Dinge die man nicht braucht zum Verschenken vor Tür stellen

vom 01.09.2018, 11:45 Uhr

Ich war neulich in Bielefeld und habe dort vor einigen Haustüren Kartons gesehen, wo Dinge drin waren, die anscheinend von den Besitzern nicht mehr gebraucht werden. Klamotten zum Anziehen, Bücher, Stofftiere, Kinderspielsachen, Geschirr und Vasen und einiges mehr. Dabei stand dann ein Schild "zu verschenken" oder "Nehmen Sie sich was sie brauchen" oder "gut erhalten und zu schade zu wegschmeißen". Es war nicht mal von der Gegend abhängig, denn ich war in verschiedenen Gegenden. Dort, in dieser Stadt wird es wohl normal sein, dass man das macht.

Laut dem Zeitungsartikel, den ich verlinkt habe, darf man das normalerweise nur auf dem eigenen Grundstück und nicht auf dem Gehweg abstellen. Aber daran hält sich dort wohl keiner.

Kennt ihr das, dass man Sachen, die man nicht mehr braucht, einfach in einen Karton legt und vor die Haustür stellt, damit sich andere dran bedienen können? Findet ihr die Idee gut oder findet ihr, dass das übertrieben ist und man sowas nicht dulden sollte? Ich muss sagen, dass ich die Idee toll finde und gerade in der heutigen Wegwerfzeit, wo die Müllberge sowieso wachsen, ist es doch schön, wenn noch jemand was mit alten Sachen anfangen kann. Würdet ihr euch aus so einem Karton was nehmen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kenne das sehr gut und habe das selber auch schon gemacht. Natürlich nicht dort, wo es anderen im Weg herum gehen könnte, oder sie sich verletzen oder gar drüber stolpern können. Aber es ist schon so, dass man sich selber die Entsorgungskosten spart und den Aufwand, das weg zu tragen und weg zu schmeißen. Andere Menschen könnten aber durchaus noch eine Freude damit haben, weil es genau das ist, was sie gesucht hatten.

Mir ist es auch schon so ergangen, dass ich etwas weg schmeißen wollte, dann Besuch hatte und dieser überhaupt nicht verstehen konnte, warum ich so etwas weg schmeiße. Ich habe die betreffenden Dinge dann verschenkt und es hatten beide Parteien eine Freude. Diejenigen, die es geschenkt bekommen hatten und gut brauchen konnten und ich selber, weil ich einen ungenutzten Gegenstand nicht einfach weg werfen musste.

Ich selber habe mir auch schon etwas weg genommen von Gegenständen, die zu Verschenken waren. Viele Dinge sind nicht mehr so günstig zu erhalten, wie sie es damals eben noch waren und bevor man eine Menge Geld ausgibt, für Dinge, die noch gut erhalten sind, warum dann nicht einfach weiter geben.

Was es für ein Gegenstand war, weiß ich jetzt nicht mehr, aber ich weiß, dass ich auch schon an einem Haus oder Häuserblock vorbei gelaufen bin und etwas mit genommen habe, was ich gut gebrauchen konnte. Ich hatte eine richtige Freude und ich bin mir sicher, die vorherigen Besitzer haben sich auch gefreut, dass es jemand brauchen konnte.

Ich finde es immer ganz fabelhaft, wenn jemand etwas brauchen kann, mit dem ich nichts mehr anfangen kann. Es gibt mir so eine Art Glücksgefühl.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Bei uns ist das mehr oder weniger Standard. Hinzu kommt noch, dass man dann Fotos davon macht und auf Facebook in diversen regionalen Gruppen darauf aufmerksam macht und dann sind die Sachen gefühlt innerhalb von Minuten komplett weg und man muss nichts entsorgen. Das ist der Vorteil, wenn man in einer Großstadt lebt, da geht das sehr schnell und unkompliziert.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Hier in der Gegend sieht man mittlerweile auch vor jeder dritten Haustür einen solchen "Zu-Verschenken-Karton", und das Prinzip scheint sich allgemein großer Beliebtheit zu erfreuen und zu funktionieren. Gerade bei den Kisten, die in meiner Straße oder auf meinem Arbeitsweg liegen, kann ich ja gut beobachten, wie die Waren nach und nach verschwinden und somit anscheinend recht schnell dankbare neue Abnehmer finden. Auch ich selber habe schon ein-, zweimal zugegriffen und auf diese Art und Weise ein paar schöne Buchklassiker, etwas Deko und Handarbeitsmaterial und sogar frisches selbst angebautes Obst aus privaten Gärten umsonst ergattert.

Mir gefällt die Idee, dass man sich von der Überkonsum- und Wegwerfgesellschaft zu distanzieren versucht und Dinge, die man selber nicht mehr benötigt, die prinzipiell aber noch brauchbar und intakt sind, auch mal ohne den Gedanken an persönlichen Profit anderen zur Verfügung stellt. Viele Leute haben für Flohmärkte, Online-Inserate und Co nun mal keine Zeit und finden auf diesem Weg eine gute Methode, den Krempel ohne viel eigenen Aufwand loszuwerden und vielleicht noch jemand anderem eine Freude damit zu machen.

Viele missbrauchen das Verschenksystem zwar auch, indem sie offenkundig beschädigte und unvollständige Teile in der Hoffnung anbieten, dass ihnen ein ahnungsloser Passant die Entsorgung abnimmt, aber dafür findet man auch ab und an wahre Schätze in den Kramkisten. Solange es in einem vernünftigen Rahmen bleibt und der Besitzer der Waren sich auch einigermaßen kümmert, indem er Restbestände zurücknimmt und aufpasst, dass die Sachen keine Schäden durch die Witterung nehmen, habe ich also nichts dagegen, wenn Leute ihre alten Sachen so präsentieren.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich kenne das leider hier in unserer Gegend überhaupt nicht und muss sagen, das es bei unserer Nachbarschaft auch nicht erwünscht ist. Selbst wenn Sperrmülltag ist und man sowieso alles entsorgen will, regen sich die Leute fürchterlich auf, wenn dann jemand vor dem Sperrmüllauto kommt und vielleicht noch eine alte Lampe oder einen alten Schrank mitnimmt. Vor allem die älteren Generationen bewachen ihren Sperrmüll wie einen Goldschatz und gehen etwaige "Plünderer" richtig derbe an.

Als ich nachfragte, woher die feindliche Gesinnung kommt und warum es nicht egal ist, wer nun den Müll bekommt, erhielt ich die Antwort, es würde nur Gesinde anlocken. Hinterher würde mehr fehlen als nur der Müll, teilweise wären die Leute einfach in offen stehende Häuser marschiert und hätten sich dort auch bedient oder Deko aus dem Garten gerupft. Es ging so weit, das vom Bürgermeister Initiative gefordert wurde, der daraufhin eine Verordnung rausbrachte, das der Müll nicht mehr mitgenommen werden durfte.

Ich würde mich freuen, wenn es bei uns ähnlich entspannt zugehen würde, wie in Bielefeld. Alte Dinge neu zu gestalten, macht mir viel Spaß und ich finde vor allem alte Möbel toll, weil sie oft sehr hochwertig verarbeitet wurden. Auch bei alten Spielzeug finde ich es nicht richtig, das es gleich weggeschmissen wird, wenn es bei Ebay oder auf dem Flohmarkt keinen hohen Erlös mehr bringen würde. Seit neben an jedoch eine riesige Flüchtlingsfamilie mit vielen Kindern eingezogen ist, habe ich dahingehend keine Abnahmeprobleme mehr. Ein Auto, das auf der Mauer "vergessen" wird, verschwindet auf magische Weise innerhalb von Minuten.

Es führte allerdings tatsächlich zu Missverständnissen. Beispielsweise verschwand auch das nagelneue Fahrrad eines Freundes meines Sohnes, als dieses einfach im Hof abgestellt wurde. Zudem bekam ich prompt eine Beschwerde von einem anderen Nachbarn, unser Sohn würde mit seinem Spielzeug die Straße zumüllen, obwohl die Mauer zu unserem Grundstück gehört.

Ein Karton mit passender Aufschrift würde die Dinge vielleicht ins rechte Licht rücken, aber ich bezweifle das es die Nachbarn dulden würden. Glücklicherweise gibt es noch eine kleine Alternative bei uns. Wir haben zum Beispiel im nächsten Dorf eine Anlaufstelle, wo alles rund ums Kind abgegeben, gespendet oder getauscht werden kann. Auch für Möbel, Kleidung und den kompletten Hausrat gibt es in der nächsten Stadt eine Anlaufstelle. Die Dinge müssen also nicht weggeschmissen werden, man kann dort sogar anrufen und sie kommen um die großen oder sperrigen Dinge abzuholen. Es bedarf halt nur etwas mehr Einsatz, als alles einfach vor die Tür zu stellen.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde das gerade für Obst und Gemüse toll, das gibt es ab und an bei uns. Wenn man gerade vorbei läuft und Hunger hat, habe ich manchmal schon einen Apfel mitgenommen, der da zu verschenken war.

Sachen stehen bei uns eigentlich nur zum Sperrmüll draußen. Dann nehmen hin und wieder Leute Sperrmüll mit, obwohl das ja verboten sein soll. Manchmal stellen die Leute was aus Glas, was noch gut ist auf den Altglascontainer. Auch das findet dann immer wieder andere Abnehmer. Aber so als Kisten mit dem Hinweis, dass es geschenkt ist, kenne ich das hier bei uns nicht.

» Neandertaler » Beiträge: 103 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Diese Kisten und Kartons mit Verweisen zum Mitnehmen kenne ich auch, erst letztens stand bei uns im Hausflur ganz unten auf der letzten Etage so ein Ding mit Tellern und weiterem Geschirr drin. Es muss auch jemand Sachen herausgenommen haben, denn einige Stunden später sah der Karton schon leerer aus als vorher. Am nächsten Tag hatten dann andere Leute Teller mit hineingestellt und da war die Kiste plötzlich komplett verschwunden und alles lag in der Tonne.

Man muss eben sicher sein, dass nicht noch jemand dazukommt und seinen eigenen Krempel mit hineinlegt und man plötzlich für einen anwachsenden Berg verantwortlich ist, von daher sehe ich das ein wenig zweischneidig. Ich musste bei Pikalinas Geschichte auch an eine Meldung von vor einigen Wochen denken, als jemand vor seinem Schrebergarten zwei Blümchen mit dem Zettel "zu Verschenken" aussetze und beim nächsten Mal mitbekam, dass die ganze Hütte leergeräumt wurde.

Mir persönlich ist das zu anstrengend, ich bringe mein gesammeltes Zeug zum Sozialkaufhaus oder eben auch in die Altkleidertonne oder den Müll. Nicht alles, was noch irgendwie verwendbar sein könnte, ist auch so toll, dass ich mir die Mühe mache, es zu spenden oder zum Verschenken nach draußen zustellen. Allerdings haben sich jetzt hier auch einige Lebensmittel angesammelt, die keiner essen will, möglicherweise stelle ich die doch nach draußen.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich kannte das so eigentlich nicht. Aber es scheint doch zu einer Art Trend zu werden. Bei uns habe ich nun auch schon des Öfteren gesehen, dass jemand Gegenstände vors Haus gestellt hat und ein Zettel daran war, dass dieser zu verschenken sei. Die meisten Sachen sind dann auch irgendwann mitgenommen worden. Es kommt sicherlich darauf an, wie belebt die Straße oder Wohngegend ist.

Ich denke, dass es in Großstädten doch eher häufiger vorkommt, dass Menschen dort nicht mehr gebrauchte Dinge vor die Tür stellen und verschenken. Vielleicht ist da die Hemmschwelle auch geringen wirklich etwas davon mitzunehmen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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