Geben und nichts zurück bekommen

vom 27.08.2010, 00:12 Uhr

Seit acht Jahren schon bin ich mit einer meiner Jugendliebe schon befreundet. Ich habe seine komplette Jugend mitbekommen. Er ist in einer intelligenten und bodenständigen Familie groß geworden, besuchte das Gymnasium und begann Drogen zu konsumieren. Gewöhnlich rauchte er Gras, bald schon folgten Pillen und Koks. Ich habe immer wieder zu ihm gestanden und versucht ihn auf andere Gedanken zu bringen, weil er sich immer und immer mehr zurück zog. Sogar seine jetzige Freundin, meine Freundin, hat er durch mich kennengelernt, die ihm auch Kraft gab davon weg zukommen.

Punkt ist, dass ich immer für ihn da war und wenn er zu Besuch kam immer Zigaretten und Trinken gab, ihn mit Essen versorgte und immer da war, wenn er mich brauchte. Jetzt sitze ich hier und bin einfach nur enttäuscht, denn es es gab einen dreisten Vorfall. Mein Freund und ich hatten nichts geplant, weil wir kein Geld hatten und waren zu Hause. Da rief mich eine Freundin an und fragte, ob sie kommen könnte mit uns ein WM - Spiel anschauen. Ich teilte ihr mit, dass sie gerne kommen könnte, ich ihr aber nichts anzubieten habe und für die restlichen Tage nur noch 5 € besitze. Sie fragte mich sofort, ob sie etwas mitbringen sollte und ich sagte ihr sie solle sich dann bitte etwas mitbringen.

Sie kam, hatte jede Menge Bier und Würstchen bei sich und wollte diese mit uns teilen. Man muss dazu sagen, dass sie wie mein Drogenkumpel auch eine Ausbildung macht und nur die Hälfte verdient. Während dessen rief mein besagter Kumpel an und fragte um dasselbe wie auch meine Freundin zuvor. Ich antwortete genau das gleiche und er meinte er würde in einer halben Stunde kommen, denn er müsste seiner Freundin noch eine Pizza kaufen. Und sein Bier würde er sich dann auch mitbringen. Er brauch ja nicht viel, weil er noch Auto fahren müsste.

Gesagt, getan. Er kam eine halbe Stunde später, hatte eine Tiefkühlpizza und zwei Bier im Gepäck und fragte mich dann auch noch, ob er diese bei mir warm machen könnte. Stillschweigend beobachteten wir den Verlauf. Meine andere Freundin schaute mich schon etwas skeptisch an, aber ich sagte erst einmal nichts. Meine und gleichzeitig seine Freundin kam, sie aßen die Pizza auf, tranken ihr Bier und nur seine/meine Freundin fragte, ob ich ein Stück abhaben möchte. Vor lauter Stolz lehnte ich es aber ab und er aß die Pizza schneller zu Ende als er angefangen hatte.

Als das Spiel vorbei war und alles leer getrunken und gegessen war, fragte er mich ganz dreist, ob er sich von mir eine Zigarette machen könnte. Diese Frage folgte noch zwei weitere Male, bis sie endlich nach Hause wollten. In der Tüte, die er mitgebracht hatte befand sich eine Wasserflasche. Er machte die Tüte auf, schaute auf die leeren Flaschen und, ich könnte schwören, wollte er die leeren Flaschen einpacken. Da ist mir die Hutschnur endgültig geplatzt und habe ihn gefragt, ob er mir noch nicht einmal paar Cent übrig lassen könnte. Meine/seine Freundin verstand sofort und bildete daraus einen Witz, sodass die Flaschen am Ende zurück blieben. Es folgten weitere Situationen, die diesem ähnelten.

Meiner Meinung nach ist das schon lange keine Freundschaft mehr. Mit ihm reden hilft nicht, denn er ist sich keiner Schuld bewusst und Ignorieren ist zwecklos, denn seine Freundin ist eine meiner besten Freundinnen. Was also soll ich machen, um diesem Mann endlich klar zu machen, dass er ein Freund zu sein hat?

» toria2178 » Beiträge: 121 » Talkpoints: -0,47 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Auch wenn du nicht mit ihm darüber reden magst, würde ich ihm ganz klar mal eine Ansage machen und mal sagen, dass eine Freundschaft nicht nur einseitig laufen kann. Du kannst das ja auch noch im Beisein deiner Freundin mit ihm besprechen, da sie dich ja zu verstehen weiß und dir auch beipflichten kann, wenn du mit ihm darüber sprichst. Ansonsten wirst du wohl nicht viel machen können, wenn die beiden zusammenbleiben. Immerhin wird er immer auch mit dabei sein und du kannst ihm nicht mal eben die Freundschaft kündigen, wobei das natürlich auch meine erste Idee war. Gehe vielleicht zukünftig nicht so auf sein Verhalten ein.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Du hast ihm doch über Jahre immer alles gegeben was er wollte. Aus welchen Gründen du das nun nicht mehr willst, spielt dabei kaum eine Rolle. Aber die Misere hast du dir eben auch selbst geschaffen. Ihm nun klar zu machen, dass es nicht mehr so weiter geht, ist schwer bis unmöglich. Und ich glaube kaum, dass er diese Veränderung unterstützen wird.

Im Gegenteil, er wird versuchen eine andere Person zu finden, die ihn immer auffängt und unterstützt. Du stehst ja nicht mehr zur Verfügung. Er hat sich an einer Schmarotzerleben gewöhnt, weil es ihm leicht gemacht wurde. Das wird er kaum aufgeben wollen, solange er Menschen findet, die ihm diese Lebensweise ermöglichen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke, dass es nichts bringen wird, wenn man jemandem klarmachen möchte, dass er ein Freund sein muss und sich nun auch wie einer verhalten soll. Entweder ist er ein Freund oder eben nicht, so etwas kann man nicht erzwingen. Ich denke auch, dass du selber daran mit die Schuld trägst, dass er sich so verhält. Du hast ihm immer alles gegeben und von ihm nie etwas verlangt. Daran hat er sich nun gewöhnt und es ist klar, dass er nicht versteht, warum sich daran nun etwas ändern soll.

Da du deinen Gästen gesagt hast, sie sollen sich selber etwas mitbringen, weil du nichts anbieten kannst, hat er sich eben daran gehalten und nur sich und seiner Freundin etwas mitgebracht. So hätte ich zwar nicht gehandelt, aber trotzdem kannst du es dann eigentlich nicht mit deiner Freundin vergleichen, die genug für alle mitgebracht hat, weil sie sich eben auch selbst eingeladen hat.

Ich denke nicht, dass du die Freundschaft kündigen möchtest, weil du deine Freundin gleich mit verlieren könntest. Aber als so wirkliche Freundschaft sehe ich euer Verhältnis eigentlich auch nicht. Wenn du ihn mit Worten nicht erreichen kannst, würde ich Taten folgen lassen und nicht mehr so hilfsbereit sein und ihm bei allem helfen. Vielleicht merkt er so, was er immer an dir hatte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich denke, du bist das Thema von Anfang an falsch angegangen. Aus lauter Hilfsbereitschaft hast du gerne mehr für ihn getan und ihn immer aufgefangen, aber er wusste das nie zu würdigen und war auch nicht wirklich dankbar. Nun versteht er natürlich nicht, dass du dein Verhalten geändert hast und das wird auch nicht so schnell der Fall sein. Da hilft auch keine Ansage.

Ich denke, dass er das erst begreift, wenn du konsequent bist und ihn dann aus deinem Leben ausschließt. So einfach ist das aber nicht, da du ja scheinbar mit seiner Partnerin befreundet bist und das nicht aufs Spiel setzen möchtest. Aber anders wird er nie begreifen, dass du dir nicht alles gefallen lassen willst und kannst.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Solchen menschen begegnet man leider immer im Leben. Manche Leute sind von Beginn an so, während manche Leute sich erst so entwickeln. Aber oft merkt man das erst viel zu spät. Eine gewisse Hilfsbereitschaft gehört ja zu Freundschaften dazu und guten Freunden hilft man ja auch gerne. Dabei erwartet man ja auch nicht immer, gleich etwas zurückzubekommen, da es eben ein Geben und Nehmen ist.

Man denkt sich dann, dass irgendwann schon die Situation kommen wird, in der sich die Person revanchiert, wobei das oft eben nicht so ist und man feststellt, ausgenutzt worden zu sein. Das ist natürlich nicht nur ärgerlich, sondern auch verletzend, vor allem dann, wenn einem die Person viel bedeutet hat und man sie eigentlich auch gerne mag.

Trotzdem ist es besser, manchmal loszulassen. Wenn es sich um wirkliche Freunde handelt, muss man ihnen nicht erst klarmachen, dass sie auch mal etwas für einen tun können. Gute Freunde sollten doch von selbst wissen, wann es an der Zeit ist, etwas für den anderen zu tun. Wenn man das jemandem erst klarmachen oder jemanden gar dazu drängen muss, ergibt das doch ohnehin keinen Sinn mehr und ich denke nicht, dass sich die Freundschaft dann wieder kitten lässt. Aber Freunde kommen und gehen nun einmal und das gehört ja auch zum Leben dazu.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Er hat sich anscheinend daran gewöhnt, dass man von dir immer Hilfe bekommt und er alles haben kann. Du hast ihm immer gegeben, wenn er irgendwas brauchte. Vielleicht war ihm gar nicht bewusst, dass es auch mal umgekehrt sein könnte. Natürlich kann es auch sein, dass er da einfach wirklich ignorant ist.

Ich würde es auch so machen, dass ich mich erst einmal nicht mehr melde, wenn doch alles reden nichts bringt. Du wirst ihm ja gesagt haben, dass für dich eine Freundschaft auf geben und nehmen besteht. Ich hätte mir das auch nur einmal angesehen und ihm beim nächsten Mal gesagt, dass er nicht vorbei kommen kann oder eben nur, wenn er etwas dazu beisteuert und für alle auch irgendwas zu Essen oder zu Trinken mitbringt. Das solltest du aber auch konsequent durchziehen.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^