreten.

Dass es vor langer Zeit noch nicht so viele Vereine gab, hängt wahrscheinlich mit der finanziellen Förderung zusammen. Heute gibt es viele Personen, die zu mindestens als Ehrenamtliche einen kleinen Betrag dafür bekommen einen Verein zu leiten. Zudem ist die Bandbreite an Angeboten natürlich viel größer, da es durch den Fortschritt auch viel mehr Möglichkeiten an Hobbies gibt.

Jedoch würde ich auch nicht meinen, dass Vereine früher nicht von Bedeutung waren. Nahezu alle Fußballvereine resultieren aus kleinen Vereinsgruppen, welche sich Anfang des 20. Jahrhunderts gebildet haben und auch Tanzvereine beispielsweise waren damals viel angesagter als heute.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann jetzt nicht bestätigen, dass man als Kind früher nicht in Vereinen Mitglied war. Ich hatte gleich ganz viele Mitgliedschaften. Das waren Reitverein, Rassehundezuchtverein, Hundesportverein, weil ohne diese Sportarten nicht möglich waren, dazu kam dann noch der Tauchsportverein.

Das war bei Klassenkameraden auch nicht anders. Fußball, Leichtathletik, Schwimmen, Reiten, Turnen, Sportgymnastik, Volleyball und solche Sachen waren extrem verbreitet. Exot war eher der, der nicht im Verein organisiert irgendeinen Sport gemacht hat.

Heute ist es natürlich schwieriger. Denn die Ganztagsschulen schränken die Möglichkeiten zum Training enorm ein. Arbeitende Eltern haben weniger Zeit für Taxidienste. Und finanziell ist es auch nicht gerade leichter geworden.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Die angeblich steigenden Geburtenraten halte ich auch für ein Gerücht. Jedenfalls wird seit Jahren immer wieder ein neues Tief verkündet und das Szenario das aussterbenden deutschen Volkes herauf beschworen, weil sich immer mehr Leute die Freiheit heraus nehmen und nicht zur globalen Überbevölkerung beitragen.

Und in meiner Kindheit war es auch völlig normal, dass man in mindestens einem Sportverein Mitglied war und in der Regel dann auch noch in die Musikschule gegangen ist. In meiner Schule selber wurden am Nachmittag dann auch noch viele freiwillige Sachen angeboten von Sport über Töpfern und Programmieren bis Schulgarten, da waren auch fast alle Mitschüler irgendwie eingespannt.

Nun höre ich allerdings von diversen Vereinen, dass es an Nachwuchs mangelt und es wird beklagt, dass viele Kinder keine Zeit mehr haben oder lieber zu Hause vor dem Computer sitzen würden. Die Schule wird wahrscheinlich auch eine ganze Reihe Angebote gestrichen haben seit die Schulzeit um ein Jahr verkürzt wurde und Nachmittagsunterricht nun die Regel geworden ist.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Die angeblich steigenden Geburtenraten halte ich auch für ein Gerücht.

Durch logisches Denken wärst du von alleine auf den Trichter gekommen, dass die Geburtenrate nicht überall in allen Teilen Deutschlands gleich sein kann und es durchaus regionale Unterschiede geben kann. Hier kannst du das nachlesen und wenn du Beweise in Form von Kartenmaterial suchst, dann schau mal bei INKAR oder Destatis und fertige dort interaktive Karten an. Da wirst du sehen, dass es stark von der Region abhängig ist, wie hoch die Geburtenzahl bzw. der Fertilitätsrate ist.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich denke, dass sich die Zeiten allgemein eben verändern. Ich kenne es selbst aus meiner Kindheit so, dass die Kinder da schon durch Vereine, Gruppen und ähnliches gefördert wurden. Das schadet ja auch den Kindern nicht und sie lernen auch mal etwas ohne Eltern zu machen und lernen durchaus auch andere Kinder kennen. Wir haben früher sowohl mit Freunden im Ort gespielt und etwas unternommen, als auch zu Gruppen oder Vereinen oder Musikschule zu gehen.

Heute werden viel mehr Kurse für Kinder angeboten, dass ist sicherlich auch einfach durch andere Lebensumstände gekommen. Es scheint eben gefragter zu sein und viele Kinder möchten solchen Hobbys nachgehen. So lange die Nachfrage besteht, werden die Angebote da sicherlich weiter ausgeweitet werden. Ich denke auch, dass die Geburtenrate schon eine Rolle spielt. Wenn es kaum Kinder gäbe, würden sicherlich weniger Freizeitaktivitäten angeboten werden. Da wäre es vielleicht noch interessant zu erfahren, wie es sich mit Land und Stadt verhält. Ich könnte mir vorstellen, dass es in der Stadt doch mehr Kinder gibt, die dann solche Angebote annehmen.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^