Selbsthilfegruppe als Ersatz für Therapie besuchen?
Man hört immer wieder von Selbsthilfegruppen für alle möglichen Bereiche, wie auch Depressionen, Ängste oder auch irgendwelche Süchte und Krankheiten. Manchen Betroffenen soll es durchaus helfen, sich mit anderen auszutauschen, die ähnliches Probleme oder Erkrankungen haben.
Eine Freundin ist der Meinung, dass man eine Selbsthilfegruppe durchaus als Ersatz für eine Therapie sehen könnte. Sie selbst würde sich lieber einer Selbsthilfegruppe anschließen, statt eine Therapie irgendwo zu machen. Ich finde dagegen eher, dass es darauf ankommt, was der Betroffene hat. Eine Selbsthilfegruppe kann bei manchen Dingen sicherlich unterstützend wirken, aber ich denke nicht, dass sie eine Therapie ersetzt. Bei einer Sucht oder einer psychischen Erkrankung ist es sicherlich ratsam, wenn man zusätzlich noch etwas unternimmt.
Kann eine Selbsthilfegruppe durchaus Ersatz für eine Therapie sein? Habt ihr da selbst Erfahrungen? Wann ist es ausreichend nur eine Selbsthilfegruppe zu besuchen? Muss das jeder Betroffene für sich entscheiden? Wie seht ihr das?
Es kommt doch darauf an, um was es sich genau handelt. Wenn man nur deswegen zu einer Selbsthilfegruppe geht, weil man Erlebtes verarbeiten und sich austauschen möchte, funktioniert das möglicherweise - vor allem, wenn das Erlebte nicht traumatisch ist. Aber wenn man Hilfe in Form einer Verhaltenstherapie braucht, dann wird so eine Selbsthilfegruppe nicht helfen können.
Ich persönlich glaube ja, dass man mit dieser Einstellung die Möglichkeiten, die so eine Gruppe bieten kann, unterminiert, weil man einen viel zu hohen Anspruch hat. Die meisten Selbsthilfegruppen sind nicht professionell geführt, sondern ein Zusammenschluss zum Austausch mit anderen Betroffenen. Für jemanden, für den eine Erkrankung ganz neu ist kann das schon sehr entlastend sein, zu sehen, dass es auch anderen so geht wie ihm oder ihr, aber einen richtigen therapeutischen Anspruch an so eine Gruppe hätte ich nicht.
Es gibt aber auch negative Wirkungen, wenn sich nämlich in einer ungeführten Gruppe die Mitglieder gegenseitig antriggern oder irgendwelche anderen Prozesse in Gang setzen. Oder man wird demotiviert, wenn man negative Erfahrungen hört. Mancher mag auch irgendwann das Gejammer der anderen nicht mehr hören. Ich hatte mal eine Bekannte, die wegen einer körperlichen, nicht tödlichen Erkrankung ein einziges Mal so eine Gruppe auf Geheiß ihres Mannes aufsuchte und hinterher meinte: Nie wieder, die Leute jappeln die ganze Zeit nur, wie schwer sie es haben und reden ständig über Symptome. Aber die war auch ein harter Knochen und konnte auch so sehr gut mit ihrer Krankheit umgehen.
Was ich bis jetzt zumindest von Leuten gehört habe, ist es mittelfristig in keiner Selbsthilfegruppe therapeutisch nennenswert weitergegangen. Aber man kann es ja versuchen, ich würde nur die Erwartungen kleiner halten.
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