Als Belastung darstellen, um Zuspruch zu bekommen?

Ich habe letztens bei jemandem wieder eine Verhaltensweise bemerkt, die ich ziemlich unangenehm finde. Die Person braucht anscheinend sehr viel Bestätigung und Zuspruch. Das allein finde ich nicht schlimm. Allerdings habe ich den Eindruck, dass diese Person die Bestätigung regelrecht einfordert. Ein Freund von mir, der die Person besser kennt als ich, sagte mir, dass derjenige sich auch in der Vergangenheit schon so verhalten hat. Dem Freund von mir ist dieses Verhalten auch schon einige Male auf die Nerven gegangen.

Diese Person hat die Angewohnheit, sich selbst immer als Belastung darzustellen, scheinbar in der Hoffnung, dass die Gesprächspartner hier widersprechen. Es ist zum Beispiel so, dass wir alle zusammen etwas unternehmen wollten. Es handelte sich um eine Gruppe von insgesamt vier Personen, wozu eben auch dieser Bekannte gehört. Als wir besprochen haben, wann wir uns wo treffen werden, hat die besagte Person zum Beispiel gesagt, dass sie uns bestimmt auf die Nerven geht und dass es nett ist, dass wir daran denken, sie auch gefragt zu haben, auch wenn sie sich sicher sei, dass das nur aus Höflichkeit geschehen ist. Es waren immer wieder kleine Sticheleien dabei, die allesamt darauf abzielten, dass wir die Aussagen dementierten und demjenigen zu sagen, dass wir uns über seine Anwesenheit freuen. Dabei haben wir denjenigen definitiv nicht aus Mitleid oder sonstigen seltsamen Gründen gefragt, ob er auch mitkommen möchte.

Ich mag es nicht, wenn sich Leute als Last oder als unbeliebt darstellen, um Bestätigung zu bekommen. So etwas kommt ja hin und wieder schon vor. Dieser neue Bekannte ist nicht der erste Mensch, den ich mit diesen Verhaltensweisen kennenlerne. Wie geht man mit solchen Leuten am besten um, die sich selbst gerne schlecht machen oder als Belastung darstellen? Kennt ihr auch Menschen, die mit solchen Unterstellungen arbeiten, um Aufmerksamkeit und Bestätigung zu erhalten? Nervt euch so etwas einfach nur, oder fühlt ihr euch vielleicht sogar von einem solchen Verhalten angegriffen? Immerhin schwingt bei diesem Verhalten ja auch die Unterstellung mit, dass andere Leute kein Interesse an der Person haben, sondern sich nur aus Höflichkeit mit ihr abgeben.

Ich würde sagen, dass der junge Mann nur total unsicher ist. Natürlich kann das etwas nerven, aber mir tut er eher leid. Versetz dich doch mal in ihn hinein. Hättest du gerne nur Bekannte, die dich aus Mitleid oder Höflichkeit einladen, aber eigentlich gar keine Zeit mit dir verbringen wollen? Eigentlich solltest du zu Hause bleiben, um ihr Mitleid oder ihre Höflichkeit nicht auszunutzen und auch etwas Stolz zu behalten, aber dann bist du nur wieder total alleine. Dann ist es dir lieber ohne Stolz ein bisschen Zeit mit anderen menschlichen Wesen zu verbringen. Das mag nicht der Wahrheit entsprechen, aber so empfindet er es.

Wenn er lange keine richtigen Freunde hatte, kann man da schon unsicher werden. Oder er hatte Bekannte, die er als Freunde ansah, sie ihn aber nicht. Irgendwann haben sie aufgehört, ihn einzuladen. Ob das nun seine Schuld war - vielleicht hat er sich auch selbst abgekapselt, als er mit ner Frau zusammen kam - oder seine Bekannten ihn einfach nicht mochten. Durch so eine Erfahrung kann man ganz schön verunsichert werden.

Wie lange kennt denn dein Freund ihn denn schon? Wird es wirklich nicht besser, je öfter man was mit ihm unternimmt? Wenn man ihm sagt, dass man ihn gerne dabei hätte und auch währenddessen dann Interesse an ihm zeigt, muss er sich doch irgendwann akzeptiert fühlen. Nachfragen, was aus dem Problem geworden ist, von dem er letztes Mal erzählt hat. Geburtstage nicht vergessen - eine Überraschungsparty extra nur für ihn würde ihn wahrscheinlich total aus den Socken hauen. Oder ihr könntet alle mal mit ihm reden. Sagt ihm, dass ihr ihn wirklich mögt und seine Unsicherheit das einzige ist, das nervt. Macht ihm Mut, sich darauf einzulassen, dass er euch als Freunde sieht.

Der neue Bekannte scheint wirklich wenig Selbstbewusstsein zu haben. Man sollte ihm also zeigen, dass er Dinge auch gut machen kann und man seine Nähe schätzt, vielleicht wird es dann ja besser. Ansonsten kann man wohl nicht viel machen, wenn er sonst keine Bekanntschaften hat und nun alles neu für ihn ist. So macht es ja irgendwie den Anschein. Man kann eben nur ausprobieren, was gut für ihn ist und ihn dann bestärken. Auch würde ich irgendwann sicher sagen, dass er sich nicht so herunterreden soll. Immerhin stellt ja jeder etwas da und das sollte man auch selber so verstehen.

Vielleicht macht es der Bekannte einfach aus Unsicherheit oder hat ein geringes Selbstbewusstsein. Es mag aber auch sein, dass er einfach ständig die Bestätigung sucht, eben niemandem zur Last zu fallen und wirklich gewünscht wird, dass er eben bei Aktivitäten dabei ist. Das ist nun schwer abzuschätzen, da wir die Person ja nicht kennen.

Wenn das Verhalten aber immer wieder vorkommt und der Bekannte immer wieder in Frage stellt, ob er auch wirklich erwünscht ist und nicht nur aus Mitleid gefragt wurde, würde ich wirklich mal das Gespräch suchen. Und ihm versuchen klar zu machen, dass er einfach dazu gehört und ihr nicht nur aus Mitleid oder sonst einem Grund fragt, ob er eben auch dabei sein möchte. Vielleicht wären da ein paar offene Worte wirklich am besten. Ihr könnt ihm ja ruhig sagen, dass er mit seinem Verhalten langsam eher nervt und ihr niemanden einfach nur aus Mitleid fragen würdet.

Oh ja, die Tour kennen wohl die meisten. Meiner Auffassung nach handelt es sich hierbei um ein ebenso billiges wie leicht zu durchschauendes Mittel, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Es geht eben runter wie Öl, wenn man versichert bekommt, dass man keine Belastung darstellt, sondern eine willkommene Begleitung. Und wenn man das nicht aus der Situation heraus gesagt bekommt, muss man eben mit Jammern nachhelfen.

Dieses Verhalten mag durchaus ein Zeichen von mangelndem Selbstwertgefühl sein, allerdings muss ich zugeben, dass ich wenig Geduld mit derlei Spielchen habe. Wenn ich jemanden einlade oder jemandem ein Kompliment mache, will ich nicht hören, dass das ja nur aus Mitleid geschehen sei und er oder sie ja so unbeliebt und hässlich ist. Ich fühle mich da eher angegriffen, schließlich werde ich doch wohl wissen, was ich aus welchen Gründen zu jemandem sage!

Meiner Erfahrung nach spielt man solchen Kandidaten mit Versicherungen und Beteuerungen, wie sehr man ihre Gesellschaft genieße, eher noch in die Karten. Aus diesem Grund ignoriere ich diese Art Kommentare eher. Wer besonders dick aufträgt, um mir eine Reaktion abzupressen (alles schon erlebt!) kann auch mal etwas Sarkasmus im Sinne von "Du hast ja so recht, mit dir hässlichem Wiesel würde ich mich sonst nicht tot sehen lassen" abbekommen.

Ich kann so ein Gejammer gar nicht hören. Wenn man einmal unsicher ist und vielleicht etwas Zuspruch braucht, weil man gerade eine persönliche Krise durchmacht, ist das eine Sache. Aber wenn so etwas ständig vorkommt, dass man jammert und Zuspruch braucht ist das total lästig und wenig nachvollziehbar.

Ich habe bei solchen "Jammerlappen" eher das Gefühl, dass sie umso mehr Jammern und Bestätigung brauchen, desto mehr man ihnen gibt, was sie wollen. Als wäre das eine Form von Sucht oder so. Daher bin ich wie Gerbera dazu übergegangen, dass ich das entweder komplett ignoriere oder aber einen saftigen sarkastischen Kommentar in den Raum werfe und dann ist für den Rest meines Lebens (zumindest in meiner Gegenwart) Ruhe mit dem Gejammer.