Neigen junge Menschen eher zu Weiterbildung?
In der Praxis, in der ich nebenberuflich arbeite, habe ich auch mit mehreren Kolleginnen unterschiedlicher Altersstufen zu tun. Dabei ist mir eine Sache aufgefallen, die aber auch Zufall sein könnte.
Mir ist aufgefallen, dass gerade die Jüngeren (22 bzw. 24 Jahre alt) zu Fortbildungen und Weiterbildungen neigen und sich so weit wie möglich qualifizieren möchte. Die älteren Kolleginnen, die schon Ende der 30er sind, haben sich nie besonders weiter gebildet und haben auch aktuell kein Interesse daran. Es scheint eher so, als ob sie zufrieden mit dem sind, das sie bisher beruflich erreicht haben.
Neigen eher die Menschen der jüngeren Generationen zu Weiterbildungen und haben auch den Willen danach? Oder ist das nur Zufall? Welche Beobachtungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht? Hängt das möglicherweise auch von der Branche ab?
Im medizinischen Bereich liegt das durchaus an den veränderten Ausbildungsregeln. Früher hatte man seinen Abschluss und danach stieg die Vergütung nach der Anzahl der Berufsjahre. Fortbildungen waren möglich, aber sie brachten kein Geld.
Heute ist das anders. Beim Zahnarzt verdient beispielsweise eine Dentalhygienikerin mehr als 500 Euro mehr als eine normal Angestellte ohne zusätzliche Qualifikation. Tiermedizinische Fachangestellte können heute Qualifikation erwerben, die früher als mit der Ausbildung erreicht galten. Je nach Umfang sieht der Tarifvertrag 10 bis 20 Prozent mehr Gehalt vor.
Wobei Fortbildungen in den letzten Jahren in vielen Bereichen immer wichtiger geworden sind. Das ist jüngeren eher bewusst als manchen älteren Mitarbeitern. Es gibt auch immer häufiger mehr Gehalt dafür.
Ich bemerke diesen Trend nicht unbedingt bei den Fortbildungen, zu denen ich so gehe. Dort sind dann wirklich alle Altersstufen vertreten und nicht nur jüngere Menschen. Aber ich kann es mir schon vorstellen, dass jüngere Menschen vielleicht eher an Fort- und Weiterbildungen teilnehmen, um bei zukünftigen Bewerbungen bessere Chancen zu haben, weil sie einfach mehr Bereiche haben, die sie abdecken können.
Ich glaube kaum, dass man das so verallgemeinern kann und wurde stattdessen behaupten, dass es zu einem nicht unerheblichen Teil auch davon abhängt, in welcher Branche man arbeitet. In der Baubranche oder in den meisten Bereichen des Handwerks werden überwiegend Auszubildende mit einem Realschulabschluss eingestellt. Wenn man mit seiner Ausbildung fertig ist, ist man also meistens so um die 19 Jahre alt.
Im ersten Jahr nach der Ausbildung wird eigentlich so gut wie keine Fortbildung oder Weiterbildung besucht, da man im Geschäft auch erst einmal voll eingespannt ist. Dann kommt aber bei den Interessenten meist direkt der Meister, was nochmal mindestens ein Jahr dauert, in der Regel aber eher zwei bis drei Jahre.
Dann ist man bereits Mitte 20 und hat in vielen Fällen nicht unbedingt Lust, noch eine spezielle Weiterbildung zu besuchen, zumal mit Erwerb des Meisterstitels so oder so schon zu den Spitzenverdienern in den Handwerksberufen gehört. Weiterbildungen bringen dann finanziell kaum noch etwas, wenn man nicht noch ein Studium anfängt, um beispielsweise Bauingenieurswesen zu studieren.
Ich denke, dass man das nicht verallgemeinern kann. Wobei es heutzutage fast schon normal ist Abitur zu haben, eine Ausbildung zu machen oder zu studieren und um dann noch eine Stelle zu bekommen macht es Sinn sich weiterzubilden und seine Qualifikationen zu verbessern. Wobei ich schon auch denke, dass das sehr vom Typ abhängig ist.
Der Trend geht in diese Richtung, auch wenn man sich einmal die Tarifverträge und Einkommen ansieht. Ein Rettungsassistent der vor 20 Jahren angefangen hat, der geht heute mit seinen 2500 Netto (Single und ohne Kinder) nach Hause. Einer der jetzt erst angefangen hat, der kann glücklich sein wenn er seine 1400 Euro Netto mit nach Hause bringt. Für die gleiche Arbeit, die gleiche Stundenanzahl. Sprich der alte ist nicht gezwungen sich weiter zu bilden damit er auch mehr Gehalt bekommt, der junge dagegen schon wenn er sich mal eine Familie anschaffen möchte und diese auch selbst ernähren will. Ohne Qualifikationen und Weiterbildung geht da nichts und man ist von Anfang bis Ende in diesem Bereich und kann selbst mit 20 Jahren Berufserfahrung nicht mehr als 1800 Euro Netto bekommen.
Sprich als die Novellierung zum Notfallsanitäter gekommen ist, haben die Alten alle dankend verzichtet da es auch bedeuten würde, dass die alten Verträge gegen neue getauscht werden. Da haben sie lieber weniger Kompetenzen und Verantwortung an der Hacke für deutlich mehr Geld, denn auch wenn man sich weiter gebildet hat, war das keine Garantie auf auch mehr Lohn. Manche haben mehr bekommen, andere verdienen jetzt noch keinen Cent mehr aber haben am Arbeitsmarkt bessere Chancen wenn sie sich nach etwas neuen umschauen wollen, als wenn sie diesen Wisch nicht hätten.
Gerade bei Arzthelferinnen ist es doch mittlerweile so, dass man "nur" einen Hauptschulabschluss braucht, wenn man eine Ausbildung beginnen möchte. Da die Hürden also nicht sonderlich groß sind, ist die Konkurrenz entsprechend groß, sodass man sich theoretisch schon weiterbilden muss, wenn man sich von der Konkurrenz abheben möchte. Im Endeffekt bleibt es jedem selbst überlassen, ob er konkurrenzfähig bleiben möchte oder nicht unabhängig vom Alter.
Ich persönlich bin schon über 50 Jahre alt und mache sogar noch in meinem Alter ein berufsbegleitendes Studium. Ich habe mich mein Leben lang immer wieder gern weitergebildet. Das hängt auch damit zusammen, dass Bildung in meiner Wahrnehmung einen Wert an sich darstellt und mir außerdem Spaß macht.
Ich denke schon das die etwas jüngeren heutzutage eher zu Weiterbildungen bereit sind als die etwas ältere Generation. Das hat aber ganz viele Gründe. Zum einen werden die Anforderungen an Bewerber immer höher. Heutzutage reicht es oft nicht „nur“ eine Ausbildung abzuschließen. Es gibt in manchen Berufen zu viele Bewerber sodass man sich irgendwie abheben muss. Außerdem muss man in manchen Firmen auch Berufsübergreifend arbeiten. Viele Arbeitgeber wollen ihre Mitarbeiter so flexibel wie möglich einsetzen können, und das bezieht sich in diesem Fall nicht nur auf die Arbeitszeiten. Man muss heutzutage in manchen Berufen buchstäblich ein Multitalent sein um zu bestehen und dementsprechend viel Wissen mitbringen.
Außerdem gibt es viele Branchen in denen sich ständig etwas ändert. Früher gab es durchaus Berufe die man einmal „gelernt“ hat und diese dann mit diesem Wissen sein Leben lang ausüben konnte. Jetzt ist die Welt so schnelllebig, die Technologie verbessert sich ständig und auch in der Medizin ändert sich ständig was. Man muss sich Weiterbilden um dabei mithalten zu können.
Und dann glaube ich noch das man ab einem bestimmten Alter schlichtweg keine Lust mehr dazu hat sich immer weiterzubilden bzw. sich beruflich weiter zu entwickeln. Irgendwann ist man angekommen und zufrieden mit dem was man hat. Natürlich sind nicht alle so und viele bilden sich auch noch im hohen Alter weiter oder schulen um. Aber die meisten Arbeit „arbeiten“ irgendwann nur noch auf die Rente hin und sind nicht mehr bereit sich weiter fort zu bilden.
Es kommt sicherlich immer auf die Branche an, über die man redet. Es gibt ja Branchen, die sich wesentlich schneller entwickeln als andere. Ohne jetzt irgendwem zu nahe zu treten, aber in den meisten Handwerksbranchen kommt man mit seinem einmal gelernten Wissen doch schon relativ weit, wenn man nicht gerade Führungspositionen anstrebt. Für Akademiker dagegen gilt das eben oftmals nicht mehr. Wenn man sich da mal 5 Jahre nicht weiterbildet, dann ist das Wissen schon wahnsinnig veraltet.
Wobei natürlich Fortbildungen oftmals für jüngere Leute interessanter sind. Zum einen fällt das Lernen einfacher als im hohen Alter, zum anderen sind natürlich auch die Wissenslücken oftmals viel größer. So dass man auch in gewisser Weise sagen kann, dass sie es noch nötiger als die Alten haben. Aber mitunter ist auch manchmal die Motivation einfach höher einfach mal was neues auszuprobieren und sich anzuschauen, wie man Dinge auch anders machen kann. Wohingegen ältere manchmal eben dann doch aus Gewohnheit eher in ihrem Trott leben und lieber so weiter machen, wie sie es kennen.
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