Würdet ihr euch als mitdenkende Person bezeichnen?
Manchen Menschen wirft man ja vor, dass sie einfach nicht mitdenken würden. Das kann im Berufsleben so sein, aber auch einfach im Alltag. Ich würde schon sagen, dass ich mitdenke oder mir da zumindest Mühe gebe.Eine Bekannte jedoch ist das irgendwas anders. So gab es zum Beispiel die Situation, dass ihr Mann nicht wie gewöhnlich von der Arbeit kam.
Er hat versorgt abends die Hühner, wenn er nach Hause kommt und macht die Jalousien runter. Allerdings war er dann lange nach seinem üblichen Feierabend noch nicht zu Hause. Sie meinte dann am nächsten Tag zu mir, dass sie ja schon mal die Hühner versorgt und die Jalousien herunter gemacht hätte, wenn sie das gewusst hätte. Aber ihr Mann hätte ihr so spät erst Bescheid gegeben, dass es bei ihm noch später würde.
Ich kann das nicht ganz nachvollziehen. Ich hätte da schon längst versucht meinen Partner zu erreichen, wenn er so lange nach Feierabend noch immer nicht zu Hause wäre. Und ich hätte ihm die Aufgaben abgenommen und schon erledigt.
Aber auch im Beruf macht es sicherlich einen guten Eindruck, wenn man als Mitarbeiter mitdenkt und nicht alles erst gesagt bekommen muss. Natürlich sollte man da auch nur Dinge machen, bei denen man weiß, dass diese gut ankommen und hilfreich sind.
Würdet ihr selbst von euch sagen, dass ihr eine mitdenkende Person seit? In welchen Situationen äußert sich das? Handhabt ihr das im Berufs- und Privatleben gleich? Erfordert euer Beruf es auch, dass ihr mitdenkt? Meint ihr, dass dies immer von Vorteil ist?
Gerade dein Beispiel mit den Hühnern hat für mich nicht zwangsläufig was mit "mitdenken" zu tun. Es kann sein, dass die Frau daran gedacht hat, die Hühner zu füttern, aber sie hat es gezielt sein lassen.
Denn bei manchen Menschen ist das so, dass sie sich gerne um Aufgaben drücken und dann in diesem Fall gezielt Zeit schinden würden, damit andere Menschen ihre Arbeit freiwillig übernehmen. Ich denke, dass deine Bekannte nur versucht hat ihren Partner zu erziehen und deswegen nichts getan hat. Da finde ich muss man schon unterscheiden.
Für mich ist das wieder eine von diesen Fangfragen, auf die die meisten Menschen nur eine Antwort haben können, weil kaum jemand von sich zugeben würde, nicht mitdenken und Veränderungen geistig nicht folgen zu können oder zu wollen. Genauso gut könnte man fragen: Hältst du dich selber für ein bisschen unterbelichtet auf geistiger Ebene? Da wird auch kaum jemand brav nicken, der halbwegs mit Selbstwertgefühl gesegnet ist.
Bei mir hängt es von unterschiedlichen Faktoren ab, ob ich aktiv "mitdenke" oder mich ausklinke und die anderen Leute auch mal machen lasse. Wenn jemand beispielsweise des Langen und Breiten über irgendeins seiner Hobbys referiert und ich gar nicht das Fachwissen habe, um folgen zu können, kann es schon mal vorkommen, dass ich brav nicke und mich tatsächlich geistig ausklinke, weil das immer noch höflicher ist, als einen harten Themenwechsel durchzusetzen. Zumindest bei manchen Menschen.
Es kommt tatsächlich immer auf die Situation an. Bei dem obigen Beispiel mit den Hühner und den Rollläden hätte ich das wohl schon übernommen und meinem Partner die Arbeit abgenommen. Wenn er wirklich spät nach Hause kommt dann muss das ja nicht sein, dass er das noch machen muss obwohl ich zuhause bin.
In anderen Situationen würde ich es wahrscheinlich eher nicht machen. Wenn er zum Beispiel etwas rumliegen lässt und nicht weggeräumt hat dann soll er das aus Prinzip auch selbst wegräumen. Ist ja andersrum auch so.
Ich muss sagen, dass ich zu viel mitdenke, was auch nicht gerade angenehm ist. In der beschriebenen Situation hätte ich zumindest die Hühner sicher gefüttert und dem Mann dann eben einen Zettel auf den Tisch gelegt, dass das schon erledigt ist. Wenn es nicht ganz so spät wird und man sich noch trifft, kann man es ja auch noch sagen, dass man das gemacht hat.
Ich finde es schon besser, wenn man mitdenkt und ich finde auch in meinem Berufsalltag die Menschen schlimm, die nicht mitzudenken scheinen und denen man jeden Handgriff sagen muss, die sie machen müssen, weil sie einfach nicht die Arbeit sehen, die gemacht werden muss. Aber wenn man zu viel mitdenkt, wie es mir gerne mal gesagt wird, dann ist das auch nicht angenehm, weil ich mich noch mehr darüber ärgere, dass andere Menschen nicht mitzudenken scheinen und ich das für diese Leute auch noch übernehmen "muss".
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