Puppenküchen - kein Spielzeug für Jungen?

Da nun ja Weihnachten mit großen Schritten näherkommt, haben mein Mann und ich bereits Christkind gespielt und eine Puppenküche für unseren Junior gekauft. Wir sind beide leidenschaftliche Hobbyköche und verbringen daher viel Zeit in der Küche und experimentieren mit neuen Zutaten. Er liebt es uns beim Kochen zuzusehen und auch zu helfen. Wenn gerade nicht gekocht wird, holt er unsere Töpfe aus den Laden und kocht mit Lego Duplo Steinen oder seinen Autos.

Von dem her haben wir gedacht, dass eine Küche für ihn ein tolles Geschenk sein könnte, an der er lange seine Freude haben wird. Neulich waren meine Eltern zu Besuch und haben uns gefragt, ob wir schon etwas für unser Kind besorgt haben. Als wir ihnen von der Küche erzählt haben waren sie ganz verwundert und haben gefragt, ob wir uns sicher sind, dass eine Küche etwas für einen Jungen ist. Ein Junge braucht "männlichere" Sachen als eine Puppenküche. Am Ende habe sie es dann eben hingenommen können es aber trotzdem nicht ganz verstehen.

Auch meine Freundinnen waren ganz verwundert, dass wir unserem Sohn mit einer Puppenküche eine Freude machen wollen und haben gelacht. Ist es wirklich so abwegig eine Puppenküche für einen Jungen zu kaufen? Haben eure Jungs nur Autos usw. bekommen?

Dass auch Jungs gerne kochen könnten, siehst du erstmal an deinem Partner. Dann gibt es sehr viel mehr Sterneköche als Sterneköchinnen. Schon dass muss einem zeigen, dass eine Puppenküche, wo das Rollenspiel ja ist, seinem Hobby nachzugehen, auf jeden Fall auch was für Jungs ist.

Ich habe einen Jungen und ein Mädchen. Meine Kinder hatten nie Spielsachen, die geschlechtsspezifisch für sie ausgelegt waren. Mein Sohn hat sich eine Puppe gewünscht und einen Puppenwagen, während meine Tochter sich Autos gewünscht hat. Warum sollte man also Jungs nicht mit einer Küche spielen lassen dürfen? Was ist denn daran "nicht männlich"?

Ich finde es sehr schlimm, wenn man die Kinder derart sexistisch erzieht, dass sie nicht mit einem Spielzeug des anderen Geschlechts spielen dürfen. Schon im Kindergarten spielen die Kinder nicht nur mit Spielsachen, die eigentlich für das andere Geschlecht zu sein scheinen. Jungs gehen in die Puppenecke und Mädchen bauen auf dem Bauteppich und spielen mit Autos und das ist auch gut so.

Ich finde es sogar sehr wichtig, dass man beide Geschlechter geschlechtsneutral erzieht und beide Geschlechter spielen dürfen was sie wollen. Man muss nur mal weiterdenken. Irgendwann sind ein Junge und ein Mädchen erwachsen. Die Mädchen werden glauben, dass es normal ist, wenn eine Frau nur am Herd steht und den Haushalt schmeißt und die Kinder betreut. Und die Jungen glauben das auch.

Wenn aber ein Junge so erzogen worden ist, dass solche Aufgaben nicht nur Frauensache sind, dann wird es eher dazu kommen, dass Männer und Frauen irgendwann mal gleichberechtigt sind. Den Grundstein dazu legen wir Mütter schon in der Erziehung unserer Kinder.

Meine Tochter mag auch Autos. Sollte sie irgendwann den Wunsch äußern, dass sie Mechanikerin werden will, dann wird mein Mann der Erste sein, der ihr dafür Werkzeug in die Hand drückt.

Es fällt selbst den Müttern und Vätern der jetzt noch jungen Kinder immer noch schwer, die Kinder da einfach machen zu lassen und sich so entwickeln zu lassen wie sie sind. Schließlich sind wir geschlechtsspezifisch aufgewachsen. Aber eigentlich ist das nicht gut für die Gleichberechtigung von Mann und Frau und das fängt eben schon im Kindesalter an.

Ich finde Menschen, die nicht in Rosa und Blau, in Geschlechterrollen denken wirklich erfrischend und ehrlich gesagt bevorzuge ich das. Meine kleine Nichte spielt beispielsweise sehr gerne mit den Autos ihres Cousins. Zu Hause hat sie aber nicht eines, weil sie ja ein Mädchen ist. So etwas ist lächerlich. Man sollte Kindern auch vorleben, dass es völlig egal ist, was sie machen wollen, sie dürfen es.

Es ist ja auch nicht so, dass nur noch Frauen am Herd stehen und den Haushalt schmeißen. Letztendlich geht es aber auch um eine sinnvolle Beschäftigung, das soziale Spiel und da habt ihr doch zusätzlich dazu, dass es einfach normal ist in der Küche stehen, alles richtig gemacht. Dieses Rollendenken kommt auch bei meinen Eltern vor und ich finde es einfach nervig. Man muss seinem Kind auch den Spaß gönnen und mal ganz ehrlich, wenn der Junge später kocht ist das doch toll oder nicht? Außerdem hat sein Papa ja auch Interesse daran, weswegen es ganz normal ist, dass auch der Sohnemann gerne in der Küche ist. Als Beschäftigung ist es aber auch sehr gut geeignet, da man dann Dinge gemeinsam machen kann, wenn man selber kocht und das Kind gut beschäftigt weiß.

Ich würde an eurer Stelle weiterhin auf das Bauchgefühl hören. Ihr kennt euren Sohn doch am besten und solltet wissen, was er mag oder was er mögen könnte. Was andere Menschen da sagen sollte einem egal sein. Das ist ja nicht nur bei diesem Thema so, sondern auch bei anderen Themen, bei denen Menschen gerne mal ihren Senf dazugeben und man angeblich etwas falsch macht.

Mir erschließt sich nicht, was so schlimm daran sein soll. Meine Cousine hat für ihren Sohn auch eine Puppe, eine Spielzeug-Küche, aber auch eine Mini-Waschmaschine, einen Mini-Staubsauger, ein Bügeleisen und einen Wischmob gekauft. Das Kind spielt damit voller Freude und mir erschließt sich nicht, was daran jetzt schädlich sein soll.

Seien wir ehrlich: einen Haushalt muss im Endeffekt jeder irgendwann schmeißen und ich finde es gut, wenn Jungen spielerisch darauf vorbereitet werden, auch mal selbst Hand anzulegen und nicht alles auf die Frau abzuwälzen. Selbstständigkeit gehört schon dazu finde ich und ich finde es richtig, wenn man einen Jungen so erzieht, dass er den Haushalt auch als Männerarbeit ansieht und nicht als Frauenarbeit.

Ein Auto ist im Endeffekt auch ein Fortbewegungsmittel, das mittlerweile auch Frauen nutzen. Daher finde ich es auch nicht schlimm, wenn Mädchen mit Autos spielen. Ich hatte als Kind selbst Spielzeug-Autos, die teilweise ferngesteuert waren und verstehe nicht, was so schlimm dran sein soll.

Also ich vertrete ebenfalls die Auffassung, dass ein Junge oder Mädchen keinesfalls auf sein oder ihr Geschlecht reduziert werden sollte. Darum finde ich es eher lächerlich, dass die Bekannten es lächerlich finden. Und wie es bereits erwähnt wurde, ist doch Koch eher ein Männerberuf und warum sollte es dann so abwegig sein? Früh übt sich wer ein Meister werden will.

Das Kind entscheidet schlussendlich selber, was ihm oder ihr gefällt und das auch ganz ohne das Zutun von den Erwachsenen. Ich denke sogar, dass es sich negativ auf das Kind auswirkt, wenn man das Ganze unterbinden würde. Also wenn man jetzt den Jungs verbieten würde, mit Küchen oder Puppen zu spielen. Abgesehen davon, dass es heutzutage so oder so anders ist und sich beide Geschlechter um Beides kümmern und auch beide arbeiten gehen.

Diese typischen klischeehaften Rollenverteilungen fand ich schon immer furchtbar, und gerade im Kleinkindalter, wo man eine gleichberechtigte und freie Entwicklung fördern sollte, sind sie meiner Meinung nach in der Erziehung völlig fehl am Platz. In meiner Kindheit war es aber auch so, dass die meisten meiner Freundinnen ausschließlich mit Babypuppen, Barbies, Kaufläden und Küchen ausgestattet wurden, während die Jungs Rennautos, Modellfahrzeuge jeder Art, Feuerwehr- und Polizei-Equipment und Sportsachen bekommen haben.

Ich war nie das typische Mädchen und konnte mit Baby Born und Co so rein gar nichts anfangen. Meine liebsten Spielzeuge waren von Playmobil, aber auch da hatte ich nicht nur typisch weibliche Sets wie Tierparks, Einkaufszentren und Prinzessinen-Schlösser, sondern eben auch mal Werkzeugbänke, Polizeistationen oder Ritter. Später hatte ich mal eine Phase, in der ich mich total für das Weltall begeistert habe, was auch eher ein klassisches männliches Interesse war. Schlussendlich habe ich mir irgendwann in der Grundschule ein ferngesteuertes Rennauto gewünscht, weil ich so neidisch auf die Jungs in unserer Klasse war, die sich in ihrer Freizeit immer Wettkämpfe mit ihren Modellen geliefert haben. Meine Eltern sind dem schließlich auch nachgekommen, obwohl ich das einzige Mädchen in der Umgebung war, das mit Autos gespielt hat.

Wichtig finde ich, dass man dem Kind selbst die Wahl lässt, was es gerne spielen und womit es sich beschäftigen will, und dass man nicht von vornherein Grenzen steckt, wo keine hingehören. Kochen ist eine tolle und wertvolle Leidenschaft, die Jungs und Mädchen gleichermaßen teilen dürfen - und man sieht an den internationalen Top-Sterneköchen ja gut, dass der Männeranteil nicht gerade gering ist. Warum man also auf den Gedanken kommt, dass männliche Kinder keine Spielzeugküchen haben dürfen, ist mir schleierhaft. Und warum sollten Mädchen nicht ebenso mit Werkzeugkästen, Chemie-Baukästen oder Rennautos spielen dürfen, wenn ihnen das mehr Spaß macht, als einer Puppe dreimal täglich die Haare neu zu flechten?

Warum denn nicht? Ich habe als Kind auch regelmäßig Spielzeugautos bekommen, weil ich lieber mit Autos gespielt habe als mit Puppen. Ich muss schon sagen, dass meine Mutter das auch nicht immer so gut fand und mir die Autos auch nie so richtig kaufen wollte, wobei ich mich da trotzdem immer durchgesetzt habe und mir meine Oma das dann im Endeffekt geschenkt hatte.

Bei Spielzeug geht es doch aber in erster Linie darum, dass das Kind Spaß hat. Weshalb sollte man denn einem Jungen Autos schenken, wenn es gar keinen Spaß damit hat und lieber mit einer Küche spielen will? Diese Klischees finde ich dämlich, zumal auch Männer später kochen, wenn sie das entsprechende Alter erreicht haben und sich auch Frauen für Autos interessieren und ihren Führerschein machen.

Sicher ist es auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, wobei ich das aber nicht schlimm finde. Es gibt haufenweise Fernsehköche, die eben männlich sind und über die sich niemand lustig macht. Jeder sollte doch das machen, was einem Spaß macht. Weshalb sollte ein Kind nicht mit etwas spielen dürfen, weil es für das andere Geschlecht gedacht ist? Und wie erklärt man das dem Kind und wo steht das geschrieben?

Eine Puppenküche ist ein eher ungewöhnliches Geschenk, weil die meisten Kinder heute kaum noch mit solchen spielen. Ansonsten kann ich nichts daran feststellen, dass irgendwie komisch oder außergewöhnlich sein sollte. Ich finde es albern, dass Spielzeug immer nach den Geschlechtern getrennt sein sollte. Man kann doch auch als Junge mit Puppen spielen oder als Mädchen kleine Autos besitzen. Ich würde das schenken, bei dem ich weiß, dass sich das Kind freuen wird. Da würde ich nicht auf irgendwelche Klischees achten.