Bei Bewerbungen bewusst auf Beilegen von Fotos verzichten?

In den USA ist es ganz normal, dass Bewerbungen für viele Berufe und in vielen Branchen anonymisiert bei den Arbeitgebern eingehen. Auf dem Bewerbungsschreiben ist dann weder ein Foto noch der Name oder das Geschlecht des Bewerbers zu sehen.

Dies soll verhindern, dass mögliche Kandidaten für eine Stelle aufgrund ihrer Hautfarbe, beziehungsweise Herkunft, ihres Alters oder schlicht ihres fremd klingenden Namens diskriminiert werden.

In Deutschland hat dieses Verfahren in der Praxis allerdings noch keinen Einzug gehalten, obwohl es immer mehr Menschen gibt, die bei der Bewerbung zumindest auf das Beifügen eines Porträtfotos verzichten. Auch viele Arbeitgeber bestehen darauf mittlerweile nicht mehr.

Seid ihr denn mittlerweile auch dazu übergegangen, keine Porträtfotos von euch mehr zu den jeweiligen Bewerbungsschreiben beizulegen? Habt ihr einen speziellen Grund, warum ihr dies nicht mehr macht oder findet ihr einfach generell, dass das Aussehen den möglichen Arbeitgebern nicht zu interessieren hat, solange man nicht als Model arbeiten möchte?

Ich verschicke bei meinen Bewerbungen eigentlich immer einen zweiseitigen Lebenslauf mit einem Foto mit. Eine Seite ist ein Deckblatt mit meinem Porträtfoto und die andere Seite ist der typische Lebenslauf, so wie man ihn kennt.

Und weißt du was? Ich hasse das eigentlich wirklich, das ist irgendwie so oberflächlich. Ja, es stört mich sehr und ich wünsche mir, dass man den Lebenslauf in Deutschland auch anonymisiert. Mein Bewerbungsfoto sieht richtig gut und edel aus, aber es geht mir einfach ums Prinzip.

Wenn ich mich bald noch einmal bewerben muss, dann verschicke ich mal ein Exemplar mit Foto und eins ohne. Mal sehen, ob ich vielleicht mit der Bewerbung ohne Foto auch Erfolg habe.

Als ich noch Nebenjobs gesucht habe um mir die Uni zu finanzieren, habe ich das mal so mal so gemacht. Ich habe zig Bewerbungen mit Fotos losgeschickt und zig Werbungen ohne. Der Witz dabei ist, dass ich alle meine Jobs bei den Chefs bekommen habe, wo ich kein Foto hingeschickt habe. Jetzt könnte man spekulieren woran das liegt. War das Motivierungsschreiben da vielleicht besser? Oder ist das Foto vielleicht zu schlecht oder hat abgeschreckt? Als hässlich würde ich mich jetzt nicht bezeichnen, aber manche Menschen sind eben oberflächlich, das ist leider so.

Es gibt doch mittlerweile Studien aus Deutschland zu diesem Thema. Da sind doch identische fiktive Lebensläufe einmal mit türkischem und einmal mit deutschem Namen versendet worden und auf die deutschen Bewerbungen hat man positiver reagiert. Ich meine, dass auch entsprechende Fotos beigelegt worden waren, aber sicher bin ich nicht.

Daher wäre ich persönlich schon für eine anonymisierte Bewerbung, wobei sich ja das Alter durch den Lebenslauf zumindest abschätzen lässt. Stellt sich eben die Frage, ob diese Praxis in Deutschland eines Tages normal werden wird oder ob wir noch lange davon träumen dürfen. Wobei es in dem Fall ja auch sein könnte, dass die Bewerber zwar zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, aber hinterher dann wegen Namen oder ausländischem Aussehen aussortiert werden.

Meine letzte Bewerbung ist schon einige Jahre her, aber ich habe noch ein Bewerbungsfoto hinzugefügt. Und das werde ich auch in Zukunft machen. Ein sympathisches Äußeres kann sich durchaus positiv auf den Ausgang der Bewerbung auswirken. Besonders bei Berufen bei denen man mit Kunden zu tun hat ist es durchaus ein Pluspunkt wenn man ein gepflegtes und sympathisches Äußeres vorzuweisen hat. Und das hat nicht zwangsläufig damit zu tun ob man gut aussieht oder nicht, sondern vielmehr daran wie man sich präsentiert.

Früher hatte ich manchmal Bewerbungen von Leuten auf dem Tisch die sich in meiner damaligen Firma beworben haben. Da waren Fotos dabei bei denen ich die Bewerbung am liebsten sofort aussortiert hätte. Wenn man sich nicht einmal für ein Bewerbungsfoto saubere Sachen anziehen kann und sich einigermaßen zurecht macht, wie würde derjenige denn dann zur Arbeit kommen (und arbeiten). Ich finde Bewerbungsfotos also gut und würde Sie auch nicht weg lassen.

Andererseits gibt es durchaus Firmen die manche Bewerber aufgrund ihres Aussehens diskriminiere. In solchen Fällen ist es natürlich gut wenn man die Bewerbung anonym abgeben kann bzw. das Foto weglassen kann. Allerdings weiß ich nicht ob ich in einer Firma anfangen will zu arbeiten die mich nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen hätte, hätte Sie mein Foto gesehen. Denn dies zeugt nicht unbedingt von einem guten Arbeitsklima bzw. Charakter des Vorgesetzten. In einem Beruf in dem man mit Kunden zu tun hat ist ein gepflegtes Äußeres wichtig und muss leider mit bewertet werden, in allen anderen kann ich mir ein Bewerbungsverfahren ohne Fotos durchaus vorstellen.

Also mir wurde es so beigebracht, dass es Pflicht ist, bei Bewerbungen ein Passfoto beizulegen. Es kann natürlich sein, dass es diesbezüglich wieder Neuerungen gibt, oder dass es wieder erhebliche Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich gibt. Aber so gravierend wird es jetzt schon nicht sein.

Ich selber würde als Chef es schon lieber haben, wenn ich sehe, wer sich da bei mir bewerben möchte. Klar, das mit der Hautfarbe ist eine Sache. Allerdings wird der Chef dann spätestens beim Bewerbungsgespräch selber sagen, dass er den Menschen aus diesem und jenem Grund nicht einstellen möchte. Es macht für mich also keinen Sinn, das Foto nicht dazu zu legen, da es spätestens beim Gespräch der Fall ist, dass ich ja sehe, wen ich nun gegenüber habe.

Und um mir dann sinnlose Vorstellungsgespräche zu ersparen mit Personen, von denen ich denke, dass sie überhaupt nicht in den Betrieb passen, erscheint es mir schon sinnvoll, wenn ich die Bewerber im Vorhinein auf dem Foto sehe.