Fastfood in Deutschland - Sind wir wirklich so schlimm?

vom 22.03.2010, 22:44 Uhr

Vor einer Weile habe ich eine Reportage gelesen, dass wir Deutschen inzwischen mehr Fastfood vertilgen als die meisten anderen Nationen. Nimmt Fastfood in Deutschland inzwischen wirklich so einen hohen Stellenwert ein?

Auf meine Familie trifft das sicher nicht zu, wir essen diese Sachen selten und ernähren uns gesund, aber kann es wirklich sein, dass das inzwischen nicht mehr so üblich ist? Ich finde solche Entwicklungen wirklich bedenklich, wenn man bedenkt, wie ungesund dieses fettige Essen sein kann. Immerhin haben viele Krankheiten ihre Ursachen doch im Essen.

» Montagsmaler » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Hier bin ich ein wenig erschrocken, was Du offenbar anderen Nationen im Bezug auf Fast Food Gewohnheiten unterstellst (sofern man akzeptieren und hinnehmen kann, einer Nation im Sinne eins Individuums etwas unterstellen zu können). Bzw. verwundert mich Deine Vorstellung darüber, wie andere das Fast Food Angebot nutzen. Offensichtlich hast Du die Vorstellung, dass wo anders die Mahlzeiten in erster Linie in solchen Ketten zu sich genommen werden.

Allein die Tatsache, dass Du schreibst, dass Deine Familie "selten" die Angebote der Ketten nutzt, deutet ja darauf hin, dass ihr regelmäßige Kunden seid. Das lässt dann auch Rückschlüsse darauf ziehen, was sonst unter gesundem Essen verstanden wird. Jedenfalls lässt sich sonst nicht schlüssig folgern, warum ihr überhaupt in Fast Food Restaurants geht, wenn sonst das Essen einen entsprechenden Stellenwert hat.

Aber richtig ist natürlich, dass es bedenklich ist, wie sich Essgewohnheiten verschieben bzw. wo der Stellenwert des Essens im Moment liegt. Am einfachsten daran zu messen, wenn man mal vergleicht, wie viel man in Deutschland bereit ist, für die Nahrung zu zahlen (im Verhältnis zum gesamten Einkommen). Daran zeigt sich, dass in anderen Ländern an anderer Stelle abstriche gemacht werden und für das Essen - in Relation zum Rest - verhältnismäßig viel Geld ausgegeben wird.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ist Fastfood denn so schlimm? Ich kann nicht verstehen, dass die Leute, wenn sie Fastfood hören, sofort immer an Burger und Pommes und Bratwurst von der Frittenbude denken. Natürlich ist das Fastfood, weil es schnell geht, aber für mich gehört auf die Portion gebratener Reis vom Vietnamesen dazu, die ich mir in der Mittagspause hole. Das ist aber deshalb, nur weil es schnell geht, kein mieses Essen, das meine Gesundheit zerstört, sondern hat lediglich den Zweck, dass ich SCHNELL etwas zu essen bekomme. Bedeutet ja aber nicht, dass ich es dann auch wirklich schnell esse, damit kann ich mir ja dann die ganze Mittagspause über Zeit lassen.

Was ist denn Fastfood in deinen Augen? Im krankmachend und schädlich? Das bezieht sich in meinen Augen auf McDonalds und Konsorten und wer sich jeden Mittag einen Döner reinhaut, wird mit Sicherheit auch nicht gerade gesund leben. Dass sich das alles so ausweitet, hat sicherlich damit zu tun, dass die Zeit immer knapper wird. Aber das kann ich nur bestätigen. Ich habe generell am Mittag nicht so viel Zeit und hole mir etwas, das schnell verfügbar ist. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht kochen kann oder möchte; Im Gegenteil: Ich koche dennoch jeden Abend frisch und gesund.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



In erster Linie gibt es natürlich noch Nationen, die fastfood weit mehr konsumieren als wir Deutschen. Nichts desto trotz hat der Konsum auch bei uns in den letzten Jahren stetig zugenommen.

Es mag tatsächlich an der "schnelllebigen" Gesellschaft liegen, die einfach weder Lust noch Zeit zum Kochen haben. Auf der anderen Seite spielt die zunehmende Arbeitslosigkeit natürlich auch eine Rolle. Gesundes Essen ist tatsächlich ziemlich teuer im Vergleich zum billigen fastfood.

In Amerika sieht es in einigen Bundesstaaten mit der Arbeitslosigkeit noch schlimmer aus und diese greifen auch immer mehr auf fastfood zurück. Ja, man kann schon sagen, dass sich das auch am Körpervolumen zeigt.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Findest du? Ich habe oft andere Erfahrungen gemacht. In meinem Umfeld sind eigentlich eher die Leute die, die sich auch sehr teures Essen leisten und das auch gut und gerne tun. Die Leute, die eher schlecht gestellt sind hingegen, sind nicht so dick. Das ist natürlich eine rein persönliche Wahrnehmung, aber ich finde, dass man heutzutage für Übergewicht keinen Grund mehr finden kann. Mittlerweile betrifft Übergewicht wirklich alle sozialen Schichten.

Aber ebenso betrifft auch Fastfood nicht mehr nur die Leute, die den ganzen Tag zu Hause auf der Couch rumhängen, sondern vor allem die Leute, denen die Zeit fehlt. Wie du selbst schon geschrieben hast: Woher soll jemand die Zeit haben am Mittag und am Abend 2 Stunden lang zu kochen, wenn er normaler Arbeitnehmer ist? Du kannst ja nicht davon ausgehen, dass jeder daran Spaß hat - Das ist auch gar nicht schlimm! Ich liebe kochen und das ist mein Hobbie, aber was ist mit den Leuten, die das völlig anders sehen? Die mögen das einfach nicht. Und ich finde es gar nicht tragisch, dass sie dann eben bevozugen, dass andere für sie etwas kochen, das sie schnell zur Verfügung haben. Das Problem des Übergewichts tritt doch, wie schon geschrieben, nur dann auf, wenn man wirklich Currywurst und Pommes in sich reinstopft. Nicht, wenn man Sushi liebt.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Natürlich ist nicht jedes "schnelle" Essen automatisch ungesund und wenn man sich die Definition des Begriffes anschaut zählen dazu auch solche Sachen die die Salatbar oder der Obstsalat im Becher - aber mal ehrlich, die meisten Leute verstehen unter Fast Food Hamburger, Pommes, Döner und solche Sachen und die meisten Leute, die sich schnell etwas zu essen holen, holen sich eben lieber eine Currywurst statt einem Salatwrap. Deshalb finde ich "was ist Fast Food" Diskussionen in dem Zusammenhang immer etwas aufgesetzt und fehl am Platz.

Ich denke nicht, dass Fast Food einen hohen Stellenwert in Deutschland hat, sondern ganz im Gegenteil, für viele Leute etwas absolut alltägliches geworden ist. Ich hole im Mc Café öfters mal einen Kaffee und wenn man bei uns für seinen Kaffee ansteht kann man sehr schön die Ebene mit dem Restaurant überblicken und das ist eigentlich zu jeder Tageszeit gut besucht. Erschreckend finde ich es vor allem, wie viele Familien man dort Sonntags immer sieht, die ihre Tabletts bis zum Anschlag vollgeladen haben.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum ständig so gegen Fast Food gewettert wird. Solange man Hamburger und Pommes nicht intravenös tagtäglich zu sich nimmt ist doch alles in bester Ordnung. Mein Partner und ich essen vielleich auch einmal am Wochenende etwas Fast Food, aber sonst gar nicht. Solange man sich den Rest der Woche ausgewogen und gesund ernährt spricht doch nichts gegen eine solche "Sünde" (wobei ich mich weigere, bestimmte Nahrungsmittel als Sünde anzusehen).

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mir fällt vor allem auf, dass einige Fast-Food-Speisen allmählich Einzug in die normale Gastronomie gefunden haben. Während z.B. Burger früher überwiegend in Fast-Food-Ketten gegessen wurden, gibt es sie inzwischen immer häufiger auch in normalen bis gehobenen Restaurants.

Gerade gestern erst bin ich zufällig an einem Lokal hier in München vorbei gelaufen, und ich habe mir deren Speisekarte angeschaut: in der Selbstbeschreibung war von "hochwertigem Slow-Food" die Rede. Die Karte bestand aber überwiegend aus verschiedenen Burgern zu durchaus gehobenen Preisen. Da man die Beilagen (Pommes, Salat) noch zusätzlich hätte bestellen müssen, wäre man für eine komplette Mahlzeit mit Getränk sicher locker 20 Euro losgeworden.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich finde den Begriff "Fastfood" immer noch missverständlich. Wer an Fastfood denkt, denkt immer zuerst an McDonalds und BurgerKing, an vor Fett triefende Burger und Pommes und zusätzlich an dicke, ungesunde und ungepflegte Menschen. Das ist in meinen Augen jedoch ein Klischee, das man so langsam ablegen könnte.

Es gibt Sportler, die am Tag mehrere Eier vertilgen, aber gesund sind. Es gibt Menschen, die sich meinetwegen genauso von sogenanntem Fastfood ernähren könnten, aber super Werte aufweisen und sich einfach wohlfühlen.

Ja, es gibt mehr Fastfood in Deutschland, aber in unterschiedlicher Form. Mittlerweile bekommt man gesunde Currys, Salate oder Ähnliches auch in Form von Fastfood. Es bedeutet einfach nur, dass es schnell gehen muss und das ist ja gegeben, Aber grundsätzlich als ungesund würde ich Fastfood nicht mehr bezeichnen, die Zeiten haben sich geändert.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Über die Definition des Begriffs "Fast Food" wurden hier ja schon etliche Diskussionen geführt, und ich möchte nicht alle Argumente mehrfach wiederholen. Fakt ist aber, dass wir die Zeiten, in denen man lediglich Burger, Blechpizza und Pommes als Fast Food bezeichnet hat, lange hinter uns gelassen haben.

In unserem schnelllebigen Zeitalter, in dem man sich angewöhnt hat, sich seine Mittagsmahlzeit innerhalb von 10 Minuten zwischen zwei Terminen einzuverleiben, hat sich die Bedeutung und das Angebot an "Fast Food" meiner Meinung nach massiv ausgeweitet. Neben den benannten Klassikern fällt für mich rein vom Prinzip her auch jedes belegte Brot oder jeder süße Plunder vom Bäcker, jeder Fertig-Blatt- oder -Couscoussalat aus dem Supermarkt und jede Ramen-Nudelpackung aus dem Asia-Laden unter diese Kategorie.

Vergleicht man all diese Produkte miteinander, dann stellt man eine hohe Varianz der Nährwerte und Inhaltsstoffe fest. Dass ein XXL-Burger mit doppelt Käse und fettigen Fritten mit Mayo kein gesundes Essen darstellt, bedarf keiner weitschweifigen Ausführung. Betrachtet man nun aber ein Vollkorn-Sandwich mit frischem Gemüse und magerem Putenbrustaufschnitt und Frischkäse, das am gleichen Tag frisch zubereitet und zum Mitnehmen verpackt wurde, sieht das ganze schon anders aus.

Achtet man im Laufe einer Woche zudem noch darauf, sich nicht zu einseitig zu ernähren und hochkalorische mit weniger gehaltvollen Gerichten abzuwechseln, landet man im Schnitt auch nicht bei einem weit von der gutbürgerlichen deutschen Hausmannskost entfernten Durchschnittswert. Und nur, weil ich das Essen fertig auf die Hand bekomme, anstatt es selber zu kochen, muss das nicht zwingend bedeuten, dass es weniger hochwertig oder gesund ist, genauso wie es nicht automatisch für eine ausgewogene Ernährung spricht, wenn ich mich täglich 2 Stunden an den Herd stelle, dann aber nur deftige Fleischpfannen und Nudelaufläufe mit dicker Käseschicht produziere.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


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