Spagat zwischen Studium, Arbeit, Partnerschaft und Freizeit
Mein Beitrag richtet sich vor allem an diejenigen, die studieren und arbeiten. Ich bin seit einem halben Jahr im Masterstudium und arbeite nebenbei bis zu 20 Stunden in der Woche. In manchen Wochen ist das so stressig, dass ich an vielen Tag 12 Stunden am Stück unterwegs bin. In anderen Wochen geht es dann wieder. Dazu kommt der Partner und seine Freunde will man ja auch mal sehen, mal feiern gehen, ins Kino usw.
Zum Sport komme ich schon gar nicht mehr und wenn ich mal samstags feiern gehe, habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich nichts geschafft habe. Ich bin zwar ein Workaholic, aber manchmal fühle ich mich richtig ausgebrannt. Wie schafft ihr diesen Spagat? Was sind für euch vielleicht Kleinigkeiten im Alltag, mit dem ihr euch vom Stress ablenkt? Oder was tut ihr generell?
Ich habe zwar nie studiert, aber ich habe mein Kind in meiner Lehrzeit bekommen und danach noch neben der Arbeit zwei Weiterbildungen gemacht. Daher ist das wohl vergleichbar. Im Gründe muss ich sagen, dass bei mir in erster Linie der Haushalt auf der Strecke geblieben ist. Das war der Punkt, den ich nicht mehr geschafft habe. Oder eben der Punkt, bei dem ich Abstriche gemacht habe. Haushalt war aber auch noch nie wirklich mein Ding. Daher habe ich auch seit ein paar Jahren eine Haushaltshilfe.
Mein Kind habe ich im zweiten Lehrjahr bekommen. Damals hat der Papa das Babyjahr gemacht und auch den Haushalt geschmissen. Dafür war ich dankbar, auch wenn natürlich nach Arbeit bzw. Schule natürlich viel anfiel. Auch musste ich ja einiges nachholen, da ich ein viertel Jahr ausgesetzt hatte. Aber irgendwie habe ich das alles hin bekommen. Nach meiner Ausbildung habe ich neben der Arbeit zwei Weiterbildungen gemacht. Das hieß nochmal 3,5 Jahre Freitag Abend und Samstag Schule. Trotzdem war ich am Wochenende oft mit Freunden unterwegs.
Die Beziehung hat neben dem ganzen nicht gehalten. Aber ich glaube, das hatte nicht zwangsläufig etwas mit der Belastung durch Arbeit, Schule und Kind zu tun. Wir waren beide recht jung, als unser Kind kam (19 und 20) und haben uns ganz klassisch auseinander gelebt. Daher haben wir uns auch mehr oder weniger freundschaftlich getrennt und haben jetzt, nach mehr als zehn Jahren ein wirklich gutes Verhältnis zueinander.
Ich denke, es ist immer eine Frage der Organisation. Wenn man unterstützt wird durch Freunde und Familie, dann findet man für genau diese auch Zeit und schafft auch Arbeit und Studium. Sicher ist es nicht einfach, aber ich denke es ist machbar. Wenn man jünger ist, nimmt man vieles auch leichter. Das lernen fällt leichter und es ist auch leichter mal mit weniger Schlaf auszukommen als später.
Ich bin zwar inzwischen fertig mit dem Studium, steckte aber damals in der gleichen Situation wie du jetzt. Ich hatte auch einen Job, in dem ich 20 Stunden wöchentlich arbeiten musste, Überstunden waren aber an der Tagesordnung. Meinen Freund habe ich während dieser Zeit eigentlich nur am Wochenende gesehen, gelegentlich auch abends unter der Woche, das war aber eher die Ausnahme.
Dennoch bin ich jetzt, im Nachhinein, ganz froh darüber, dass ich damals so viel gearbeitet habe. Ich musste lernen mich zu organisieren und Prioritäten zu setzen. Anfangs viel mir das schwer, mit der Zeit wurde es aber immer besser und ich habe irgendwann sogar noch geschafft täglich Sport zu treiben. Da ich es abends nicht geschafft habe, habe ich eben angefangen früher aufzustehen und vor der Arbeit Sport zu treiben. Treffen mit Freunden mussten eben unter der Woche abends stattfinden und gingen nie besonders lange, das Wochenende gehörte meinem Freund. Mein Tagesablauf war eben genau durchgeplant und strukturiert, ich wusste immer, wann ich was erledigen wollte. Irgendwann gewöhnt man sich dann daran und es läuft alles von ganz allein. Mein Tipp ist also: einfach durchhalten und den Tagesablauf gut durchplanen.
Dass das alles viel ist, ist doch klar und da stehst du auf keinen Fall alleine da. Was ich dir als erstes mit auf den Weg geben möchte ist, schau was für dich wichtig ist und weniger wichtig. Wenn du dann etwas machst, was dir wichtig ist, dann habe auch kein schlechtes Gewissen, denn dann hast du ja wieder nichts gemacht, was dir Spaß macht und das sollte auch nicht zu kurz kommen.
Schau an, wenn ich hier nicht alles machen würde, dann würde mein Freund auch nicht herumkommen. Er ist zwar "nur" den ganzen Tag auf der Arbeit, doch das ist einmal das Büro, dann die Außentermine, dann die Reisen und so weiter. Er hat dazu noch früh und Abend eine Stunde Fahrt. Wann sollte er dann, kochen, waschen, bügeln, putzen, einkaufen oder sonst was? Bevor wir zusammen gekommen sind, hatte er deshalb auch eine Haushaltshilfe. Jeder hat auch seine "Freizeit Termine". Bei ihm war es das Fitnessstudio, was nun abgeschafft wurde aus Zeitmangel, dann ist es einmal in der Woche der Stammtisch, dann geht er gerne mal am Wochenende in die Sauna (also ist da dann auch nichts mit Haushalt), nun hatte er einige Wochen hintereinander Termine beim Zahnarzt und jeden Tag will man ja auch nicht nur unter Strom sein.
Plan dir einen Tag auch mal mit ein, wo du einfach nichts machst. Wo du auf der Couch sitzt, Fernsehr schaust, ein Buch liest, dich in die Wanne legst oder sonst irgendwas. Aber einfach was für dich und was dir Ruhe gibt. Denn lange macht man so was nicht mit. Ich hab mal nur für die Arbeit gelebt. 14 Stunden Schichten und einfach zwei Stunden zur Arbeit. Paar Monate ging alles gut, doch dann hatte ich die Nase voll. Ich konnte nur alle paar Wochen Heim fahren, keine Freunde, keine Freizeit und irgendwann kommt der Crash.
Als ich zum Studieren angefangen habe, war ich in einer ähnlichen Situation wie du. Ich hatte einen Freund, einen Job und wusste teilweise nicht, wie ich das alles unter einen Hut bekommen soll. Vor allem am Anfang des Studiums war es sehr schwer, weil die Umstellung nach der Schule doch enorm ist. Aber ich kann trotzdem nicht behaupten, dass ich wirklich gestresst war. Es war zwar viel, aber es ist gegangen.
Unter der Woche habe ich mich nur auf mein Studium konzentriert. Für was anderes hatte ich keine Zeit, weil ich meistens um 19 oder 20 Uhr heimgekommen bin und zu fertig für sonstige Unternehmungen war. Gearbeitet habe ich am Wochenende. Es waren damals zwar keine 20 Stunden, sondern ca.10, aber da hat mich nicht gestört. Abends habe ich entweder was mit meinen Freunden und meinem Freund gemacht. Das heißt, ich habe meinen damaligen Freund nur einmal in der Woche gesehen, obwohl wir nicht weit auseinander gewohnt haben. Ich bin froh, dass ich keine Hobbys habe, denn für diese hätte ich nicht wirklich Zeit gehabt. Wenn ich feiern war, dann habe ich das entweder gleich mit meinen Freunden oder meinem Freund verknüpft. Aber ein richtiges Studenten-Partyleben hatte ich nie. Dafür hat man glaube ich wirklich keine Zeit.
Jetzt bin ich im 7. Semester und weiß ehrlich gesagt nicht, wohin mit meiner Zeit. Ich habe höchstens zwei Vorlesungen am Tag, keinen Freund mehr und es rentiert sich nicht mehr einen neuen Job so kurz vor der Bachelor-Arbeit zu suchen. Von daher kann ich mich jetzt nicht beschweren. Bei meinem letzten Werkstudenten-Job habe ich auch mindest 20 Stunden pro Woche gearbeitet, aber dadurch, dass ich wie gesagt, kaum Vorlesungen mehr habe, war das absolut kein Problem. Trotzdem hatte ich dann unter der Woche keine Zeit für etwas oder jemanden anders.
Ich finde, man sollte sich einfach Prioritäten setzten. Ich finde nicht, dass man Freunde oder Freund jeden Tag sehen muss. Schließlich kommt es ja auf die Qualität und nicht auf die Quantität an. Wenn du merkst, dass die der Job zu viel wird, dann tritt einfach kürzer. Es gibt genug Stellen, bei denen man nur 10 Stunden pro Woche arbeiten muss. Und dein schlechtes Gewissen kannst du beim Feiern daheim lassen. Ab und zu muss das vielleicht auch mal sein. Schließlich sollten wir doch noch ein Leben haben, und nicht nur Verpflichtungen.
Bei mir ist es leider auch so, dass ich Studium, Arbeit, Beziehung und auch Freizeit unter einen Hut bekommen muss. Das kann durchaus sehr stressig werden, wobei es eben einfach nicht anders geht und ich das schaffen muss, ob ich will oder nicht. Immerhin brauche ich meinen Nebenjob einfach, q ich mir sonst weder Studium noch Freizeit finanzieren könnte. Von meinen Eltern bekomme ich zwar immer ein wenig Geld, wobei das längst nicht ausreicht und von daher muss ich mir einfach nebenbei ein wenig dazu verdienen. Und auf meine Beziehung kann und will ich nicht verzichten und ehrlich gesagt würde ich eher meinen Job kündigen, als meine Beziehung aufzugeben. Das käme für mich nie in Frage und von daher versuche ich, mir so oft wie möglich Zeit für meinen Freund zu nehmen.
Ich arbeite eigentlich immer ein bis zwei Tage am Wochenende, wobei ich normalerweise immer zwei Tage in der Woche frei habe. Da ich am Wochenende eigentlich nie zum Lernen komme, lerne ich eben immer an den zwei freien Tagen. Dabei stehe ich dann auch früh auf, so dass ich gegen Nachmittag fertig mit allem bin. Danach kann ich mich dann auch mit meinem Freund treffen, genauso wie zwischendurch unter der Woche und am Wochenende. Und da mein Freund durch sein eigenes Studium ebenfalls ziemlich eingespannt ist, klappt das eigentlich ganz gut so, da er ohnehin selbst nicht die Zeit dafür hätte, um mich jeden Tag zu sehen. Aus diesem Grund können wir uns eigentlich auch immer arrangieren und wenn wir beide gerade nicht so viel Stress mit dem Studium haben, dann schaffen wir es auch, uns mehrmals in der Woche zu treten.
Freizeit für mich alleine habe ich ehrlich gesagt kaum, wobei mir das nicht so wichtig ist. Wenn ich mich entspannen möchte, dann kann ich das mit meinem Freund gemeinsam tun, indem wir uns beispielsweise gemütlich eine DVD anschauen. Dabei habe ich auch gar nicht so richtig das Bedürfnis danach, freie Zeit für mich alleine zu haben. Viel lieber sehe ich dafür meinen Freund. Zudem weiß ich auch, dass ich in den Ferien immer genug Zeit für meine eigenen Hobbys habe und von daher finde ich das auch nicht so schlimm, wenn ich während dem Semester nicht richtig dazu komme. Dafür habe ich in den Ferien ja umso mehr Zeit und aus diesem Grund kann ich das auch immer ganz gut aushalten, wobei ich immer ziemlich ausgelaugt und kaputt nach den Prüfungen bin, da die Zeit einfach so anstrengend ist.
Bei mir war das auch nicht anders. Ich habe neben dem gesamten Studium 20 Wochenstunden arbeiten müssen, wobei bei mir noch dazu kam, dass ich gependelt habe. Soll heißen, ich habe woanders studiert als mein Lebensmittelpunkt gewesen ist. Das war zwar phasenweise stressig, aber durchaus machbar, da hierbei einige Faktoren zusammen gekommen sind.
Der erste Faktor war, dass ich meinen Stundenplan so gelegt habe, dass ich nur drei Tage pro Woche Uni hatte. Ich bin also am ersten Tag morgens zur Uni gefahren, habe vor Ort übernachtet und bin am dritten Tag nach der Uni nach Hause gefahren. An Tag vier und fünf habe ich gearbeitet und am Wochenende hatte ich frei. Leider war die Uni zu weit weg, sodass ich vor Ort übernachten musste.
Ich hatte das Glück, dass ich einen sehr guten Job hatte. Soll heißen, dass ich Hiwi gewesen bin mit extrem flexiblen Arbeitszeiten aber mit Pauschalvergütung. Ich konnte also während der Vorlesungszeit problemlos kürzer treten und habe trotzdem mein reguläres Gehalt bekommen. Ich habe dann in den Semesterferien etwas mehr gearbeitet und die Überstunden sowie den Urlaub in der Vorlesungszeit eingesetzt.
Die Chefin hat das sehr toleriert und auch gefördert, weil ich einen Studiengang belegt hatte, der hier bei uns stark nachgefragt ist und sie mich als Nachwuchs rekrutieren wollte. So konnte ich dann auch meine Beziehung und auch Freundschaften pflegen und alles unter einen Hut bekommen: Das war aber auch mit Glück verbunden.
Das stelle ich mir sehr stressig und auch ungesund vor. Ich kenne so viel Stress noch aus der Ausbildungszeit, studiert habe ich jedoch nicht. Ich denke, dass es wichtig ist, dass man sich selbst kleine Verschnaufpausen gönnt und mal durchatmen kann. Du merkst ja selbst, was dir da gut tut. Wenn es der Discobesuch am Samstag ist und dann dafür etwas anderes liegen bleibt, dann ist es eben mal so. Du kannst ja nicht nur funktionieren und arbeiten. Ein bisschen Zeit für dich sollte ja schon drin sein. Ich denke, du solltest dann solche Ausflüge und Unternehmungen ohne schlechtes Gewissen genießen.
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