Ist Pünktlichkeit im Privatbereich nicht mehr "in"?
In den letzten Jahren ist mir vermehrt aufgefallen, dass viele Leute bei Verabredungen nicht pünktlich sind. In meinen Augen ist das eine Unverschämtheit dem anderen Menschen gegenüber. Ich empfinde es als Respektlosigkeit gegenüber einer anderen Person, sie warten zu lassen. Deshalb käme ich nicht auf die Idee, das zu tun.
Nun wurde mir allerdings zum zweiten Mal erklärt, dass man doch wissen müsse, wo Pünktlichkeit wichtig sei. Dabei wurde angeführt, dass Pünktlichkeit im Geschäftsleben absolut wichtig sei. Im Privatleben könne man das allerdings vernachlässigen. Da sei es doch vollkommen egal, ob jemand mal eine halbe Stunde warten müsste oder nicht.
Ich fand das ziemlich dreist. Wie würdet ihr es finden, wenn euch jemand eine halbe Stunde warten lässt, und euch dann erklärt, es sei nicht wichtig, für euch pünktlich zu sein? Ich empfinde das ganz klar als abwertend für die wartende Person. Bin ich da zu engstirnig?
Ich habe bei meinen letzten Verabredungen mit Freunden und Bekannten ähnliche Erfahrungen wie du gemacht und mich auch teilweise sehr darüber geärgert, wenn ich zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt stand und dann die WhatsApp-Nachricht erhielt, dass der andere gerade losgefahren sei. Mit Anfahrtszeit, Parkplatzsuche und Fußmarsch zum endgültigen Ort kamen da nicht selten 20 bis 30 Minuten Wartezeit für mich zusammen, was gerade im Winter und bei schlechtem Wetter doch wirklich eine Zumutung sein konnte.
Mir würde es auch im Leben nicht einfallen, einfach eine halbe Stunde zu spät zu einem Treffen zu erscheinen - vollkommen gleichgültig, ob dies in einem geschäftlichen oder privaten Rahmen stattfindet. Es wäre mir furchtbar unangenehm, jemanden so lange warten zu lassen, denn immerhin hat der andere vielleicht auch noch Anschlusstermine oder hat eine andere wichtige Tätigkeit extra für die Verabredung beendet, die er ansonsten noch hätte fertigstellen können.
Es ist ja überhaupt kein Problem, wenn man mal die Zeit verbummelt oder einen Bus verpasst und deshalb zu spät erscheint. Mit einer kurzen Nachricht und Entschuldigung ist die Sache dann auch erledigt. Aber wenn man nicht nur einmal, sondern eigentlich regelhaft erst das Haus verlässt, wenn man schon längst da sein sollte, dann finde ich das ziemlich unverschämt und unverlässlich. Braucht man länger, um sich fertig zu machen, dann kann man das doch auch ausreichend früh ankündigen, um dem anderen unnötige Warterei zu ersparen.
Das ist vielleicht ein Vorurteil, aber kann es sein, dass viele Menschen die "Studentenmentalität" zu wörtlich nehmen? In der Uni gibt es ja auch Veranstaltungen, wo man eben pünktlich sein muss und wo die Veranstaltung erst nach dem akademischen Viertel, also Viertel nach beginnt. Ich habe durchaus schon Aussagen gehört, dass Menschen grundsätzlich "pünktlich" seien, wenn sie bis zu 15 Minuten später kommen als es vereinbart wurde. Für mich ist das jedoch unmöglich und geht gar nicht.
Wenn man mir so etwas erklären würde, dass doch im Privatbereich die Pünktlichkeit nicht wichtig sei, dann wäre ich schon ziemlich sauer. Wenn man mich warten lässt, dann erwarte ich doch zumindest eine Entschuldigung. Mir ist Pünktlichkeit immer wichtig, egal ob nun im Beruflichen oder im privaten Umfeld. Wenn man sich zu einem Termin verabredet, dann sollte man diesen auch einhalten oder sich zumindest darum bemühen.
Sicher kann es immer mal sein, dass man den Bus verpasst oder im Stau steht oder etwas in der Art. Aber dann erwarte ich auch bei einem privaten Termin, dass ich informiert werde. Wenn man einfach später kommt und mir dann so einen Kommentar an den Kopf klatscht, dass das im privaten Rahmen doch normal ist, dass man nicht unbedingt pünktlich ist, dann würde ich je nach Wichtigkeit des Treffens auch einfach sagen, dass ich es nun leid bin und gehe.
Für mich hat Pünktlichkeit etwas mit Respekt zu tun, dass man eine andere Person eben nicht warten lässt. Und ich kann es ehrlich gesagt nicht verstehen, wenn man diesen Respekt nur den Menschen erweisen möchte, mit denen man beruflich zu tun hat oder vielleicht einem Arzt bei einem Termin, aber nicht seinen Freunden. Die Logik erschließt sich mir nicht ganz und ich bin sicher, dass ich so etwas auch nie verstehen werde.
Ich finde Pünktlichkeit auch im Privaten sehr wichtig. Das zeigt doch auch, wie wichtig ich einer Person bin. Ich glaub mit jemandem, der mich so lapidar abspeist, würde ich mich nur noch selten verabreden. Und dann grundsätzlich 45 Minuten bis 1 Stunde auf die verabredete Zeit drauf schlagen.
Das wäre mir auch neu, dass Pünktlichkeit im privaten Bereich vernachlässigbar wäre. Im Gegenteil, wenn ich eine private Verabredung habe, dann bin ich eher noch eine halbe Stunde früher da als zu spät. Wenn wirklich mal etwas unerwartetes dazwischenkäme, dann würde ich telefonisch Bescheid geben, dass es etwas später werden könnte. Aber egal wäre mir das nun wirklich nicht.
Einen gewissen Trend habe ich hier noch gar nicht festgestellt. Ich habe eher den Eindruck, dass das eben eindeutig von der Persönlichkeit der Individuen abhängig ist und von der jeweiligen Erziehung. Ich bin zum Beispiel sehr zu Pünktlichkeit erzogen worden und bin lieber zu früh als zu spät. Ich warte lieber selbst eine Weile, bevor ich andere Menschen warten lassen muss. Das behalte ich so auch bei und das ist unabhängig von irgendeiner Zeit oder irgendwelchen "Trends".
Ich habe da in den letzten Jahren auch vermehrt negative Erfahrungen gemacht und ehrlich gesagt kein Verständnis dafür. Pünktlichkeit ist für mich eine Frage des Anstands. Wer generell einfach stark zu spät kommt, ohne dass es dafür gewichtige Gründe oder solche außerhalb der eigenen Kontrolle gab, der stiehlt mir meine Zeit und das würde ich mir nicht dauerhaft gefallen lassen.
Vielleicht sehen manche Leute das so, dass man sich heutzutage jegliche Wartezeit problemlos mit dem Smartphone versüßen kann, aber ich finde es unmöglich. Ich bin sicher auch schon zu spät gekommen, weil ich mein Zeitmanagement falsch eingeschätzt hatte, aber da hatte ich dann auch ein schlechtes Gewissen und beim nächsten Mal versucht es besser zu machen.
Ich sehe das gerade im Privatleben auch nicht so eng, wenn ich ehrlich bin. Gerade dann, wenn man sich mit sehr guten Freunden oder dem Partner trifft, ist das doch nicht so wichtig, dass man sich auf die Minute genau sieht. Und vor allem dann, wenn man sich nicht in der Öffentlichkeit trifft, sondern bei sich oder dem anderen zu Hause, ist es doch nicht so wichtig, extrem pünktlich zu sein.
Wenn ich mit sehr guten Freunden oder meinem Partner ausmache, dass die Person beispielsweise um 20 Uhr zu mir kommt, dann rechne ich schon so damit, dass die Person dann zwischen 19.45 Uhr und 20.30 Uhr ankommt. Je nachdem ob man einen Parkplatz findet und wie viel Verkehr los ist, kann es ja durchaus etwas später werden. Und ich finde nicht, dass man bei Freunden einen extremen Puffer einplanen muss.
Wenn man sich draußen trifft oder etwas Wichtiges vorhat, finde ich Pünktlichkeit schon wichtig, wobei ich da 15 Minuten nicht weiter schlimm finde. Wenn ich ohnehin zu Hause bin und ich mit Freunden einfach nur entspannt auf dem Sofa sitzen will, ist es mir reichlich egal, ob die Person 20 Minuten früher oder später kommt. So bin ich auch aufgewachsen. Wenn Verwandte gesagt haben, dass sie gegen 16 Uhr kommen, konnte es auch schon mal 18 Uhr werden. Ich sehe das nicht so dramatisch und wüsste auch nicht, weshalb das mit irgendwelchen Trends zu tun haben sollte.
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